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—»•:=#• Nachdrücklich. ••§}=;•+—
„Was macht denn Ihr Mann, Huberbäuerin?" — „Der schreibt g'rad' aill Brief an den Schul-
meister — aber an' saugrob'n . . . 'n Zannsteck'n hat er neben sich stch'n."
Ixielchen.
^^>er alte Direktor war gestorben. Wie cs im Leben schon
>/JF so ist, betrauerte ihn niemand im Amte ernst und lang.
Nur der arme Diurnist Aielchen, der viele, viele Jahre
hindurch seine Berichte reingeschrieben und dabei manch' freund-
liches Wort, manche Prise und manche Zigarre von dem jovialen
Vorgesetzten erhalten — er ganz allein grämte sich über den Tod
seines guten Direktors und schlief oft mit dem Gedanken an ihn ein.
Da war es ihm einmal im Traum, als säße er an seinem
Tisch im Bureau und arbeitete, plötzlich berührte eine lsand seine
Schulter. Er blickte auf, und vor ihm stand sein seliger kferr
Direktor und legte ihm einen Akt auf den Tisch. „Aber, perr
Direktor," rief er erschrocken und erfreut zugleich, „Sie bemühen
sich noch als Geist. . . Da schmunzelte der gute alte lherr und
war verschwunden. Aielchen warf einen Blick in den Akt. Dann
erwachte er.
„77 .... 25 ... . Diese drei Nummern hatte er deutlich
gelesen. Er wußte sie ganz genau. Lin Schauer durchrieselte
ihn bei dem Gedanken cm das Geträumte. Zugleich aber füllten
sich seine Augen mit Tränen. „Nein lieber lherr Direktor I"
murmelte er. „Noch nach dem Tode will er mir Gutes tun!
Ja l Ja! Er hat mir die drei Nummern nur aufgeschrieben,
damit ich sie in der Lotterie setzen soll I Ganz gewiß gewinnen
siel Einen hohen GewinnI — © mein lieber guter seliger perr
Direktor! — Und die schönen Nummern! — Und der herrliche
Gewinn!"
Er war vor Freude und Rührung so ergriffen, daß er nicht
mehr einschlafen konnte. Sehnsüchtig erwartete er den Tages-
anbruch, und machte sich dann, sobald die Uhr es gestattete, voll
Zuversicht auf den Weg, um die drei Nummern zu setzen. Es
war schon höchste Zeit hiezu. Nan stand unmittelbar vor der
Ziehung. Das Volk drängte sich an den Schalter. Lächelnd sah
Aielchen die vielen Menschen blindlings ihr Glück probieren. Nur
er, er allein war sicher —• sein guter perr Direktor hatte ihm
nie im Leben einen Akt auf den Tisch gelegt, in dem nicht Alles
bis auf's kleinste Tüpfelchen stimmte — er tat es auch im Tode
nicht.
Einen Akt!.... Einen Aktl!.... Einen Akt!!! Jäh
erschrak Aielchen. Ja, es war ein Akt gewesen, ein dienstlicher
Akt, in dem die drei Nummern gestanden. Plötzlich stieg zwischen
ihm und der lachenden Göttin Fortuna wie eine Riesenmauer
vor dem armen schlotternden Aielchen das Dienstgeheimnis
empor.
Nein! Nein! Nein! Er durfte nicht!
Scheu, eine kleinlaute Entschuldigung stammelnd, drückte er sich
—»•:=#• Nachdrücklich. ••§}=;•+—
„Was macht denn Ihr Mann, Huberbäuerin?" — „Der schreibt g'rad' aill Brief an den Schul-
meister — aber an' saugrob'n . . . 'n Zannsteck'n hat er neben sich stch'n."
Ixielchen.
^^>er alte Direktor war gestorben. Wie cs im Leben schon
>/JF so ist, betrauerte ihn niemand im Amte ernst und lang.
Nur der arme Diurnist Aielchen, der viele, viele Jahre
hindurch seine Berichte reingeschrieben und dabei manch' freund-
liches Wort, manche Prise und manche Zigarre von dem jovialen
Vorgesetzten erhalten — er ganz allein grämte sich über den Tod
seines guten Direktors und schlief oft mit dem Gedanken an ihn ein.
Da war es ihm einmal im Traum, als säße er an seinem
Tisch im Bureau und arbeitete, plötzlich berührte eine lsand seine
Schulter. Er blickte auf, und vor ihm stand sein seliger kferr
Direktor und legte ihm einen Akt auf den Tisch. „Aber, perr
Direktor," rief er erschrocken und erfreut zugleich, „Sie bemühen
sich noch als Geist. . . Da schmunzelte der gute alte lherr und
war verschwunden. Aielchen warf einen Blick in den Akt. Dann
erwachte er.
„77 .... 25 ... . Diese drei Nummern hatte er deutlich
gelesen. Er wußte sie ganz genau. Lin Schauer durchrieselte
ihn bei dem Gedanken cm das Geträumte. Zugleich aber füllten
sich seine Augen mit Tränen. „Nein lieber lherr Direktor I"
murmelte er. „Noch nach dem Tode will er mir Gutes tun!
Ja l Ja! Er hat mir die drei Nummern nur aufgeschrieben,
damit ich sie in der Lotterie setzen soll I Ganz gewiß gewinnen
siel Einen hohen GewinnI — © mein lieber guter seliger perr
Direktor! — Und die schönen Nummern! — Und der herrliche
Gewinn!"
Er war vor Freude und Rührung so ergriffen, daß er nicht
mehr einschlafen konnte. Sehnsüchtig erwartete er den Tages-
anbruch, und machte sich dann, sobald die Uhr es gestattete, voll
Zuversicht auf den Weg, um die drei Nummern zu setzen. Es
war schon höchste Zeit hiezu. Nan stand unmittelbar vor der
Ziehung. Das Volk drängte sich an den Schalter. Lächelnd sah
Aielchen die vielen Menschen blindlings ihr Glück probieren. Nur
er, er allein war sicher —• sein guter perr Direktor hatte ihm
nie im Leben einen Akt auf den Tisch gelegt, in dem nicht Alles
bis auf's kleinste Tüpfelchen stimmte — er tat es auch im Tode
nicht.
Einen Akt!.... Einen Aktl!.... Einen Akt!!! Jäh
erschrak Aielchen. Ja, es war ein Akt gewesen, ein dienstlicher
Akt, in dem die drei Nummern gestanden. Plötzlich stieg zwischen
ihm und der lachenden Göttin Fortuna wie eine Riesenmauer
vor dem armen schlotternden Aielchen das Dienstgeheimnis
empor.
Nein! Nein! Nein! Er durfte nicht!
Scheu, eine kleinlaute Entschuldigung stammelnd, drückte er sich
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nachdrücklich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)