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Hans Breidbach, der Goldschmied aus Freiburg.

den Vetter der Amey bei den Augustinern und sagte ihm,
daß ich auf den Zurzacher Markt ginge und in Freiburg den
Befehl erhalten habe, nach der Amey zu fragen, wo sie sei
und was sie mache? Ta sagte er mir, sie sei in Baden,
liege nah bei Zurzach, bei einer Muhme, die sie da hätte,

I und nannte mir sie, wisse aber sonst nichts von ihr.

Ta sagte ich ihm auch, wie mir ein guter Freund aufge-
tragen habe, mich bei einem Gelehrten zu erkundigen, ob er
ein Gut behalten dürfe, das er auf Weis und Weg bekommen
habe, wie ich ihm da erzähle. Ta frug er mich, ob des Gutes
viel wäre? das bejahte ich; da sagte er, er müßte sich dcßhalb
naher berathen und bestellte mich auf den Abend wieder. Ta
ich hinkam, war er gar freundlich mit mir, führte mich im
Äreuzgang auf und ab, sagte auch, wie man sich berathen und
gefunden habe, daß, da die Wittfrau dem Manne großes Gut
verheißen habe, wenn er sie am Leben ließe und er keine Schuld
! an ihrem Tode trage, das Gut auch nit mehr zurück gegeben
werden müsse, da aber selbiges auf unrechtmäßige Weise und
in keiner ehrlichen Fehde erbeutet worden sei, so dürfe es der
i Besitzer auch nit behalten, sondern man müsse es an ein Got-
teshaus abgcben, damit man für die arme Wittwc, die ohne
j Beichte habe sterben müsien, Seelenmessen lesen könnte, und
sagte mir mit vielen glimpflichen Worten, wie ich meinen
Freund bereden sollte, daß er das Gut in ihr Kloster gebe und
versprach mir gar ein schönes Geschenk, wenn ich das znmegen
brächte. Ta führte er mich in einen Saal, es ward mir Speise
und Trank aufgesetzt und gar viel Ehre bewiesen. Man forschte
noch nach, ob man nicht mehr erfahren könne; ich schied aber
von dannen, und dachte, wenn die reichen Pfaffen das Gut be-
halten dürfen, so darf ich es auch behalten, dachte, ich könnte
der Seele auch Mesien lesen lassen, und war ganz getrost.

Sobald man am Morgen das Thor zu Basel aufthat,
j eilte ich fort, zog freudig auf Baden zu, und lief anfangs so
stark, daß ich Abends kaum mehr gehen konnte, denn der
! Weg ist weit und rauh; doch stärkte mich die Freude so, daß
ich noch in die Stadt kam, allein es war schon sehr spät
und das Thor zu, das machte man mir aber auf für mein
j Geld und zeigte mir das Haus, wo ich hin wollte.

Ta war im ganzen Städtlein kein Licht mehr, als in die-
sem Hause. Ich trat hinzu und sah, daß es eine Magd war,
die spann. Da klopfte ich am Laden und fragte, ob nit eine
Freiburgerin hier wohne? Ta sagte sie, ja, ich bins.

Ich bat sie, daß sie mir aufthät, denn ich bringe ihr
neue Mähr von Freiburg. Tieß wollte sie nit thun, bis sie
wußte, wer ich sei, und da ich ihr meinen Namen sagte,
wußte sie erst nit, ob sie mich einlasien sollte. Ta bat ich
so lange, bis sie mir aufniachte.

Wir beide hatten da genug zu erzählen und ich sagte
ihr, daß ich nur wegen ihr in das Schweizerland gekomnien
wäre, und bat sie gar dringlich, daß sie mir ihre Hand gäbe,
wenn die Trauerzeit um ihren Vater selig vorüber sei. Das
wollte sie lange nit thun, weil sie nun arm war, doch zu-
letzt willigte sie ein; da war ich der allcrglücklichste Mensch
auf der ganzen Erde.

Item der Morgen kam, ehe wir daran dachten, da kam
auch ihre Muhme herunter, die wunderte sich sehr, daß sie
einen fremden Mann so früh bei der Amey fand; da grüßte
ich sie auch als meine Muhme und sagte ihr den ganzen
Handel. Dessen war sie nit recht zufrieden, denn sie hätte
die Amey gerne bei ihr behalten, die ihr diente wie ein ar-
mes Mägdlein und alle Tage bis nach Mitternacht spann,
mithin ihr großen Nutzen brachte.

Ta zog ich nach Zurzach, und fand, daß da gute Ge-
legenheit wäre, die Kleinodien und anderes zu' verkaufen,
nahm daher von meiner Amey auf eine kurze Zeit Abschied
und eilte Greifenstein zu, um zu sehen, was mein Schatz
mache. Ta fand ich alles unversehrt und die Blümlein
blühten gar lustig aus der Erde, mit der ich denselben zuge-
deckt hatte, das war mir eine gute Vorbedeutung.

Ta zog ich auf Freiburg zu und wollte mit der Alten ab-
machen, aber der Meister Rot machte gar ein saures Gesicht,
als ich zu ihm trat, ihn grüßte und fragte, was seine Schwe-
ster mache? Ta zeigte er auf den Trauerflor, den ich am Hut
hatte und sprach spitzig, ich wisse es ja schon. Da war ich
vor Freude ganz erstaunt und fragte, ob denn seine Schwester
gestorben sei? Er bejahte es, wunderte sich aber, daß ich
das nicht wisse, denn er hat mein Ehcversprechen bei ihr ge-
funden, und glaubte, ich trage den Flor wegen ihr, und
wolle einen Anspruch auf ihr hinterlassenes Gut machen.

Ta sagte ich ihm, ich trage den Flor wegen einem Vetter
im Schwcizerlande, der mir großes Gut hinterlassen habe, und
mich vor seinem Tode noch zu ihm beschied. Ich habe ihm
dies nit entdecken wollen, weil ich besorgte, seine Schwester
erführe es und würde mich meines Versprechens gar nit ent-
ledigen wollen, und sagte ihm auch da den Hergang mit der
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hans Breidbach, der Goldschmid aus Freiburg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Goldschmied
Leuchte
Nacht <Motiv>
Karikatur
Junge Frau <Motiv>
Handspindel
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 235, S. 146

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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