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Untereckbauer von Niederroßbach ist zum Ochsenkauf nach
Michelsdorf 'gang'n und hat zu dem Zweck seine Brieftasch'n
mit sechs Hunderter in den inner'n Jankersack 'neing'steckt. G'rad'
vor dem Ort ist er über einen Steinhaufen g'stolpert und der Läng'
nach hing'fall'n, so daß er g'meint hat, aus ist's. Er hat aber seine
Bciner doch wieder z'samm'klauben können und ist fluchend weiter
'gangen; — daß ihm dabei das Brieftasch'l 'rausg'fall'n ist, hat er
gar nicht g’merft. Die Brieftasch'n ist aber gleich neben dem Stein-
hauf'n g'leg'n, und Jeder, der des Wcg's 'kommen ist, hat s' derseh'n
können. Z'erst ist ein alter Austrägler, der Hubernazi, daher'tappt.
Auf einmal blend't ihn 'was, und er ist förmlich erschrocken. „Jessas",
sagt er, „da liegt gar a' Brieftasch'n — z'letzt is ebbas d'rin aa' I"
Dann hat er schnell mit ein' Aug' rechts, mit dem andern links

g'schant, ob Jemand in der Näh' wär',
nacha hat er sich 'buckt und das Tasch'l
aufg'hoben. Der hat g'spiyt, wie er die
sechs Hunderter g'sehen hat! Er hätt' gern
alle sechse g'nommen; aber der Nazi ist
mit allen Wassern g'waschen — deßhalb
denkt er: „Den Funddiebstahl überlaß'
i' an' Ander'»", zwickt einen Hunderter
'raus, laßt ihn im Leibtasch'l verschwinden,
wirft die Brieftasch'n wieder weg und geht
seinen Austraglerschritt weiter.

Gleich d'rauf hatscht die Botenwabi da-
her. Der Nazi hört s' kommen, dreht sich

um und ruft ihr zu: „Du Wabi, mir scheint's, da liegt a' Bricf-
tasch'n — i' will nix'n damit z'thun hab'n - kunnt'st s' ebber Du
anschaug'n!" Dann ist er wciter'gangcn. - Die Wabi hat eine
Weil' g'wart', dann hat s' d' Neugierd' doch 'plagt, und sic hat die
Brieftasch'n z'erst auswendig, dann einwendig visentirt. Wie s' die
Bankernoten g'sehen hat, is ganz blaß 'worden, hat schnell so ein

blaues Papierl in ihr Mieder 'nein-
g'schob'n und die Brieftasch'n schön sauber
wieder hing'legt, weil s' schon wieder Einen
hat daherkommen hören.

Richtig ist's der Hüattasepp g'wes'n.
Der hat die Brieftasch'n gleich derlnxt und
der Wabi zug'rufen: „Du Wabi", schreit
er, „mir scheint's, da liegt gar a' Brief-
tasch'n!" — „Mir scheint's auch," sagt die,
„aber i' kümmer' mi' um solchenc Sach'n

gar uet und will nix'n damit z'thun haben!" — Wie sie sich ’briuft
hat, ist der Sepp wie ein Hacht auf das Tasch'l g'stoß'n und h^

'nei'g'schaut. „Ui saggera", brummt eb
„vier Hunderter! — drei thun's auch!
nimmt einen zu sich, laßt die Brieftaschl
fallen und schiebt ab.

Da begegnet ihm der Brennerwast^
der Sepp denkt sich: „der wird wohl >ü
g'seh'n haben!" Um aber jeden Verdacht
von sich wegz'bringen, halt' er den Waw
an und sagt: „Wastl, da schaug fürc, do

liegt a' Brieftasch'n; am End' is was d'rin; heb' f doch auf iu^
trag' s' zum Burgermoasta - i' Hab' kein' Zeit! Pfüat Di'!"
war er. — Der Wastl nimmt die Brieftasch'n und will s' S1'1

hohen Obrigkeit tragen, schaugt s' ab^
z'erst einwendig noch an, fischt ein Papa''

'raus und geht, so
schnell er kan», weiter.

Nach ihm find't
der Ochsentoni das
Brieftaschl, nimmt
sein' Hunderter 'raus
und hinterlegt f' wie-
der auf der Straß'n.

Z'letzt hat noch die Schneckenrosl das
Glück g'habt, die Brieftasch'n z'finden. Die
war leider net so ehrlich, wie die Andern;

die hat den letzten Hunderter 'ra>^
und hat das Brieftaschl recht sic^
bar auf den Steinhaufen g'lcgt.

Weil nun der Gaisbnb g'ra"
cin'tricb'n hat, ist s' zu dem h^
'gangen und hat ihm gleich »>>'
g'schasft, er sollt' die Brieftaschl
die aus dem Haufen liegt, S1'1
Bürgermeister trag'n.

Jni Dorf d'rin hat aber sch''''
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die verlorene Brieftasche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Albrecht, Henry
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1899
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 112.1900, Nr. 2844, S. 50
 
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