Johannes Jeremias Jammer
Gertrud wandte die braunen Augen neugierig zu ihm:
-Nun, Herr Sekretair!"
„Ich bin Ihnen gut!" hauchte Jeremias.
Gertrud crröthete — das „Gutsein" war ihr durchaus
uicht genug.
„Ich denke, das sind Sie den anderen Menschen auch!"
erwiderte sie spöttisch.
Jammermann wurde noch verwirrter. „Ich bin Ihnen so
sehr gut!" sagte er mit einem Ausdruck der Innigkeit, der das
jnngc Mädchen rührte.
„Auch Ich bin Ihnen gut!" antwortete sie mit schüchterner
Stimme.
„O die Herr — !" er konnte das Wort nicht beenden, denn
\ . ’
"as junge Mädchen sah ihn ernst an.
„Aber ich bin auch meinem Bruder gut!" sagte sie dann.
»Haben Sic mir nicht mehr zu sagen?"
Das Gesicht Jeremias Jammermanns wurde brennend roth.
Er antwortete nicht.
Gertrud wandte sich traurig ab; in ihren Augen standen
i>vci große Thräncn. Sie hatte den Traum ihres Daseins zu
Grabe getragen.
Jeremias ergriff ihre Hand; er sah sie so innig an. . .
ann und sein Heirathsantrag. 6?
„Wissen Sie mir in Wahrheit nichts mehr zu sagen?"
fragte sie wieder.
„O Gott — ich — ich kann ja nicht!" würgte er hervor.
„So seien Sic zum Abschied von mir gegrüßt; bereuen
Sie nie, daß Sie mir weh gethan!"
Sie wandte sich zum Fortgehen; da vergaß er jede Rücksicht.
Stürmisch sank er aus die Kniee und sprach: „Angebetete Gertrud
- mein ganzes Dasein athmet nur für Sie! Was ich bin,
bin ich für Sie — was ich besitze, habe ich für Sie erworben!
Die Erde ist mir einsam, wenn Sie mir nicht Gefährtin sind —
ich hebe die Hände zu Ihnen und bitte, seien Sic mein thcurcs
angebetetes Weib — ich werde thun, was ich aus Ihren Augen
errathen kann, werde jeden Wunsch Ihres Herzens zur Wahrheit
machen! Nur Eines begehren Sic nicht von mir: daß ich Ihnen
mehr sage, wie daß ich Ihnen gut bin; denn ich kann es bei
Gott nicht! Ich kenne das Wort, das Sie zu hören begehren,
kenne jenes süßeste Wort der Schöpfung und empfinde seine
ganze Schöne in mir — aber ich kann es nicht aussprechen,
denn in ihm wohnt der Feind meines Daseins, wohnt er, den
ich nicht nennen kann und den ich daher mit dem Stocke in
den Sand schreibe, wohnt der Buchstabe —
JBl“
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Gertrud wandte die braunen Augen neugierig zu ihm:
-Nun, Herr Sekretair!"
„Ich bin Ihnen gut!" hauchte Jeremias.
Gertrud crröthete — das „Gutsein" war ihr durchaus
uicht genug.
„Ich denke, das sind Sie den anderen Menschen auch!"
erwiderte sie spöttisch.
Jammermann wurde noch verwirrter. „Ich bin Ihnen so
sehr gut!" sagte er mit einem Ausdruck der Innigkeit, der das
jnngc Mädchen rührte.
„Auch Ich bin Ihnen gut!" antwortete sie mit schüchterner
Stimme.
„O die Herr — !" er konnte das Wort nicht beenden, denn
\ . ’
"as junge Mädchen sah ihn ernst an.
„Aber ich bin auch meinem Bruder gut!" sagte sie dann.
»Haben Sic mir nicht mehr zu sagen?"
Das Gesicht Jeremias Jammermanns wurde brennend roth.
Er antwortete nicht.
Gertrud wandte sich traurig ab; in ihren Augen standen
i>vci große Thräncn. Sie hatte den Traum ihres Daseins zu
Grabe getragen.
Jeremias ergriff ihre Hand; er sah sie so innig an. . .
ann und sein Heirathsantrag. 6?
„Wissen Sie mir in Wahrheit nichts mehr zu sagen?"
fragte sie wieder.
„O Gott — ich — ich kann ja nicht!" würgte er hervor.
„So seien Sic zum Abschied von mir gegrüßt; bereuen
Sie nie, daß Sie mir weh gethan!"
Sie wandte sich zum Fortgehen; da vergaß er jede Rücksicht.
Stürmisch sank er aus die Kniee und sprach: „Angebetete Gertrud
- mein ganzes Dasein athmet nur für Sie! Was ich bin,
bin ich für Sie — was ich besitze, habe ich für Sie erworben!
Die Erde ist mir einsam, wenn Sie mir nicht Gefährtin sind —
ich hebe die Hände zu Ihnen und bitte, seien Sic mein thcurcs
angebetetes Weib — ich werde thun, was ich aus Ihren Augen
errathen kann, werde jeden Wunsch Ihres Herzens zur Wahrheit
machen! Nur Eines begehren Sic nicht von mir: daß ich Ihnen
mehr sage, wie daß ich Ihnen gut bin; denn ich kann es bei
Gott nicht! Ich kenne das Wort, das Sie zu hören begehren,
kenne jenes süßeste Wort der Schöpfung und empfinde seine
ganze Schöne in mir — aber ich kann es nicht aussprechen,
denn in ihm wohnt der Feind meines Daseins, wohnt er, den
ich nicht nennen kann und den ich daher mit dem Stocke in
den Sand schreibe, wohnt der Buchstabe —
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bestrafte Schadenfreude"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)