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—> Die Meinung gesagt. ~—
K^^^er Assessor schilderte seiner Braut soeben die heißen Gefühle,
die sein Herz beseelten. — „Lieber Bruno", flötete sie,
„seit einer halben Stunde folgt uns schon ein frecher Kerl, der
keinen Blick von mir läßt!"
„Schätzchen! Warum hast Du mir das nicht gleich gesagt?
Sofort werde ich dem unverschämten Menschen »leine Meinung
klarmachen!. Einen Augenblick! Ich bin gleich zurück!" . . .
Festen Schrittes trat er aus den Mann zu: „Lieber Freund,
Du inußt Dich noch gedulden. Dein Geld ist sicherer als je. Du
siehst ja, lvie gut ich mit meiner Braut stehe. Sie hat ja doch
200,000 Mark! Warte noch ein wenig, und Du kriegst alles mit
Zinsen und Zinseszinsen — am Hochzeitstage — wo ich Dir er-
laube, so viel Sekt zu trinken. ." — „Sekt! Abgemacht! Leb'
wohl! .." — Mit Siegesmicne traf er seine Braut wieder an:
„Es war gut, Hildegard, daß Du rnich auf diesen zudringlichen
Kerl aufmerksam machtest. Ich tadelte in scharfen Worten sein
unanständiges Betragen, und sagte ihm, daß ich ihn züchtigen
werde, wenn er noch jemals wagen wollte, Dich zu belästigen.
Dabei warf ich ihm einen drohenden Blick zu, der ihn zu schleu-
nigem Davongehen bewog!" — „Ich bewundere Dich, lieber Bruno!
.. Wie glücklich bin ich, so einen Helden zuni Beschützer auf Lebens-
zeit gewonnen zu haben!" di. e—i.
Szekäcs Lajos, der Zigeuner,
Hat des Sultans Roß befcblagen,
Hat das brave braune Rößlein
Wunderfcbön mit Gold befcblagen,
Daß es fpringt, vor Freude wiehernd,
Leicht und luftig wie ein Vogel.
„Lajos“, spricht der Sultan gnädig,
„Was erfehnft Du? Was begebrft Du?
Willst ein Säckchen Goldpiafter
Oder Perlen eine Handvoll,
Wünschst ein München Dir von Zobel
Oder einen feidnen Gürtel,
Reicbbeftickt mit bunten Steinen?“
„Nichts von allem, Stern von Stambul,
Nur ein Brieflein, einen Freibrief:
Jeder, der in Deinen Landen
Sieb vor feinem Weibe fürchtet,
Zahlen soll er alle Jahre
Mir drei blanke Silberftücke!“
Lachend drauf der Großherr: „Lajos,
Bist ein Efel! Dieses Brünnlein,
AUzureicb wird’s Dir nicht fließen!
Welcher wackre Moslem, Lajos,
Fürchtet sich vor feinem Weibe?!“
Lajos, mit den Fingern schnalzend,
Nimmt fein Brieflein, woblgefiegelt,
Tanzt und macht sich aus dem Staube. —
Andern Tags trabt Szekäcs Lajos
Laut und lärmend in den Schloßhof,
Und er schreit aus voller Kehle:
„Padifcbab, mach’ auf den Laden!
Hei! Du Held und Liebling Allahs,
Hei! Ich bring’ Dir frohe Botschaft!
Habe was für Dich ergattert,
Ein Juwel für Deinen Harem:
Sechzehnjährig, weiß und rosig,
Schlank, mit Ametbyftenaugen,
Eine füße Ungarblume,
—> Die Meinung gesagt. ~—
K^^^er Assessor schilderte seiner Braut soeben die heißen Gefühle,
die sein Herz beseelten. — „Lieber Bruno", flötete sie,
„seit einer halben Stunde folgt uns schon ein frecher Kerl, der
keinen Blick von mir läßt!"
„Schätzchen! Warum hast Du mir das nicht gleich gesagt?
Sofort werde ich dem unverschämten Menschen »leine Meinung
klarmachen!. Einen Augenblick! Ich bin gleich zurück!" . . .
Festen Schrittes trat er aus den Mann zu: „Lieber Freund,
Du inußt Dich noch gedulden. Dein Geld ist sicherer als je. Du
siehst ja, lvie gut ich mit meiner Braut stehe. Sie hat ja doch
200,000 Mark! Warte noch ein wenig, und Du kriegst alles mit
Zinsen und Zinseszinsen — am Hochzeitstage — wo ich Dir er-
laube, so viel Sekt zu trinken. ." — „Sekt! Abgemacht! Leb'
wohl! .." — Mit Siegesmicne traf er seine Braut wieder an:
„Es war gut, Hildegard, daß Du rnich auf diesen zudringlichen
Kerl aufmerksam machtest. Ich tadelte in scharfen Worten sein
unanständiges Betragen, und sagte ihm, daß ich ihn züchtigen
werde, wenn er noch jemals wagen wollte, Dich zu belästigen.
Dabei warf ich ihm einen drohenden Blick zu, der ihn zu schleu-
nigem Davongehen bewog!" — „Ich bewundere Dich, lieber Bruno!
.. Wie glücklich bin ich, so einen Helden zuni Beschützer auf Lebens-
zeit gewonnen zu haben!" di. e—i.
Szekäcs Lajos, der Zigeuner,
Hat des Sultans Roß befcblagen,
Hat das brave braune Rößlein
Wunderfcbön mit Gold befcblagen,
Daß es fpringt, vor Freude wiehernd,
Leicht und luftig wie ein Vogel.
„Lajos“, spricht der Sultan gnädig,
„Was erfehnft Du? Was begebrft Du?
Willst ein Säckchen Goldpiafter
Oder Perlen eine Handvoll,
Wünschst ein München Dir von Zobel
Oder einen feidnen Gürtel,
Reicbbeftickt mit bunten Steinen?“
„Nichts von allem, Stern von Stambul,
Nur ein Brieflein, einen Freibrief:
Jeder, der in Deinen Landen
Sieb vor feinem Weibe fürchtet,
Zahlen soll er alle Jahre
Mir drei blanke Silberftücke!“
Lachend drauf der Großherr: „Lajos,
Bist ein Efel! Dieses Brünnlein,
AUzureicb wird’s Dir nicht fließen!
Welcher wackre Moslem, Lajos,
Fürchtet sich vor feinem Weibe?!“
Lajos, mit den Fingern schnalzend,
Nimmt fein Brieflein, woblgefiegelt,
Tanzt und macht sich aus dem Staube. —
Andern Tags trabt Szekäcs Lajos
Laut und lärmend in den Schloßhof,
Und er schreit aus voller Kehle:
„Padifcbab, mach’ auf den Laden!
Hei! Du Held und Liebling Allahs,
Hei! Ich bring’ Dir frohe Botschaft!
Habe was für Dich ergattert,
Ein Juwel für Deinen Harem:
Sechzehnjährig, weiß und rosig,
Schlank, mit Ametbyftenaugen,
Eine füße Ungarblume,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Székácz Lajos"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1908 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)