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In der Sommerfrische.
Das P a r a p l u t c.
/C^irt Pechvogel war der Herr Amtsrichter Fehlhuber von jeher! So ist es
XsöJ denn auch kein Wunder, daß ihm die Geschichte mit dem Parapluie passirte.
War da ein gewisser Emmeran Müller beschuldigt, er habe am Sonntag den
23. Oktober 1893 Vormittags 101/i Uhr im Gasthaus zum „gelben Fixstern" dem
Privatier Chrysostomns Kneipfinger einen seidenen Regenschirm im Werthe von
zwölf Mark in der Absicht rechtswidriger Zueignung ohne erschwerende Umstände
weggenommen — das heißt gestohlen. — In der Schöffensitzung leugnete der
Beschuldigte, wie es sem Recht war, aus Leibeskräften. Da aber der Zeuge auf
Eid den bei Müller Vorgefundenen und zu Gerichtshanden gelangten Regenschirm
als den seinen bezeichnete, verurtheilte der Herr Amtsrichter mit seinen zivei
Schöffen den Angeklagten zu acht Tagen Gesängniß.
Vergnügt über diese gerechte That zog Fehlhuber nach der Sitzung eben seine
Robe aus, schlüpfte in den Straßenrock und wollte das Büreau verlassen — da
bemerkte er, daß es draußen heftig regnete. Sein neuer Hut verlangte Schutz,
und so entschloß er sich denn, Mangels eines anderen Bedachungsmittels, den
als corxus delicti noch bei den Akten gebliebenen, gestohlenen Schirm bis in's
Gasthaus mitzunehmen, wo er als Junggeselle zu Mittag speiste. Bei cinigcu
guten Freunden blieb er dort etwas länger als gewöhnlich sitzen und, als er auf-
brechen wollte und nach dem Parapluie sah — war es verschwunden.
Kein Suchen, kein Fragen half — Niemand wußte, wohin es gekommen war.
Kaum aber betrat der Amtsrichter im höchsten llnmuth sein Büreau, da brachte
ihm der Bote die Berufungseinlegung des Emmeran Müller! Nun war
das Unheil fertig! Die Akten sollten dem Landgericht als der zweiten Instanz
Recht beruhigend.
„Uni Gotteswillen, wir müssen Beide zu Grunde
gehen!" — „O, ich kann schwimmen!" — „Aber
Ich nicht!" — „Ich zeig's Ihnen schon!"
In der Sommerfrische.
Das P a r a p l u t c.
/C^irt Pechvogel war der Herr Amtsrichter Fehlhuber von jeher! So ist es
XsöJ denn auch kein Wunder, daß ihm die Geschichte mit dem Parapluie passirte.
War da ein gewisser Emmeran Müller beschuldigt, er habe am Sonntag den
23. Oktober 1893 Vormittags 101/i Uhr im Gasthaus zum „gelben Fixstern" dem
Privatier Chrysostomns Kneipfinger einen seidenen Regenschirm im Werthe von
zwölf Mark in der Absicht rechtswidriger Zueignung ohne erschwerende Umstände
weggenommen — das heißt gestohlen. — In der Schöffensitzung leugnete der
Beschuldigte, wie es sem Recht war, aus Leibeskräften. Da aber der Zeuge auf
Eid den bei Müller Vorgefundenen und zu Gerichtshanden gelangten Regenschirm
als den seinen bezeichnete, verurtheilte der Herr Amtsrichter mit seinen zivei
Schöffen den Angeklagten zu acht Tagen Gesängniß.
Vergnügt über diese gerechte That zog Fehlhuber nach der Sitzung eben seine
Robe aus, schlüpfte in den Straßenrock und wollte das Büreau verlassen — da
bemerkte er, daß es draußen heftig regnete. Sein neuer Hut verlangte Schutz,
und so entschloß er sich denn, Mangels eines anderen Bedachungsmittels, den
als corxus delicti noch bei den Akten gebliebenen, gestohlenen Schirm bis in's
Gasthaus mitzunehmen, wo er als Junggeselle zu Mittag speiste. Bei cinigcu
guten Freunden blieb er dort etwas länger als gewöhnlich sitzen und, als er auf-
brechen wollte und nach dem Parapluie sah — war es verschwunden.
Kein Suchen, kein Fragen half — Niemand wußte, wohin es gekommen war.
Kaum aber betrat der Amtsrichter im höchsten llnmuth sein Büreau, da brachte
ihm der Bote die Berufungseinlegung des Emmeran Müller! Nun war
das Unheil fertig! Die Akten sollten dem Landgericht als der zweiten Instanz
Recht beruhigend.
„Uni Gotteswillen, wir müssen Beide zu Grunde
gehen!" — „O, ich kann schwimmen!" — „Aber
Ich nicht!" — „Ich zeig's Ihnen schon!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In der Sommerfrische"
"Recht beruhigend"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1894 - 1894
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)