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früherer Zeiten hätte geglaubt, uns einen „Don Juan"
als schönen Mann, in der Blüthe seiner Jahre, im Kreise

wörtlich vorgeführt. Er hätte sich mit einer schönen weiblichen
Gestalt im Bade der doppelten Gefahr ausgesetzt, sittlich oder
technisch Anstoß zu erregen. Man hätte vielleicht die Fleischtöne
der nackten Susanne zu grünlich oder zu grell gefunden, man
hätte getadelt, daß mit der Badewäsche zu sehr gespart worden
wäre — kurz, die Aufgabe war eine zu heikle. Mit einem
geistreichen Sprunge setzt sich der moderne Meister über all' diese
Schwierigkeiten hinweg, und indem er die badende Susanne
durch eine Mauer verdeckt und uns nur die beiden alten Sünder
vorführt, liefert er einen glänzenden Beweis von der Wirkung
des Unsichtbaren in der Malerei, indem er Alles der Phantasie
des Beschauers überläßt, der sich die badende Susanne nunmehr
so reizend vorstellen kann, als er will. Indem der Künstler
nur die Neugierde der beiden Alten darstellt, steigert er die des
Beschauers und löst so seine Aufgabe auf's Glänzendste. Wenn
nur der Eine der beiden Alten den Anblick der badenden Susanne
genießt, während der Andere demselben als Schemel oder Leiter
dient, so dürfen wir sicher sein, daß dieser alsbald den Oberen
zwingen wird, mit ihm die Rolle zu tauschen!

In ähnlicher Weise führt uns das zweite großartig historische
Bild einen unter einem Thore stehenden römischen

Nachtwächter und Krieger vor, der in lauer Mondnacht
Wache hält; neben sich den wachsamen Caro, das Bild der
Treue, und eine mattleuchtende Laterne. Wir sehen im Hinter-
grund Bäume und Gebäude, welche deutlich bekunden, daß wir
uns in Rom befinden. Sofort ist uns aber auch klar — wir
stehen am Vorabend großer Ereignisse und dem Beschauer bleibt
es überlassen, zu entscheiden: ist dieses die Nacht vor der Er-
mordung Cäsar's, oder die Nacht, in welcher Kaiser Nero den
Riesenbrand angeordnet, der seine Nerven kitzeln soll. Das ist
aber eben das Große, Gewaltige an diesem historischen Bilde,
welches uns durch die Fülle von Möglichkeiten überwältigt, die
uns der Künstler unsichtbarer Weise vorführt. Der wackere
Wächter weiß wohl so wenig wie sein Hund und seine Laterne,
was da kommen wird, aber dem Beschauer entrollt sich die
ganze Geschichte Rom's mit all' ihren Schrecken und Grausam-
keiten. Das ist der Triumph des Unsichtbaren — das ist
echte moderne Historienmalerei!

Wie in der Historie, wirkt das Unsichtbare aber auch im
Genre. Betrachten wir diesen Don Juan. Ein Künstler
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ueber die Wirkung des Unsichtbaren in der Malerei"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Retemeyer, Ernst
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 89.1888, Nr. 2242, S. 22
 
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