Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26 Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
ZeitnngScrpeditioncn angenommen.

V"'**«

Erscheinenwöchentlich ein Mal. Subscriptions- vyyvi jis

preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.

ob. 2 Rlblr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od.2'/; Sgr.

Zum grauen Esel.

(Schluß.)

Bald erschien der Wirth mit dem Bestellten und als
er es auf den Tisch stellte, sah er den jungen Offizier mit
schlauem Lächeln an, als wollt' er sagen: „Na? Hab' ich nicht
Recht gehabt? Mit dem läßt sich deutsch heraus sprechen."

Beide Helden setzten sich nun gegenüber und ließen sich's
schmecken. Eine Portion Schinken folgte der andern, und ein
Nordhäuscr dem andern. Dem ehrlichen Förster sah' man's
an, daß er früh aufgestanden und noch nüchtern einen scharfen
Ritt gemacht, und dem Herrn Adjutanten sah man's nicht an,
daß er schon einmal gcfrühstückt hatte. Die Unterhaltung war
bald im besten Flusse, und drehte sich um Jagd- und Weid-
mannskunst. Lippolt war bei bester Laune, sehr redselig und
— was wahr ist, lobt Gott — nicht gerade wählerisch in
seinen Ausdrücken; der junge Offizier war's auch nicht und
wußte einzelne Erlebnisse aus seiner Jägerpraxis gar schnur-
rig wieder zu geben, und wenn sie auch manchmal stark nach
Latein schmeckten, wurde doch recht aus Herzensgründe dar-
über gelacht. Kurz, sie waren kreuzfidel mit einander.

Als nach etwa zwei Stunden der Officier aufstand,
nahm der Förster noch das Glas und stieß mit ihm auf
Fortsetzung der angeknüpften angenehmen Bekanntschaft und
auf baldiges Wiedersehen in der Scnncrhaide an, was den
jungen Officier, dem der Kümmel mächtig in den Kops ge-
stiegen, zu der etwas dreisten Aeußerung hinriß: „Topp! cs
soll ein Wort sein, Sic liebenswürdiger alter Nimrod und
Fürst — der edlen Jägerei!"

Damit zog er in bester Laune, aber nicht in bester Halt-
ung, also selig in jeder Bedeutung des Worts, ab.

Der ehrliche Förster hatte über der angenehmen Unter-
haltung bisher den eigentlichen Zweck seines Herrittes ganz
vergessen. Glücklicher Weise besann er sich noch darauf, ehe

der Officier zum Thore hinaus war. He, Herr Adjutant,
noch auf ein Wort!" rief er ihm vom Fenster aus zu, „da
hätte ich alter Dämel beinah' die Hauptsache vergessen. Thun
Sie mir doch den Gefallen, dem Herrn Commandanten mei-
nen gehorsamen Rcspect zu melden und daß ich ihm, wenn
er wohlauf gewesen wäre, selber aufgewartet und ihm eine
Bitte vorgetragen hätte . . ."

„Der Herr General hat mich eigens zu dem Zwecke
gesandt, mir Ihre Befehle zu erbitten," entgegncte der Ange-
rufene äußerst verbindlich.

„Ach! was da Befehle!" lachte der Förster und drohte
ihm scherzend mit dem Finger. „Wollen wir etwa wieder
die Feinen spielen und mit diplomatischen Reden um uns
werfen? Weg mit den Floskeln! —Und nun hören Sie meine
Bitte. Im dritten Bataillon steht ein junger Mann, ein
ehrliches Baucrnkind, der, wie ich bestimmt weiß, bei dem ge-
genwärtigen Beginn der Erndtearbciten von seiner Mutter,
einer Wittwe, sehr vermißt wird. Ginge es nicht an, daß
er auf einige Wochen oder für die Dauer der Erndte Urlaub
erhielte?"

„Wie heißt der Bursche?"

„Joseph Wcdcll aus Kirchdorf."

„Joseph Wcdcll? Ei, der ist mir ja als Bursche zuge-
wiesen. Das trifft sich ja ganz vortrefflich. Und Durch . .
Sie intcressiren sich für den Menschen?"

„Gar sehr! Führt er sich gut?"

„Er ist mir als zuverlässig und sehr anstellig empfohlen,
weßhalb ich ihn mir zum Burschen genommen habe."

„Freut mich gar sehr zu hören. Um so weniger wird
es wohl Anstand haben?"

Sk
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen