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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0498
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Vom Kaiserreich über die Zeit der Weltkriege bis zur demokratischen Republik

In losem Zusammenhang mit Schenk erschien zunächst die Werkzeugbau-GmbH
Schwäbisch Gmünd; unter ihren Gesellschaftern befand sich auch das Aluminium-
werk Schenk Maulbronn. Kapitalgeber war im wesentlichen der württembergische
Staat. Der Werkzeugbau erhielt vom Wirtschaftsministerium die Aufgabe, die
Gmünder Industrie durch Heranbildung von Facharbeitern zu befruchten, die mit
der Fertigung von Massenteilen vertraut waren, wie sie besonders bei Kraftfahrzeu-
gen, Flugzeugen und feinmechanischen Erzeugnissen gebraucht wurden. Er begann
als Werkstätte für Umschulung, später wurde er ein Betrieb von Schenk.
Die Produktion bei Schenk lief 1938 bereits auf Hochtouren. Am 8. Dezember 1938
teilte Konrad im Gemeinderat mit — von den Ratsherren waren sieben anwesend,
acht fehlten —, daß Schenk seinen Betrieb wesentlich vergrößern wolle. Er erhielt
dazu weiteres Gelände von der Hospitalverwaltung. Das Gaswerk mußte seine Pro-
duktion innerhalb weniger Monate wesentlich steigern, denn Schenk meldete einen
sprunghaft steigenden Bedarf an.
Das wichtigste Unternehmen, das damals in Gmünd angesiedelt wurde, ist zweifel-
los das Zweigwerk der ZF. Am 31. August 1936 teilte der Oberbürgermeister im
Gemeinderat mit, vor einigen Tagen seien Vertreter der Zahnradfabrik Friedrichsha-
fen AG in Gmünd gewesen wegen der Errichtung eines Filialbetriebs.1:2 In der
Automobilindustrie herrschte eine wachsende Nachfrage nach Getrieben. Der
beschleunigte Aufbau der Wehrmacht erforderte eine Unzahl von Fahrzeugen ein-
schließlich der Panzer. Direktor Cappus, einer der führenden Männer in der ZF, war
für eine Dezentralisierung des Unternehmens. Die ZF war also auf der Suche nach
einem weiteren Standort; sie selbst war für einen Ort in Süddeutschland, doch spra-
chen Berliner Stellen mit wegen der Wehrmachtslieferungen, die das neue Werk
erbringen sollte. Im Stuttgarter Wirtschaftsministerium schlug Hermann Gögler,
nach dem Zweiten Weltkrieg Staatssekretär im Staatsministerium, das Notstandsge-
biet Gmünd vor, und so kamen die Friedrichshafener Vorstandsmitglieder zu einem
Orientierungsbesuch nach Gmünd. Konrad war vom ersten Augenblick an mit viel
Energie bei der Sache; er hatte auch schon einen Bauplatz anvisiert: das Gelände zwi-
schen der Gärtnerei Held und den Seuchenbaracken am Ziegelberg. Die Stadt tat in
der Folgezeit alles, um der ZF die Ansiedlung in Gmünd schmackhaft zu machen:
Das Gelände sollte zu einem billigen Preis abgegeben werden; man versprach Entge-
genkommen bei den Steuern, günstige Tarife bei Gas, Wasser und Strom und gab die
Zusicherung, die Arbeitskräfte kostenlos umzuschulen. Außerdem versprach die
Stadt, sich um Wohnungen für die aus Friedrichshafen zuziehenden Ingenieure und
Facharbeiter zu bemühen.
Nachdem auch Berlin seine Zustimmung zum Standort Gmünd gegeben hatte,
konnten die Verträge zwischen der Stadt und der ZF am 7. Januar 1937 unterzeich-
 
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