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Bei'm Anblick des Meeres
Rentier (der auf ärztliche Verordnung in ein Seebad gereist ist): „Baden, ja baden laß' ich mcr allenfalls
noch gefallen. . aber warum gleich in so viel' Wasser?!"
Die Strafe d
r war ein Realist und malte das Weib — so, wie er es „sah"!
Es schaute unendlich schlumprig, ungewaschen, häßlich und
faul aus. Einige schlichte Lente, die nicht so „sehen" gelernt hatten
wie er, gingen denn auch kopfschüttelnd weg, als es ausgestellt
wurde. Seine Freunde und Anhänger aber schrieen vor Begeister-
ung und zeigten auf der Straße, wenn sich eine edle Frauengcstalt
nahte, demonstrativ mit den Fingern nach ihr, indem sie einander
naserümpfend fragen: „Was ist denn das?" —
Eines Abends stand er allein vor seinem Werk und bewunderte
es Realisten.
es. Da ward es Plötzlich zauberisch hell und die Güttin der
Schönheit erschien ihm. „Wie", rief sie zürnend, „das soll
meine herrlichste Schöpfung sein — das Weib? Wagst Du
es noch länger, dem abscheulichen Zerrbild diesen Namen zn geben?"
„Ja", cntgcgnetc er mit höhnischem Trotz, „und Du wirst mich
niemals davon abhalten: denn Dn bist ja selbst falsch und unwahr!"
„Gut", sprach die Göttin, „so vernimm Deine Strafe" — da
erblaßte er, denn sein Gebilde trat fleischgcwordeu aus dem Rahmen
— „sie sei Dein Weib!" w. tjcrhcrt.
Bei'm Anblick des Meeres
Rentier (der auf ärztliche Verordnung in ein Seebad gereist ist): „Baden, ja baden laß' ich mcr allenfalls
noch gefallen. . aber warum gleich in so viel' Wasser?!"
Die Strafe d
r war ein Realist und malte das Weib — so, wie er es „sah"!
Es schaute unendlich schlumprig, ungewaschen, häßlich und
faul aus. Einige schlichte Lente, die nicht so „sehen" gelernt hatten
wie er, gingen denn auch kopfschüttelnd weg, als es ausgestellt
wurde. Seine Freunde und Anhänger aber schrieen vor Begeister-
ung und zeigten auf der Straße, wenn sich eine edle Frauengcstalt
nahte, demonstrativ mit den Fingern nach ihr, indem sie einander
naserümpfend fragen: „Was ist denn das?" —
Eines Abends stand er allein vor seinem Werk und bewunderte
es Realisten.
es. Da ward es Plötzlich zauberisch hell und die Güttin der
Schönheit erschien ihm. „Wie", rief sie zürnend, „das soll
meine herrlichste Schöpfung sein — das Weib? Wagst Du
es noch länger, dem abscheulichen Zerrbild diesen Namen zn geben?"
„Ja", cntgcgnetc er mit höhnischem Trotz, „und Du wirst mich
niemals davon abhalten: denn Dn bist ja selbst falsch und unwahr!"
„Gut", sprach die Göttin, „so vernimm Deine Strafe" — da
erblaßte er, denn sein Gebilde trat fleischgcwordeu aus dem Rahmen
— „sie sei Dein Weib!" w. tjcrhcrt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bei'm Anblick des Meeres"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1894 - 1894
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)