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Zum grauen Esel.

(Fortsetzung.)

„Ei! ei! der regierende Fürst von Bückebnrg!" rief der

Commandant, sich auf dem Sopha aufrichtend. „Das trifft
sich ja recht fatal, daß ich gerade da liegen muß, wie ein
gelähmter Kranich. Sie sagten, er sei ohne Gefolge gekommen,
war's nicht so?"

„Zu Befehl, Herr General, genau so rapportirte der
Gefreite," erwiderte der Adjutant.

„Bitte, rufen Sic den Gefreiten einmal herein zu mir."

Als dieser eingetreten war, fragt' ihn der General:
„Nun, mein Sohn, hast Du den Fürsten selbst gesehen?"

„Zu Befehl, Herr General!"

„Nun, beschreib' ihn mir einmal! wie sah er aus?"

„Mit unterthänigem Respekt zu sagen, wie ein alter
Förster ans dem Gebirge, mit sonnverbranntem Gesicht, alten
Lederhoscn und gelbbraunen Gamaschen, die bis an die Knie
hinauf gehen."

„Ganz recht! gerade so reitet Seine Durchlaucht immer
zur Jagd", lachte der General.

„Und auf dem rechten Knie und auf dem linken Rock-
ärmcl hatte er etwas . . . etwas ..."

„Nur heraus damit, mein Sohn, sprich nur dreist her-
aus ! Was hat er also auf dem rechten Knie und auf dem
linken Nockärmel?" drängle der General mit einem Blick auf
den Adjutanten den verlegenen Berichterstatter.

„Etwas . . . etwas, was wir so unter uns „Glanz"
nennen, zu Befehl, Herr General!" stotterte der Gefreite.

„O weh! o weh! mein Knie, ach! mein armes Knie!"
schrie und lachte der General überlaut auf und griff sich an's
Bein. „Die Geschichte wird mich in's Grab bringen oder
curiren vor Erschütterung meines Zwerchfells! ha! ha! ha!
Also Glanz hat er darauf?"

„Zu Befehl, Herr General."

„O! das muß ich dem Prinzen Karl erzählen," lachte
der General dem Adjutanten zu, „das ist zu köstlich!" Und
sich wieder zu dem Gefreiten wendend, frag er weiter: „Wen
hat denn Seine Durchlaucht bei sich?"

„Niemand, zu Befehl, er kam ganz allein geritten."

„So? er kam geritten? Was ritt er für ein Pferd?"

„Einen weißen Schimmelhengst, zu Befehl."

„Ja, das ist sein Jagdroß, ein Thier von ausgezeichnet
schöner Figur und großer Ausdauer. Und wo ist Seine Durch-
laucht abgestiegen?"

„Im grauen Esel, zu Befehl."

„Im grauen Esel? ha! ha! ha!" lachte der General
wieder laut auf, „das wird immer besser, sicht ihm aber ;
ganz ähnlich. Fragt nicht viel nach Eleganz und Comfort,
wenn's nur gute Stallung für sein Roß gibt. Ich wette,
er verzehrt jetzt ein Stück Brot mit Wurst oder Schinken,
wischt sich die Nase mit dem Rockärmel, und trinkt einen
Nordhauser Kümmel dazu. Also wirklich im grauen Esel?
Der Wirth wird große Angen gemacht haben." Damit
winkte er dem Gefreiten zu, daß er ferner überflüssig sei, und
wandte sich dann zu seinem Adjutanten, einem blutjungen
Offizier, der erst kürzlich von einem in Ostpreußen stehenden
Regimente zur Dienstleistung hiehcr commandirt war, und
sagte: „Sie haben doch gewiß schon von dem Fürsten von

Bückeburg gehört, Herr von der Groben."

„Fürsten von Bückebnrg?" erwiderte dieser. „Nein, wahr-
haftig nicht. Ich besinne mich nicht, je davon gehört zu ha
den, auf Ehre!"

„Nun beim Himmel!" lachte der Generäl, „die Ost-
preußen bekümmern sich aber auch grundwcnig um unser gu-
tes Deutschland. Nicht einmal die deutschen Bundesfürsten zu ,
kennen. Nein! gehen Sie!"

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