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Evers, Hans Gerhard; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Peter Paul Rubens — München, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.28046#0257
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XVI. DER RUHM ÜBER EUROPA

Wenigen Menschen sind der Ruhm und die Anerkennung so immertreu gewesen wie Ru-
bens. Die italienischen Auftraggeber wußten, welche Laufbahn ihm bevorstand, und Kaiser
Rudolf bedang sich bei einem Auftrag auf Kopien nach Correggio, im Jahre 1605, beim Her-
zog von Mantua ausdrücklich aus, daß sie von dem jungen Flamländer im Dienste des Her-
zogs ausgeführt sein sollten. 1607, als Rubens noch nicht dreißig Jahre alt war, ließ sein Be-
kannter Kaspar Schoppe in einem dicken Folianten^) von ihm drucken: „Ich weiß nicht,
was ich mehr an ihm rühmen soll, seine Malkunst, auf deren höchstem Gipfel, wenn über-
haupt in unserem Zeitalter jemand, dann er von den Einsichtigen anerkannt wird, oder
seine Kenntnis aller schönen Wissenschaften und sein sicheres Urteil, verbunden mit dem
Vorzug einer außerordentlichen Gesprächs- und Umgangsbegabung." Die Stadt Antwer-
pen, die Erzherzoge in Brüssel eilten, ihn mit Aufträgen an die Heimat zu binden, und
jedermann nannte ihn „den Apelles unseres Jahrhunderts". Aber sein Ruhm flog über ganz
Europa. Immer weitere Länder wußten von ihm, die nächsten durch Bilder, die sie sahen,
die ferneren von denen, die solche Bilder gesehen hatten, die fernsten zusammenhängend mit
dem alten Ruhm der Niederlande überhaupt. Denn daß dieses Küstenland, wo Volkskraft
und städtischer verfeinerter Reichtum sich vereinten, ein Platz sei, auf welchem die Kunst
Europas bestimmt werde, das war seit dem Mittelalter bis in das Ende des 17. Jahrhunderts
niemals erschüttert.
Die Worte, mit denen die Humanisten ihn bei seiner Hochzeit und dann angesichts seiner
Metamorphosen und anderer Frühbilder begrüßten, sind schon im Zusammenhang anderer
Kapitel angeführt worden. Jeder Fremde, der nach Antwerpen kam, ob Prinz oder Student,
suchte ihn auf. Anfang Februar 1614 begleitete Johann Wilhelm Neumayr^) den jungen
Herzog Johann Ernst zu Sachsen zu Rubens: „Hierauff sahen sie auch bey den beyden vor-
trefflichen Mahlern Peter Paul Rybent und Brügeln viel herrliche Gemählde und Kunst-
stück. Rybent mahlet meistlich große Stück, und alles in rechter natürlicher Größe, aber
überaus künstlich schön, und nach dem Leben. Soll alle Wochen auff 100 Gülden arbeiten
können, mag leicht ein Stück seyn, er verkauftet solches um 2, 3, 4 auch 500 Reichsgülden;
Brügel aber mahlet kleine Täfflein mit Landschafften, aber alles so subtil und künstlich, daß
mans mit Verwunderung ansehen muß." Rubens wohnte damals noch nicht in seinem neuen
Haus, sonst hätte Neumayr es gewiß beschrieben.
Lind weitere Briefstellen an oder über Rubens: Eintrag in der Chronik des Neuburger Jesui-
tenklosters für das Jahr 1617*^): „Das adlige Gemälde, das auf den Hochaltar kommt, ist
schon da. Es ist von Peter Paul Rubens, dem berühmtesten Maler unserer Zeit, mit wunder-
barer Kunst ausgeführt; Kenner der Malkunst schätzen es mehrere tausend Gulden wert."
Sir Dudley Carleton am 23. Mai 1618: „... und so halte ich mich in allem und für alles an
den Inhalt Ihrer zwei letzten Briefe; nur eines kann ich nicht unterschreiben, daß Sie im
ersten der Briefe abgewinkt haben, Sie seien kein Fürst — denn ich ehre Sie als den Fürsten
der Maler und der Edelmänner, und mit diesem Schlüsse küsse ich Ihnen die Hände."

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