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Evers, Hans Gerhard; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Peter Paul Rubens — München, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.28046#0487
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Die beiden letzten Briefe, kurz vor seinem Tode, reden wie aus einer entrückten Welt. Sie
sind an jüngere Künstler gerichtet, an den schon berühmten Duquesnoy nach Rom und an
seinen eigenen Schüler und Hausgenossen Lukas Faidherbe:
An Duquesnoy^):
„Ich weiß nicht, wie ich Ihnen meine Verbindlichkeit für die Modelle, die Sie mir geschickt
haben, und für die Abgüsse der beiden Kinderfiguren an dem Grabdenkmal des Van den
. . in der Kirche dell'Anima ausdrücken soll, und noch viel weniger weiß ich das Lob
ihrer Schönheit auszudrücken. Man meint fast, daß die Natur und nicht die Kunst sie gebil-
det habe, und daß der Marmor sich zum Leben erweicht habe. Ich höre bis hierher den
Ruhm der Statue des heiligen Andreas, die jetzt enthüllt ist, und ich im besonderen, und
gemeinsam unsere ganze Nation, wir freuen uns darüber mit Ihnen, indem wir auch teil-
haben an Ihrem Ruhm. Hinderten mich nicht Alter und Gicht, die mich unbrauchbar machen,
so käme ich selbst dorthin, um die Vollkommenheit eines so edlen Werkes mit meinen
Augen zu genießen und zu bewundern. Statt dessen hoffe ich, Sie bald hier unter uns zu
sehen, und daß Flandern, unser geliebtes Vaterland, eines Tages aufleuchtcn wird durch
Ihre herrlichen Werke. Möge sich dieses erfüllen, ehe das Licht meiner Augen erlischt,
damit ich sie noch für die Wunder Ihrer Hand öffnen kann, die ich aufs innigste küsse, in-
dem ich von Gott ein langes Leben für Sie erbitte.
Ihr ergebenster und dankbarster Diener Peter Paul Rubens."
Antwerpen, 17. April 1640.

An Faidherbe:
„Lieber Herr,
Ich habe mit Freuden vernommen, daß Sie am Maitage den Maien gepflanzt haben in Ihrer
Liebsten Garten, und ich hoffe, daß er fortan wachsen und Früchte bringen wird zu seiner
Zeit. Ich und meine Frau und meine beiden Söhne wünschen Ihnen und Ihrer Liebsten alles
Glück und eine vollkommene Zufriedenheit in dem Ehestand, aus ganzem Herzen. Mit dem
Kind aus Elfenbein hat es keine Eile, denn Sie haben nun anderes Kinderwerk von größerer
Wichtigkeit unter den Händen. Doch Ihr Besuch wird uns immer sehr willkommen sein.
Ich glaube, daß meine Frau in wenig Tagen nach Mecheln kommen wird, um nach Steen zu
gehen, und dann wird sie die Freude haben, Ihnen mündlich Glück zu wünschen. Inzwi-
schen bitte ich Sie, meine herzlichsten Grüße Ihrem Herrn Schwiegervater und Ihrer Frau
Schwiegermutter auszurichten, die, wie ich hoffe, täglich mehr Freude haben werden an
dieser Heirat und an Ihnen. Dasselbe wünsche ich Ihrem Herrn Vater und Frau Mutter, die
sich ins Fäustchen lachen muß, weil aus Ihrer Reise nach Italien nichts geworden ist, und
weil sie, statt ihren lieben Sohn zu entbehren, noch eine Tochter dazu gewonnen hat, die sie
mit Gottes Hilfe bald zur Großmutter machen wird. Womit ich verbleibe stets und aus
ganzem Herzen Ihr dienstwilliger Freund Peter Paul Rubens."
Antwerpen, 9. Mai 1640.

Keine Äußerung über Rubens' Tod von Angehörigen oder Freunden, die ihm nahegestan-
den hätten, ist erhalten. Zeitungen und Zeitschriften gab es nicht, und von den Klagegedich-
ten ist nur ein einziges, eine inhaltslose Reimerei^"), bekannt. Gerbier hatte den Namen

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