Fliegende Blätter (101.1894 (Nr. 2553-2578))

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Ruhe.

1 autlofe Ruh'! Es neigen
Die Zweige sich zur Erd'
hinab.

Wir Beide, von der Welt fernab.
Sind glücklich in dem heil'gen
Schweigen.

Ein jeder Laut das Ohr empört,
Oh, laß' uns ganz die Welt ver-
gessen

Und meinen Mund auf deinen
Pressen,

Nur — weil der sonst die Stille
stört.

Älsred SegaU.

Zweierlei Standpunkt.

„Verdammt, ein altes Weib — das bedeutet Unglück — heut' trefs'
ich gewiß nichts!" — „Ein hübsches, junges Herrchen — das bedeutet
Glück — heut' wcrd' ich viele Schwammerln finden!"

Jägerlatein.

Am Stammtische wurde von der Macht der Gewohnheit gesprochen. Der Doktor hatte
eben die Geschichte voni Leibarzt erzählt, der, als er einmal sein Morphium vergaß, dem
Fürsten kurz gefaßt reines Wasser applicirtc, was dieselbe Wirkung that. Da wollte der

Förster auch nicht zurück bleiben und
erzählte ein merkwürdig'es^Beispiel aus
seinem Leben.

„Ich war damals noch Herrschafts-
jäger und hatte täglich zwei Fasanen
abzuliefern, deren cs in Menge gab und
die ich jedesmal mit je einem Schüsse
erlegte. Das ging längere Zeit so fort.
Da hatte ich eines Tages viel im
Büreau zu thun und erst Abends, als
es bereits dämmerte, fiel mir plötzlich
ein: Herrgott, du hast ja deine zwei
Fasanen noch nicht geschossen. Ich lud
mein Gewehr, konnte aber den Schrot-
beutel nicht finden und vergaß schließ-
lich in der Eile auf die Schrote. Erst
als ich zwei Fasanen nach einander auf's
Korn nahm und die beiden Schüsse
etwas weniger laut als sonst krachten,
siel mir ein: Donnerwetter, du hast ja
nur blind geladen!

Aber was meinen die Herrn, daß
geschah? Die Fasanen waren bereits
so gewöhnt daran, daß jeden Tag zwei
von ihnen geschossen wurden, daß nun
auch die beiden, die ich ans's Korn
genommen, gewohnheitsmäßig herunter
fielen. Ich staunte aber nicht lange,
sondern machte mir die Sache zu Nutzen
und sparte seit der Zeit, wenn auch
nicht das Pulver, so doch das Blei."