Fliegende Blätter (20.1854 (Nr. 457-480))

Insel Wilck

Tigerkatze gefolgt, in die Küche an den Speiseschrank, schneide
mich ein tüchtig Stück Schinken ab, nehme einen wilden Trut-
hahn und einige Prärie-Hühner und setzte sie zu Ragout auf's
Feuer! Nachdem ich einstweilen meinen Magen mit ein paar
Tassen Kaffe, ein Butterbrod mit Käse und ein paar Glas
Genever unter die Arme gegriffen halte, verfügte ich mir. ge-
folgt von meiner treuen Tigerkatze, in den Garten. Dieser
war mit europäische Küchcngewüchse und tropische Pflanzen
reich ausgestattet. Die Wege zwischen die Beete waren zier-
lich mit Buchsbaum eingefaßt und mit gelbem Sand bestreut;
doch mit Unkraut überwuchert. Ich machte aber mit Spaten.
Hacke und Gießkanne schnell Ordnung!" — „Also ein Gar-
ten war auch auf der wüsten Insel?" meint Schiffsmacklcr

G_! „Ja wohl — und was für Einer? So was findet sich

nicht in Schwetzingen, nicht in Herrenhausen oder Wörlitz! Da
findet Ihr in Eintracht neben die Stachelbeere, die Ananas.
Den Borstorferapfel neben der süßen Feige. Die gelbe Rübe
neben die süßduftende Vanille. Neben die Uonrro de gris,
den Krachmandelbaum in herrlichster Blüthe! Mein Erstaunen
vergrößerte sich noch mehr, als ich am Ende dieses mir lieb-
gewonnenen Gartens, eine prächtige verdeckte Kegelbahn, schön
und festgestampft mit Hammerschlag finde. Jeder Schritt, den
ich that. nöthigte mich immer größere Achtung auf gegen

meinen Landsmann, der mit Ordnungssinn und ängstlicher
Sorgfalt, hier ein kleines Paradies geschaffen hatte! Als ich
in die Kegelbahn eine Kugel aufnehme, und in meine Hand
prüfend wiege, springt meine treue Tigerkatze nn's andere Ende
der Bahn, und setzt die Kegel ans! Ich bin starr vor Er-
staunen. ermanne mir und schiebe drei vom Ersten! Die

Tigerkatze stellt die gefallenen Kegel auf. wirst die Kugel in

en's Keller. 91

die Rinne, und ich schiebe fünfe! Sie setzt wieder auf. wirft

mir die Kugel hinunter! Da fasse ich mich, setze scharf auf

die linke Kante an, (ich kannte nun die Mucken der Bahn),
und schiebe richtig alle Renn! Da kommt meine Tigerkatze
freudig angesprungen, legt sich auf den Rücken und jubelt mit
die Tatzen und leckt mir die Hand, als wollte sie von mir einen
Doppelschilling haben, wie ein ordentlicher Kegeljunge!

(Fortsetzung folgt.)

In der Justiz-Kanzlei.

Schreiber (zum Bauern). „Setz er sich."

Bauer (sieht sich vergeblich nach einem Stuhle um).

Schreiber (nach einer Weile). „Nu warum steht denn

der Esel noch da?"

Bauer. „Wells da justement so aussieht, wie bei mir
z'Haus in der Scheuer, da sein auch keine Seffel; 's ist nix da
weiter wie a paar Flegel."

Heirathen!

„Ich habe mein Bier schon zweimal bei Ihnen bestellt.
Garxon! Sie müssen heirathen!"

„Ich? Warum, mein Herr?"

„Sie sind nicht zum Garyon geschaffen!"

Ein Strich durch die Rechnung.

Lehrer. „Na. Schmießlhucber-Sepperl, jetzt müsien wir
zwei auch ein Bißl Kopfrechnen. — Paß einmal auf:

Ich geh zu deinem Vätern nauf, in sein Wirthshaus, und
trink eine Maß Bier, die kostet 7 kr. und esse dazu um 2 kr.
Brod — 7 und 2 macht 9. — Verstehst cs Sepperl? —"

Schmicßlhueber-Sepperl. „Ach, ja. —"

Lehrer. „Jetzt eß ich aber noch um 5 kr. Käs dazu,
wie viel macht jetzt meine Rechnung? — No. weißt' es noch
nit? — Zähl nur nach: 7 und 2 macht 9 — und 5?

Schmie ßlhueber-Seppcrl. „Ach, geh der Herr Lehrer
nur aufi! Mein Vater läßt Euch ja so nix zahl'»." —

Sclbstschätzuug.

„Herr Kriminalrichter, l 9.000 Gulden Entschädigung für
eine ganz gewöhnliche Injurie ist denn doch zu viel; könnten
Sie nicht bewirken, daß mich Herr Steinwallcr mit stille r
Verachtung straft?!"

Ter Unverschämte

Gerichtsdiener. „Gnaden Herr Landrichter, da is Einer
draußen, der per Du (statt par tvat) mit Ihnen sprechen
will!"

12*