Fliegende Blätter (130.1909 (Nr. 3310-3335))

Fremder: Wie, der Junge soll mich rasieren?!" — Bader: „Lass'n S' ihm doch die Freud', gnä'

Herr — heut' ist sein Geburtstag!"

—o-* Der Weise. >~o—

Eli al Baba, der reiche Großherr, hatte den weisen Efendi
zu Gaste geladen, und nun harrten Beide in dem prächtig ausge-
statteten Speisezimmer der kommenden Genüsse. Aber — o Allah I —
der Koch hatte seine Schuldigkeit nicht getan. Die weichen Hühncr-
brüstchen waren versalzen, der Reis hart und ungenießbar wie das
Backwerk. Trotzdem schien es dem Alten sehr gut zu schmecken, und
er kargte auch nicht mit steten« Lob bei jeder Speise. —

Aber sonderbar! Als Efendi wenige Tage darnach wieder sein
Gast war, kam kein Lobeswort über seine Lippen — trotzdem die
fünfzig Sohlenstreiche beim Koche ihre Wirkung nicht verfehlt hatten
und die Speisen auch dem verwöhntesten Gaumen vorzüglich
erscheinen mußten.

„Hoher Gebieter!" schmunzelte der Greis mit seinem Lächeln,
als ihn sein Gastgeber um Aufklärung dieses Widerspruches bat,
„das letzte Essen bedurfte für mich, den Gast, eines Lobes; doch
dieses ■— lobt sich selbst !"

Fritz M-tzr.

Beim Heiratsvermittler:

„Die Dame, die Sie mir gestern empfohlen, hat ja furchtbar
geschielt!" — „O — nur nach Ihnen."

Sachkundig.

Ortsbürgermeister (in der Gemeinderatssitzung): „. . Was
dann die Aufstellung eines Straßenwärters anlangt, so muß das
ein Mann sein, der mit dein neuen Verkehrswesen vertraut ist.
Ich schlaget' da den dicken Toni vor — der ist schon zweimal von
einem Auto überfahr'n word'n!"

—--as Stelldichein, gv*—

junger Fant steht still und zag
Huf dunklem Waldespfade;

Tief unten dröhnt der Wellenschlag
Des See’s an das Gestade.

Da gleitet sanft, von Frauenhand
Geführt, ein Nachen an den Strand —
(setzt knirscht sein scharfer Kiel im Sand.
Dann huscht empor ihr leichter Fuß,

Der Fant eilt ihr entgegen.

Ein Blick, ein Ruf, ein heißer Kuß —
Und auf verschwieg’nen Wegen
Entschlüpft das liebestrunk’ne Paar,

Bis vor Verrat es und Gefahr