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Schloß Grumbach.

Weingeister sind's, die allen.

Die einst hier unten gethront.

Die durstigen Kehlen gelohnt;

Sie schiveben ans allen Spalten,
Würdige, greise Gestalten.

Sie stöhnen wie unter der Festel,

Sie sanden im Grabe nicht Ruh'

Und düster schau'n sie hiezu,

Dort nach dem Männlein int Sessel,
Dort nach den Zwergen am Kessel.

Das Männlein blickt wie ein Meister,
Schreibt in ein großes Buch
Bedächtig Spruch um Spruch;

Die Zwerge rühren den Kleister,

Laut stöhucn und knirschen die Geister.

Was trieb dich ans den Särgen,

Nach so viel hundert Jahr',

Du klagende Gcisterschaar? .

Was ist's mit dem Alten, dem Schergen?
Was ist's mit den kropfigten Zwergen?

Zu Grumbach am alten Söller,

Da ragt ein eisernes Rohr
Aus Schutt und Trümmern hervor.
Das führt hinab in den Keller
Zn Riesling und Muskateller.

Dort haust in heiliger Stille
'Ne Gallisirfabrik,
j Und fabrizirt mit Glück
| Rheinwein, Mainwein die Fülle,

Tief unten in nächtlicher Stille.

Zu Grumbach in preußischen Landen
Da zechen die Ritter nicht mehr;
Der Epheu flüstert umher.

Wo Zinnen und Thürme standen,
Das Alles ward zu Schanden.

Am 8. August früh Morgens um 11 Uhr.

Guten Morgen, Leonie! Gott, wie habe ich geschlafen!
Ich war gestern bei Schwanders. Es war Ball dort. Ball!
Du stellst Dir unter einem Balle gewiß einen Tanzsaal vor,
worin eine gewisse Anzahl Paare männlichen und weiblichen
Geschlechtes nach dem Takte der Musik die Füße emporheben,
dann wieder anmuthig niedersetzen, ihre Körper in sanfte
Schwingungen bringen und endlich ein wenig erhitzt, fächelnd
und lächelnd ein Schmachtwinkclchen suchen. Nichts von alle-
dem in Wien. Hier stimmt das Orchester einen Bacchanten-
tanz an, die Paare rasen vor unfern verwirrten Blicken auf
und nieder, die Locken der Tänzerinen flattern in den Lüften,
die Gesichter sind todtcnbleich, die Augen sprühend, die Bu-
sen wogend, die Brüste keuchend, die Füße tarantelhaft hin
und her geschnellt, kurz es entschleiert sich vor uns ein wahrer
Mänadentriumphsturm mit Orchesterbcgleitung. Das gerade
Gegentheil des deutschen Walzers aber ist hier zu Lande die
Franvaise. Ich hätte nie gedacht, daß man stehend tanzen
könnte. In Wien tanzt man die Fran^aise stehend, und wenn
es die Tanzfigur unumgänglich erheischt, — schleichend. Ich

Still ist's in den alten Mauern,

Und aus dem langen Rohr
Wallt süßer Duft empor.

Den Wandrer faßt ein Schauer
Und Gänsehaut und Trauer.

_ Schaufelt.

Sentimentale Briefe.

(Schluß.)

meinte, den Todtentanz vor mir aufführen zu sehen. — In
Wien ist Alles maßlos, daher auch die Toilette. Die Cri-
nolinen gleichen Weltkugeln, die Coiffüren sind dagegen auf
ein Minimum zugestutzt. Eine Wiener Tänzerin sieht daher
frappant wie ein Luftballon mit einem Wetterfähnchen aus. —
Meine Aufgabe ist eine ernstere, als die, über Toiletten zu
schreiben. Ich bin jung — aber die Pflicht ist mein Höch-
stes. Also höre weiter: die Presse zu Wien ist zügellos, von
Ausländern gekauft. Man behauptet, das große Journal „das
Vaterland" hätte Napoleon III. zum Protektor. Der protestantische
Gustav-Adolph-Verein sogar publizirt hier im katholischen
Oesterreich drei Blätter, den „Volksfreund," die „Gegenwart"
und die „Wiener Kirchenzeitung," um das katholische Be-
wußtsein im Volke zu unterminiren. Es ist dies schändlich!
Ich bin ganz indignirt davon. — Für Garibaldi schwärmt
man, und nennt ihn den Vater der österreichischen Verfassung.
Das deutsche Herz blutet unter solchen Wahrnehmungen, aber
die Regierung hier wollte es einmal nicht anders. — Die
Wälle der Stadt sind gefallen. Man baut rüstig und aller-
orten. Ein herrlicher Park entstand nach dem Vorbilde des
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schloß Crumbach"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Ofen
Weinkeller
Schreiber
Weinherstellung
Weinfass
Zucker <Motiv>
Weinflasche
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 867, S. 54

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