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Evers, Hans Gerhard; Bernini, Gian Lorenzo
Die Engelsbrücke in Rom von Giov. Lorenzo Bernini — Der Kunstbrief, Band 53: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.61768#0046
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und gemäß den ihr von Gott verliehenen Erleuchtungen in
entsprechendem Verhältnis zum Nachbilde Gottes erheben.
Kap. VII, 1: Indem wir die geschilderte Stufenfolge der
heiligen Hierarchien gelten lassen, behaupten wir, daß jeg-
liche Benennung der himmlischen Geister eine Offenbarung
über die gottähnliche Eigentümlichkeit eines jeden enthält.
Der heilige Name der Seraphim bedeutet nach den Kennern
des Hebräischen entweder „Entflammer“ oder ,,Erglühet'“;
der Name Cherubim dagegen „Fülle der Erkenntnis“ oder
„Ergießung der Weisheit“. . . Der Name der höchsten und
erhabenen „Throne“ bezeichnet, daß sie jeder erdhaften
Niedrigkeit enthoben sind, daß sie überweltlich nach oben
streben und von jedem unteren Gliede unerschütterlich
weggerückt sind. . . 2. Für rein muß man diese Geister er-
achten, nicht nur insofern, als ob sie von unheiligen Flecken
und Makeln befreit und materiell-sinnlichen Phantasie-
vorstellungen unzugänglich wären, sondern in dem Sinne,
daß sie ungetrübt über jede Schwächung und über alles
minder Heilige hinaus entrückt sind, und entsprechend ihrer
unveränderlichen Gottesliebe den ihnen eigenen, von stän-
diger und gleichmäßiger Bewegung (der Liebesglut) er-
füllten Stand unerschütterlich behaupten, daß sie das Sinken
zum Geringeren in irgendwelcher Richtung ganz und gar
nicht kennen. . . Als beschauend muß man sie anerkennen,
insofern, als sie mit einem Lichte erfüllt sind, das jegliche
immaterielle Erkenntnis übertrifft.. . Vollendet müssen
wir desgleichen diese Engel erachten, weil sie mit der ersten
und vorzüglichsten Gnade der Vergottung erfüllt werden.
Denn nicht durch andere heilige Wesen, sondern unmittelbar
von der Urgottheit werden sie hierarchisch vollendet.. .
4. Diese also ist, soweit ich es verstehe, die erste Ordnung der
himmlischen Wesen. Sie steht unmittelbar in der Runde um
Gott und um Gott her, in unablässigem Reigen bewegt sich
ihr einfaches Denken in der ewigen Erkenntnis Gottes, wie
es der immer bewegten, höchsten Rangstellung unter den
Engeln entspricht. Sie genießt reinen Blickes viele wonne-
volle Anschauungen, sie wird von einfachen und unmittel-
baren Strahlen funkelnd erleuchtet und mit göttlicher Speise
gesättigt. . . Deshalb hat auch die Offenbarung den Men-
schen auf Erden deren Lobgesänge überliefert, in welchen
sich der Vorzug ihrer höchsten Erleuchtung heilig kundgibt.

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