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pipenbcrgers Brautwerbung.
das ein Fingerzeig sein??" Niemand widersprach ihm und nun
war sein Entschluß unabänderlich.
Schon am nächsten Morgen machte sich pipenberger, ein
Mann der raschen Tat, an die Ausführung seines Vorhabens; er
kleidete sich sorgfältig an, lockte seine Hunde und ging mit diesen
seinem Verhängnis entgegen. Er war nicht in Verlegenheit, wo
er sich eine Braut holen könne. Er kannte sogar zwei Damen,
welche geeignet schienen, sein neues Lebensglück zu begründen:
eine stattliche kinderlose Gutsbesitzerswitwe in Drosburg und ein
wohlsituiertes Fräulein reiferen Alters in Tobelbach. Eigentlich
verliebt war er in keine von beiden, und deshalb entdeckte er
plötzlich, daß es mit der Mahl doch seine Schwierigkeiten habe.
In dieser Stimmung verließ cr das Städtchen, um gegen Dros-
burg oder Tobelbach zu wandern^ Mit jedem Schritte wurde
aber die ÜZual des Zweifels fühlbarer und er wäre vielleicht
wieder umgekehrt, wenn nicht nahe den: punkte, bei welchem die
Wege nach den beiden Grten von der Hauptstraße links und rechts
abzweigten, ein Mirtshans gestanden wäre, in den: cr schon so
manchen guten Tropfen getrunken hatte. Rasch war sein Ent-
schluß gefaßt; mit einem Schöpxlein läßt sich manches erklügeln,
denn ini Mein ruht die Mahrheit. Er frühstückte also ordentlich
und in einem undefinierbaren Gefühl von Weichherzigkeit ließ er
auch seine Dackel daran teilnehmen, indem er
‘jCyJX jedem eine Wurst vorsetzte. Da fiel ihm plötzlich
✓rag/ ein, was schon die alten Griechen und Römer
f bei wichtigen Entscheidungen getan hatten: das
Michern der pferde, der Flug der Vögel u.
/ /Cl dcrgl. mußte ihnen den richtigen weg zeigen.
/ Konnte cr es nicht
^ / \ auch auf solche Weise
(A Yyr? versuchen? Ein
^ ganzes Sonnensystem
flammte in ihin auf — ein Grakel mußte entscheiden!! Für was
waren die beiden Kunde bei ihm ? Er stand auf, nahm sie an die
Leine und ging. Nicht
iveit vom Wirtshaus kam
die Wegkreuzung; dort-
hin, wo ihn die Hunde
hinführten, wollte cr
wandern! Gemütlich wat-
schelten die Dackel ihrem
Herr! voraus. Als dieser
aber am Kreuzweg hielt,
sahen ihn die zwei mit
ihren klugen Augen ver-
schmitzt an und plötzlich,
wie auf Verabredung, ris-
sen sie so mächtig an der Leine, daß pipenberger fast das Gleich-
gewicht verlor. Dann machten sie Kehrt und zogeti ihren Herrn
so schnell wie möglich ins Wirtshaus zurück!!
Wie von einer Zentnerlast befreit, atmete
pipenberger auf und rief die klassischen Worte:
„Aecipio oraen!“
Dann trat er willig in die gastliche Stätte
ein, ließ sich eine Flasche vom Besten geben
und forderte die beiden Kunde mit einein: „Allez
hopp!“ auf, bei ihm platz zu nehmen, und hielt
folgende Ansprache: „B ihr lieben, gescheiten
Kunderln! Das habt ihr prächtig gemacht l . .
was brauchen wir zu heiraten? . . Wenn ich
nur euch und einen guten Tropfen im Glas
Habel!" -
Er blieb ledig . . und das haben die Vrakel-
dackel mit ihrem Dackelorakel gemacht!! —
ß. ßorina.
pipenbcrgers Brautwerbung.
das ein Fingerzeig sein??" Niemand widersprach ihm und nun
war sein Entschluß unabänderlich.
Schon am nächsten Morgen machte sich pipenberger, ein
Mann der raschen Tat, an die Ausführung seines Vorhabens; er
kleidete sich sorgfältig an, lockte seine Hunde und ging mit diesen
seinem Verhängnis entgegen. Er war nicht in Verlegenheit, wo
er sich eine Braut holen könne. Er kannte sogar zwei Damen,
welche geeignet schienen, sein neues Lebensglück zu begründen:
eine stattliche kinderlose Gutsbesitzerswitwe in Drosburg und ein
wohlsituiertes Fräulein reiferen Alters in Tobelbach. Eigentlich
verliebt war er in keine von beiden, und deshalb entdeckte er
plötzlich, daß es mit der Mahl doch seine Schwierigkeiten habe.
In dieser Stimmung verließ cr das Städtchen, um gegen Dros-
burg oder Tobelbach zu wandern^ Mit jedem Schritte wurde
aber die ÜZual des Zweifels fühlbarer und er wäre vielleicht
wieder umgekehrt, wenn nicht nahe den: punkte, bei welchem die
Wege nach den beiden Grten von der Hauptstraße links und rechts
abzweigten, ein Mirtshans gestanden wäre, in den: cr schon so
manchen guten Tropfen getrunken hatte. Rasch war sein Ent-
schluß gefaßt; mit einem Schöpxlein läßt sich manches erklügeln,
denn ini Mein ruht die Mahrheit. Er frühstückte also ordentlich
und in einem undefinierbaren Gefühl von Weichherzigkeit ließ er
auch seine Dackel daran teilnehmen, indem er
‘jCyJX jedem eine Wurst vorsetzte. Da fiel ihm plötzlich
✓rag/ ein, was schon die alten Griechen und Römer
f bei wichtigen Entscheidungen getan hatten: das
Michern der pferde, der Flug der Vögel u.
/ /Cl dcrgl. mußte ihnen den richtigen weg zeigen.
/ Konnte cr es nicht
^ / \ auch auf solche Weise
(A Yyr? versuchen? Ein
^ ganzes Sonnensystem
flammte in ihin auf — ein Grakel mußte entscheiden!! Für was
waren die beiden Kunde bei ihm ? Er stand auf, nahm sie an die
Leine und ging. Nicht
iveit vom Wirtshaus kam
die Wegkreuzung; dort-
hin, wo ihn die Hunde
hinführten, wollte cr
wandern! Gemütlich wat-
schelten die Dackel ihrem
Herr! voraus. Als dieser
aber am Kreuzweg hielt,
sahen ihn die zwei mit
ihren klugen Augen ver-
schmitzt an und plötzlich,
wie auf Verabredung, ris-
sen sie so mächtig an der Leine, daß pipenberger fast das Gleich-
gewicht verlor. Dann machten sie Kehrt und zogeti ihren Herrn
so schnell wie möglich ins Wirtshaus zurück!!
Wie von einer Zentnerlast befreit, atmete
pipenberger auf und rief die klassischen Worte:
„Aecipio oraen!“
Dann trat er willig in die gastliche Stätte
ein, ließ sich eine Flasche vom Besten geben
und forderte die beiden Kunde mit einein: „Allez
hopp!“ auf, bei ihm platz zu nehmen, und hielt
folgende Ansprache: „B ihr lieben, gescheiten
Kunderln! Das habt ihr prächtig gemacht l . .
was brauchen wir zu heiraten? . . Wenn ich
nur euch und einen guten Tropfen im Glas
Habel!" -
Er blieb ledig . . und das haben die Vrakel-
dackel mit ihrem Dackelorakel gemacht!! —
ß. ßorina.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Pipenberger's Brautwerbung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)