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Wie der emer. königl. preuß. Gerichtsdiener Greiffenklauer rc.
noch nich kommt, so sehe ick rin zu Mengelmanns un frage:
„Hören Se, Mengelmann, wo is mich denn mein Jefange-
ner, der zu Sie rin jegangen is, um Eenen zu nehmen?"
— „Na, det is jroßartig," sagt mich Mengelmann, „uf den
haben Sie so lange jewart't; der is schonst seit eene ziem-
liche Stunde hier durch de Hinterdhüre nach det Jäßchen
rausjejangen." — Ick denke, mir soll een Schlag treffen,
aber ick faßte mir noch jlücklicher Weise un jehe einsam uf
det Polizeiamt, wo man mir mit eene unjeheure Nase ent-
läßt. „Na," sage ick zu mich selbst un zu dem Polizeiak-
tuarichus, „mich entwischt jewiß Keener nich wieder." Acht
Tage druf muß ick richtig wieder Eenen transbitiren un wie
ick es mich vorgestellt hatte, so jeschah es ooch. Wie wir
bei Mengelmanns vorbei jehen, fragt mir mein neuer Je-
fangener wieder, ob er nich Eenen zu sich nehmen könnte.
„Aha", denke ick, „Du willst mich ooch wieder entlofen,
oberst Du kommst mich jrade recht, Dir will ick schonst fassen."
Ick erloobe es ihm also ooch ganz ruhig un stelle mir dieset
Mal als Schildwache vor die bewußte Hinterdhüre von Men-
gelmannen uf, weil ick sehr jewiß vermuthen mußte, daß sich
mein Verbrecher durch diese Klappe in seine mich jehörende
Freiheet fliehen wollte. Ick rechnete mich schonst aus, wat
vor eenen Orden ick wohl haben sollte, wenn ick eenen Fliehen
jehabt haben wollenden Verbrecher finge un war der größten
Jewißheet, daß dieset wenigstens een rother Adler dritter
Klasse mit etwas Eichenlob sin dürfte. Ick freue mir also
schonst janz unjemein, wenn mein Verbrecher durch de Hin-
terdhür wuschen will un ick ihn dann mein Jewehr uf die
Brust setzen un Halt! schrein kann. Ick warte eene Viertel-
stunde, eene halbe — ick warte eene janze Stunde, mein
Jefangener kommt wieder nich. un wie ick mir nun rin
schleiche un will sehen, wo er is, lacht mir Mengelmann
wieder mitten in's Jesichte hinein un sagt: „I Jotte doch,
der jute Mensch hat wohl eene Viertelstunde nach Ihnen
jefragt un uf Sie jewartet, un da Sie nu mant immer noch
nich wiederkamen, is er janz ruhig raus jeloofen." Ich er-
schrecke zwar ooch wieder bedeutend, denke jedoch aberst, daß
mein Verbrecher janz alleene uff det Polizeiamt jejangen is,
wie et sich jehört un jehe ooch dahin. Wie ick hinkomme, is
wider meine Erwartung mein Verbrecher — nich da. Aberst,
Watschelfeldner, die Jrobheeten hettst'e hören sollen, die se
mich anjehängt haben. Alleene et half nun eenmal nichts nich,
denn mein Jefangener kam nie wieder. — Nach abermals
drei Wochen soll ick nichts desto weniger wieder Eenen trans-
bitiren un wie ick et voraussah, so kam et ooch. Bei Men-
gelmanns fragte er mir, ob er nich rin jehen dürfte."
„Siehst'e," schrei ich ihn an, „habe ick Dir, ick weeß et
schonst, fortloofen willst Du, aber det wird Nichts nich wie-
der. Ick habe ooch Dorscht, aber heute jeh ick rin zu Men-
gelmanns un Du hältst mich inzwischen meine Flinte un wart'st
hier uff mir; aberst nimm Dir in Acht, vielleicht entfliehen
zu wollen, ick schieße Dir sonst uf der Stelle nieder, denn
| de Musköde is scharf jeladen." Ick jede ihm also de Jewehr
un jehe zu Mengelmanns, stürze eenen Kalmus, eenen Po-
. meransen un eenen Börsiko hinunter, so rasch et jeht.
Dann eile ick wieder hinaus un — Watschelfeldner, is Dich
jemals so etwas vorjekommen, wie ick raustrete, is mich
- mein Jefangener wieder entloofen, un hat des Luder jar noch
> meine Flinte mitjenominen. Wie ick aberst dieset Mal
diesen Unglücksfall uf die Polizei melde, stecken Se mir acht
Dage ein. „Int," denke ich, nun jeden se Dich nie wieder Eenen
Wie der emer. königl. preuß. Gerichtsdiener Greiffenklauer rc.
noch nich kommt, so sehe ick rin zu Mengelmanns un frage:
„Hören Se, Mengelmann, wo is mich denn mein Jefange-
ner, der zu Sie rin jegangen is, um Eenen zu nehmen?"
— „Na, det is jroßartig," sagt mich Mengelmann, „uf den
haben Sie so lange jewart't; der is schonst seit eene ziem-
liche Stunde hier durch de Hinterdhüre nach det Jäßchen
rausjejangen." — Ick denke, mir soll een Schlag treffen,
aber ick faßte mir noch jlücklicher Weise un jehe einsam uf
det Polizeiamt, wo man mir mit eene unjeheure Nase ent-
läßt. „Na," sage ick zu mich selbst un zu dem Polizeiak-
tuarichus, „mich entwischt jewiß Keener nich wieder." Acht
Tage druf muß ick richtig wieder Eenen transbitiren un wie
ick es mich vorgestellt hatte, so jeschah es ooch. Wie wir
bei Mengelmanns vorbei jehen, fragt mir mein neuer Je-
fangener wieder, ob er nich Eenen zu sich nehmen könnte.
„Aha", denke ick, „Du willst mich ooch wieder entlofen,
oberst Du kommst mich jrade recht, Dir will ick schonst fassen."
Ick erloobe es ihm also ooch ganz ruhig un stelle mir dieset
Mal als Schildwache vor die bewußte Hinterdhüre von Men-
gelmannen uf, weil ick sehr jewiß vermuthen mußte, daß sich
mein Verbrecher durch diese Klappe in seine mich jehörende
Freiheet fliehen wollte. Ick rechnete mich schonst aus, wat
vor eenen Orden ick wohl haben sollte, wenn ick eenen Fliehen
jehabt haben wollenden Verbrecher finge un war der größten
Jewißheet, daß dieset wenigstens een rother Adler dritter
Klasse mit etwas Eichenlob sin dürfte. Ick freue mir also
schonst janz unjemein, wenn mein Verbrecher durch de Hin-
terdhür wuschen will un ick ihn dann mein Jewehr uf die
Brust setzen un Halt! schrein kann. Ick warte eene Viertel-
stunde, eene halbe — ick warte eene janze Stunde, mein
Jefangener kommt wieder nich. un wie ick mir nun rin
schleiche un will sehen, wo er is, lacht mir Mengelmann
wieder mitten in's Jesichte hinein un sagt: „I Jotte doch,
der jute Mensch hat wohl eene Viertelstunde nach Ihnen
jefragt un uf Sie jewartet, un da Sie nu mant immer noch
nich wiederkamen, is er janz ruhig raus jeloofen." Ich er-
schrecke zwar ooch wieder bedeutend, denke jedoch aberst, daß
mein Verbrecher janz alleene uff det Polizeiamt jejangen is,
wie et sich jehört un jehe ooch dahin. Wie ick hinkomme, is
wider meine Erwartung mein Verbrecher — nich da. Aberst,
Watschelfeldner, die Jrobheeten hettst'e hören sollen, die se
mich anjehängt haben. Alleene et half nun eenmal nichts nich,
denn mein Jefangener kam nie wieder. — Nach abermals
drei Wochen soll ick nichts desto weniger wieder Eenen trans-
bitiren un wie ick et voraussah, so kam et ooch. Bei Men-
gelmanns fragte er mir, ob er nich rin jehen dürfte."
„Siehst'e," schrei ich ihn an, „habe ick Dir, ick weeß et
schonst, fortloofen willst Du, aber det wird Nichts nich wie-
der. Ick habe ooch Dorscht, aber heute jeh ick rin zu Men-
gelmanns un Du hältst mich inzwischen meine Flinte un wart'st
hier uff mir; aberst nimm Dir in Acht, vielleicht entfliehen
zu wollen, ick schieße Dir sonst uf der Stelle nieder, denn
| de Musköde is scharf jeladen." Ick jede ihm also de Jewehr
un jehe zu Mengelmanns, stürze eenen Kalmus, eenen Po-
. meransen un eenen Börsiko hinunter, so rasch et jeht.
Dann eile ick wieder hinaus un — Watschelfeldner, is Dich
jemals so etwas vorjekommen, wie ick raustrete, is mich
- mein Jefangener wieder entloofen, un hat des Luder jar noch
> meine Flinte mitjenominen. Wie ick aberst dieset Mal
diesen Unglücksfall uf die Polizei melde, stecken Se mir acht
Dage ein. „Int," denke ich, nun jeden se Dich nie wieder Eenen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie der emer. königl. preuß. Gerichtsdiener Greiffenklauer seine Unglücksgeschichte erzählt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 12.1850, Nr. 272, S. 63
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg