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Evers, Hans Gerhard; Bernini, Gian Lorenzo
Die Engelsbrücke in Rom von Giov. Lorenzo Bernini — Der Kunstbrief, Band 53: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.61768#0018
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Lazzaro Morelli
Antonio Raggi
Paolo Naldini
Cosimo Fancelli
Paolo Naldini
Girolamo Lucenti
Giov. Lorenzo Bernini
Ercole Ferrata
Antonio Giorgetti
Domenico Guidi

den Engel mit der Geißel;
den Engel mit der Säule;
den Engel mit der Dornenkrone;
den Engel mit dem Schweißtuch
der Veronika;
den Engel mit dem ungenähten
Rock und mit den Würfeln;
den Engel mit den drei Nägeln;
den Engel mit dem Kreuzestitel;
den Engel mit dem Kreuz;
den Engel mit dem Rohr und dem
Schwamm;
den Engel mit der Lanze.

(Das ist zugleich die Reihenfolge des Stationsweges; die drei
für Bernini in Frage kommenden Engel stehen alle auf der
Westseite derBrücke,und zwar auf den drei mittleren Pfeilern.)
Paolo Naldini, der demnach außer dem ihm selber zu-
geschriebenen Engel mit dem ungenähten Rock auch die
Kopie nach Berninis Engel mit der Dornenkrone angerechnet
bekam, war 1615 in Rom geboren und starb dort 1691. Er
hinterließ als Maler, Bildhauer und Stukkator ein ziemlich
umfangreiches Werk, er arbeitete schon 1664 mit Bernini
zusammen in der Stukkierung der Kirche von Ariccia. Ihm
ist daher die Ausführung der (technisch außerordentliche
Erfahrung voraussetzenden) überlebensgroßen Marmorengel
wohl zuzutrauen.

Nach diesen Angaben wurden die Engel und ihre Meister
zweihundert Jahre lang in den Romführern wiederholt. Erst
im Jahre 1900 kam in die alte Tradition eine Unsicherheit.
Stanislao Fraschetti veröffentlichte in seiner Berninibio-
graphie Zahlungsnachweise aus dem Staatsarchiv in Rom,
in welchen übereinstimmend mit der Tradition alle Namen
vorkommen. Paolo Naldini aber ist nur als Verfertiger der
„Kopie des Engels mit der Dornenkrone“ genannt, nicht für
den Engel mit dem ungenähten Rock. Und weiterhin sind
als Zahlungsempfänger Paolo Bernini (der 1648 geborene
Sohn Lorenzos) und noch ein Giulio Cartari (dem „50 Scudi
als Teilzahlung der vereinbarten Summe von 700 Scudi für
die Kopie des Engels auf der Brücke“ gezahlt werden) ge-
nannt. Seither sucht die moderne Kunstwissenschaft diese

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