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Frau und ihren Gruß verschmähen. Ei, ei! Komm' doch
näher — auf einen Augenblick!"

„Guten Morgen, Mutter," versetzte die junge Frau und
erblaßte, — die Furcht gebot ihr näher zu treten, „ich habe
zwar Eile — denn das Essen steht am Feuer —; wenn
Ihr mir aber etwas zu sagen habt —?"

„Ich Hab' nur meine Freude, wenn ich Dich sehe, Kat-
scha! Du bist so jung, so hübsch, immer so fröhlich, so ge-
sund. — Wie geht es Dir, meine Tochter?"

— „Recht gut, Mutter! Ich bin ganz glücklich. Ich
liebe meinen Mann, er liebt mich; Sorgen haben wir nicht;

— was könnte ich noch begehren!"

„Ganz glücklich? Ja, ja, — wenn das nur so immer
währen möchte. Aber nichts ist flüchtiger als das Glück.

— Und ist Dir denn Dein Mann auch treu?"

— „Wie Ihr nur so fragen könnt'; das ist recht ab-
scheulich. Wir sind ein Herz und eine Seele. Er liebt
keine andere als mich, und wird nie eine andere lieben."

„Und doch, und doch," sagte die Alte mit einem Seuf-
zer, „Du weißt nicht, wie veränderlich die Männer sind. —
Ja, drei, vier Jahre, da halten sie aus, aber wenn das
Bischen Schönheit vergeht —. Nun, Dein Mann wird'
auch keine Ausnahme machen von der Regel, er ist ein rech-
ter Schelm und versteht sich auf die hübschen Weiber: Des-
halb hat er ja auch Dich genommen."

— „Wie versteht Ihr das? — Ich weiß, daß Ihr
gern verleumdet und lästert."

„Wer wird so auffahren und mich kränken. Es ist nur
ein Scherz, wovon ich spreche. Als ich gestern bei der Mühle
war und durch den Zaun sah, da hatte Dein Mann Getreide
hingefahren, — ist's nicht so? — Die Müllerin stand
in der Thüre, und die Müllerin, das wirst Du doch
eingestehen, ist eine junge schöne Frau, fast so schön,
wie Tu —; er streichelte ihr die Wangen, dann
neckte er sie, sie lachte, und dann wollte er ihr,
glaub' ich, gar einen Kuß rauben. Es war, wie
gesagt, eine Schäckerei, weiter nichts!"

„Das ist abscheulich!" rief die junge Bäuerin
und Thränen traten in ihre Augen, „Ihr lügt —

Ihr seid boshaft, das weiß das ganze Dorf. Aber
just will ich Euch nicht glauben und wenn Ihr mir
noch zehnmal von der schönen Müllerin erzählt. Mein
Mann ist mir treu: darauf lebe und sterbe ich."

„Aber du thörichtes Kind, ich sage ja nicht,
daß Tein Mann treulos ist — ich sage nur, was
mit der Zeit werden könnte, und wie es die Män-
ner zu treiben pflegen, wenn man sich nicht ihrer
Treue versichert, wenn man sie nicht bindet. Und
dafür gibt's allerdings Mittel." —

„Wie meint Ihr das?" fragte die Bäuerin,
deren Argwohn zwar noch nicht Wurzel gefaßt, de-
ren Neugierde aber erregt worden war.

„Hi, hi! — die Leute nennen mich eine Hexe
— es ist zum Lachen! Ich weiß fteilich so man-

ches unschuldige Kunststückchen, was den Leuten geholfen, —
aber das ist noch himmelweit von der Hexerei. Und weil
ich Dich lieb habe, Dich schon von Kindesbeinen an geliebt
habe, so wollte ich Dir gerne einen guten Rath geben: ob
Tu ihn befolgen willst, ob nicht, ist mir gleich."

— „Und das wäre?"

„Ein Mittel, wenn Du's anwendest, daß Dir Dein
Mann immer treu bleiben muß — Dich lieben muß, selbst
wenn Du schon alt und häßlich geworden bist."

— „So nennt's doch, wenn es nichts Böses ist."

„Nun hör' also, mein Töchterchen! Es ist heut Sanct

Medardi und gerade der wichtige Tag zur Ausführung die-
ses ganz unschuldigen Kunststückes. — Höre mich wohl an.
Wenn Tein Mann heut Abend zu Bette gegangen und fest
eingeschlafen ist, so erhebst Du Dich sachte, nimmst sein Ra-
siermesser und fährst ihm mit dem Rücken der Klinge drei-
mal leise über die Kehle. Dann sprichst Du drei Vater-
unser und drei Avemaria und der Bann ist ausgesprochen:
er kann Dir von da an niemals untreu werden. Daß an
dem ganzen Kunstgriff nichts Böses ist, magst Du daraus
erkennen, daß dabei der Schutz des Himmels und nicht der
des Gottseibeiuns angerufen wird." —

Die Bäuerin hatte mit gespannter Aufmerksamkeit zu-
gehört, sie senkte jetzt den Kopf und verfiel in Nachdenken.

„Befolge meinen Rath oder nicht," fuhr die Hexe fort,
„mir ist's gleich. Willst Du aber Deine Besorgnisse für
immer los sein, so weißt Du nun, was Du zu thun hast."

— „Ich will mir's überlegen," sagte die junge Frau,
„vor der Hand habt Dank." — Tann ging sie langsamen
Schrittes das Dorf hinauf in ihr Gehöfte.

lSchluß folgt.)

Der Teufel und ein altes Weib.


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Teufel und ein altes Weib"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Hexe <Motiv>
Nachdenklichkeit
Bäuerin <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 217, S. 3

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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