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Hat des Harems Wall durchdrungen,
Und von gross und klein besungen
Wirst Du, schlanke Fatima.

Auch in meine Bergesheimat
Drang die Mär’ von Deinen Reizen,
Und in meines Vaters Schlosse
Sangen wandernde Kalender
Von der weissen Ros’ von Bagdad —

Von der weissen Ros’ von Bagdad.

Und ich lauschte ihren Liedern,

Und im Wachen wie im Traume
Könnt’ ich nimmer Ruhe finden,

Stern der Sterne, Fatima!

Nimmer könnt’ ich Ruhe finden —
Heimlich durch die Schluchten nieder,
Durch der Wüste Sonnengluten
Ritt ich, tausend Toden trotzend,

Dich zu sehen, Fatima —

Dich zu seh’n und Dich zu lieben!“
Also sang der schlanke Raschid;
Silberhell klang seine Laute
Und wie Bulbuls seine Stimme
Unter dem Balkon der Schönen.

Unter dem Balkon der Schönen
Sieben Nächte sang der Schlanke.
Endlich öffnet sich ein Fenster,

Eine Stimme flüstert leise:

„Raschid soll Erhörung finden —

Ja, er soll Erhörung finden!“

Und ein schleierloses Antlitz
Beugt sich lächelnd zu ihm nieder;
„Schau die weisse Ros’ von Bagdad,
Sieh’ und lieb’ mich, Fatima!“

Und Raschid, der zedernschlanke,

Schaut und schaut und steht versteinert,
Schaut in zwei erloschne Augen,

In das herbstlich fahle Antlitz —
Alterswelker Fatima.

Rascher noch, als er gekommen,

Durch der Wüste Sonnengluten,

Durch die Schluchten rast er heimwärts,
Fröhlich tausend Toden trotzend,

Zu entflieh’n Dir, Fatima.

In der Heimat angekommen,

Liess er greifen die Kalender,

Greifen liess er die Kalender
Und in schwere Ketten werfen,

Die besungen Fatima.

Lebt in ewig junger Schönheit
Die im Zeitenflug ergraute.“

„Blind seid Ihr auf einem Auge,
Blind seid Ihr auf allen beiden,
Blinde Träumer sind wir alle —
Schön doch klangen Eure Lieder
Von der weissen Ros’ von Bagdad.

Drum so lös’ ich Eure Ketten;
Ziehet fröhlich Eure Strasse,

Zieht und singt und fanget Toren
Mit dem Liede von der Schönheit
Eurer schlanken Fatima!“

H. Wohlwend.

„Büssen sollt Ihr Eure Lügen,“

Ruft in wildem Zorn der Schlanke,
„Eure Köpfe will ich senden,

Eure grauen Lügenköpfe

An die welke Ros’ von Bagdad!“

„Ehre uns’re weissen Haare,

Ehre uns’re Bussgewänder!“

Riefen schluchzend da die Sänger:
„Siehe, dass wir Dir gesungen
Von der schönen Fatima,

Ach, ein Traum war’s uns’rer Jugend,
Und in unsern alten Herzen,

Wie in allen unsern Liedern,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Raschids Gesang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 130.1909, Nr. 3330, S. 254

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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