Itz. i Bestellungen werden in allen Buch, und Kunst- ^ Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreisl XIV. Äö.
_^Handlungen, sowie von allen Postämtern und ££=’ «SÜ59« sür den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr.!_
Z eitun g s exp e dit i on en angenommen. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. od. n ggr.
Curort und Curarzt.
Der Ort Timpelfingen wollte auch sein Bad haben.
Warum sollte er auch nicht? Hat heut zu Tage nicht jeder
etwas bedeutende Marktflecken seine Eisenbahn, seinen Kanal,
sein Dampfschiff, seinen Cursaal, sein Casino, und Timpel-
fingen allein sollte leer ausgehen? Das kann nicht sein! —
Es muß sein Curbad haben, es koste was es wolle.
Allein durch den Ort fließt blos ein Bach, genannt die
Sauerb ach. Woher dieses Wasser den Namen habe, dar-
über sind die sachkundigen Etymologen und Alterthumsforscher
der Ortschaft noch nicht einig: die Einen meinen wegen des
saueren Weins des Engelwirthes, die Anderen wegen der
saueren Gesichter der Einwohner, die seit den letzten Frank-
^ furter Bundesbeschlüssen noch viel saurer darein sehen; —
■ denn der Bach enthält nicht den geringsten eisenhaltigen
! Sauerstoffgas. Das Wasser schmeckt eher süß denn sauer.
Was ist daher zu thun? den Bach wie man in der Kunst-
sprache sagt, moussiren zu machen.
Der Bürgerrath erachtete, daß das Beste sei, sich mit
einem geschickten Brunnenarzt zu verständigen, der vermittelst
einer gewissen Summe dem Bach alle jene Eigenschaften und
Heilkräfte zu geben wisse, welche den Ort Timpelfingen zu
einem der besuchtesten Curbäder machen. Gesagt, gethan.
Sie brauchten nicht lange zu suchen, so fanden sie einen
gewissen Doktor Wunderheil, Curarzt und Kreisphysikus
der Stadt ***, der vermittelst einer gnädigen Heimsuchung
sich bereitwillig zeigte, einen Prospektus über den neuentdeck,
ten Gesundbrunnen aufzusetzen, denselben den in- und aus-
ländischen Blättern mitzutheilen, um schaarenweise die Brun-
nengäste nach dem Bade Timpelfingen zu locken. Der Pro-
spektus selbst ward also abgefaßt:
„Der Badeort Timpelfingen, in einer der reizendsten Ge-
genden Deutschlands, am Abhange der Gebirgskette, am Saum
eines Tannenwaldes, am Fuß einer niittelalterigen Ritterburg,
am Munde des Thalkessels, nicht weit von der Eisenbahn und
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_^Handlungen, sowie von allen Postämtern und ££=’ «SÜ59« sür den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr.!_
Z eitun g s exp e dit i on en angenommen. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. od. n ggr.
Curort und Curarzt.
Der Ort Timpelfingen wollte auch sein Bad haben.
Warum sollte er auch nicht? Hat heut zu Tage nicht jeder
etwas bedeutende Marktflecken seine Eisenbahn, seinen Kanal,
sein Dampfschiff, seinen Cursaal, sein Casino, und Timpel-
fingen allein sollte leer ausgehen? Das kann nicht sein! —
Es muß sein Curbad haben, es koste was es wolle.
Allein durch den Ort fließt blos ein Bach, genannt die
Sauerb ach. Woher dieses Wasser den Namen habe, dar-
über sind die sachkundigen Etymologen und Alterthumsforscher
der Ortschaft noch nicht einig: die Einen meinen wegen des
saueren Weins des Engelwirthes, die Anderen wegen der
saueren Gesichter der Einwohner, die seit den letzten Frank-
^ furter Bundesbeschlüssen noch viel saurer darein sehen; —
■ denn der Bach enthält nicht den geringsten eisenhaltigen
! Sauerstoffgas. Das Wasser schmeckt eher süß denn sauer.
Was ist daher zu thun? den Bach wie man in der Kunst-
sprache sagt, moussiren zu machen.
Der Bürgerrath erachtete, daß das Beste sei, sich mit
einem geschickten Brunnenarzt zu verständigen, der vermittelst
einer gewissen Summe dem Bach alle jene Eigenschaften und
Heilkräfte zu geben wisse, welche den Ort Timpelfingen zu
einem der besuchtesten Curbäder machen. Gesagt, gethan.
Sie brauchten nicht lange zu suchen, so fanden sie einen
gewissen Doktor Wunderheil, Curarzt und Kreisphysikus
der Stadt ***, der vermittelst einer gnädigen Heimsuchung
sich bereitwillig zeigte, einen Prospektus über den neuentdeck,
ten Gesundbrunnen aufzusetzen, denselben den in- und aus-
ländischen Blättern mitzutheilen, um schaarenweise die Brun-
nengäste nach dem Bade Timpelfingen zu locken. Der Pro-
spektus selbst ward also abgefaßt:
„Der Badeort Timpelfingen, in einer der reizendsten Ge-
genden Deutschlands, am Abhange der Gebirgskette, am Saum
eines Tannenwaldes, am Fuß einer niittelalterigen Ritterburg,
am Munde des Thalkessels, nicht weit von der Eisenbahn und
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Curort und Curarzt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Anreise <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 14.1851, Nr. 328, S. 121
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg