Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1*





ZZft

m


bemerken; ich Hab' schon eine Mordsfreud', daß mir der Trick so gut gelingt — da

auf einmal muß ich — nießen!

313

nach der Stadt zu wandern. Stolz hatte
er an seiner Brust das strahlende
Kleinod geborgen. Dem ersten Menschen,
der ihm begegnete, zeigte er's von
ferne: „Sieh', ich Hab' die blaue Blume
gesunden I" Doch der lachte: „Narr,
's ist eine gewöhnliche Distelblüte!"

Und als er in die Stadt kam,
sagten die andern dasselbe. „Sie ver-
stehen's nichtl" dachte er sich. „Ich
will ihnen aber wenigstens die Macht
der Blume zeigen." — So dichtete er,
und sein Ruhm verbreitete sich bald
über die Lande. Tr, der früher oft
bsunger gelitten hatte, wurde reich und
konnte an voller Tafel schwelgen. Die
Blume hatte er in seinem prächtigen
lfause in einem eisernen Schrank ver-
borgen — denn er wußte, was er ihr
verdankte. Nach und nach überließ er
sich ganz dem Wohlleben. Sein Bauch
wurde größer und seine Dichterkraft
kleiner. Doch davon — wenigstens
von letzterem — merkte er nichts, denn
überall wurde ihm gehuldigt. Er war
der große Dichter und — blieb es.

Und einmal kam er angeheitert in
Gesellschaft Trunkener von einem glän-
zenden Feste heim. Stammelnd er-
zählte er den andern, wie er die blaue
Blume gefunden und daß er sie in
seinem Schrank bewahre. Jetzt glaubte
man ihm. Natürlich, er, der große
Dichter, besaß die blaue Blume; wer
denn, wenn nicht erl Zeigen sollte
er sie ihnen! wankend ging er zum
Aasten und nahm das Kleinod heraus.
Da begann er plötzlich zu zittern,
bferrgott im Himmel, das, das war ja
die blaue Blume nichtl Eine gewöhn-
liche Distelblume war's, eine gewöhn-
liche Distelblume l Ängstlich sah er die
Gesellschaft an. . .

„Ah, riefen alle, die herrliche Blume I
Der strahlende Glanz I" — Er aber
legte sie still in den Aasten zurück.
Er wußt's: er hatte die blaue Blume
verloren, unwiederbringlich. . .

Die blaue Blume. TASX-

Log einer aus, die blaue Blume zu finden. Und der kam in einen dichten,
Gp menschenleeren Wald; dort ließ er sich, nachdem er viele Blumen gesammelt, des
Suchens müde, nieder. Die webenden Waldgeister wurden seine Freunde; die Tiere
und die Bäume erzählten ihm Geschichten und das Bächlein rauschte in wunder-
holder Melodie. So ging der Mann in der Natur auf, daß er mit der Zeit fast aus
sein Vorhaben vergaß; aber da — er wußte selbst nicht, wie — hob in seinem
Innern ein seltsames Singen und Klingen an, und ein Ahnen von Glück dämmerte
auf; und dann wurde es ihm allmählich zur Gewißheit: ja, er besaß die blaue
Blume schon! Wär' er nun doch geblieben im Wald! Aber er machte sich auf,

Im Kunstsalo».

„Siehst Du, das hier ist ein modernes
Gemälde." — „Was ist denn da d'ran
modern? Ein Fluß, in dem ein Hecht
schwimmt, und ein Baum, auf dem ein
Rabe und ein Zeisig sitzen." — „Das
Moderne d'ran ist: daß der Himmel
zeisiggrün, der Zeisig himnielblau, der
Hecht rabenschwarz und der Rabe hecht-
grau gemalt ist."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Pech"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 130.1909, Nr. 3335, S. 313
 
Annotationen