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Aus den Erzählungen des Afrikareisenden Dr. Wahr in u n d Drauflos. 20l

Ich aber, vertraut mit den Gewohnheiten der afrikanischen Krokodile,
wußte, daß diese Bestien solche Massenversammlungen stets nur in
der Nähe des Ufers arrangiren. Wir eilten daher, so schnell uns
unsere Füße tragen mochten, über die Krokodilbrücke dem nun
sichtbar werdenden Flußufer zu. In dem Momente, als wir an's
Land stiegen, erwachte die nie schlummernde Mordgier der besonders
aus Naturforscherfleisch erpichten Strompioniere, so daß ich mich
mit meiner immer Paraten Geistesgegenwart umdrehen und dem
nächsten Saurier die sechsfache Ladung meines Revolvers in den

Schon mehrere Wochen war ich mit meinem eingebornen Diener
Ohngasch im wilden Betschuanenlande herumgeirrt, um an den
großen Fluß zu kommen, der nach meinen Berechnungen unzweifel-
haft dort in der Nähe seine noch von keinem Europäer betretenen
Wogen dem Ocean zuwälzen mußte. Und richtig, eines Tages rief
mein schwarzer Ohngasch plötzlich in seiner schwarzen Mundart:
„Kruzi Adaxl, da is's naß!" Er war mit einem Bein in dennoch
unbekannten Fluß getreten. Kurz entschlossen, wie ich in solchen
Fällen immer zu handeln pflege, stecke ich den Revolver aus meinen

Stunden an einladender Uferstelle die saftigen Krokodilschnitzeln mit
Cactussaft königlich schmecken. —

Das ist so eines meiner zahllosen kleinen Erlebnisse, wie sie
jedem Aftikaforscher auf Schritt und Tritt bescheiden aufstoßen.

Dr. e. v. Mittlern.

Poetische Marktschreier.

Mit Stimmen, die von Hohlheit widertönen
Wie leere Tonnen, hören wir die jungen
Marktschreier uus're alten Meister höhnen,

Die sich so tief in unser Herz gesungen,

Daß ihren neidvoll ruhmbegierigen Spöttern
Nichts übrig bleibt, als selbst sich zu vergöttern.

Reisehut, fasse den schwimmunkuudigen Wüstensohn beim Schopf
und beginne die laue Strömung mit starken Armen zu durchrudern.
Ich schwimme mit meinem Anhängsel eine Stunde, zwei Stunden,
und sage zu Ohngasch: „Der Fluß ist doch breiter, als ich's mir
vorgcstellt habe." Ich schwimme den ganzen Tag fort; wir sehen
nichts als Himmel und Wasser. In der zweiten Nacht, gegen
Morgengrauen, stoße ich an etwas Hartes. „Aha!" denke ich mir,
„das andere Ufer." Wir steigen an's Land, aber der Boden hob
und senkte sich unablässig und gab bei jedem Schritte nach; es war
eine ermüdende, unheimliche Wanderung. Der Sonnenaufgang
erklärte diese eigenthümliche Erscheinung. Wir schritten nämlich noch
immer knöcheltief im Wasser, über Tausende und Abertausende von
hartgcpanzertcn Krokodilen, welche sich an dieser Stelle des Fluß-

bettes zu einer lebendigen Bank zusammcngcwimmelt hatten. Ohn-
gasch wurde bei dieser Entdeckung bleich bis in die Achselhöhlen.

Rachen feuern mußte, worauf er sich sterbend an's Land schnellte,
während seine Genossen, die offenbar noch nie Pulver gerochen
hatten, auf Nimmerwiedersehen unter der Oberfläche des Drauflos-
River verschwanden. So hat die Wissenschaft den von mir bei dieser
Gelegenheit entdeckten Strom getauft. Ich und Ohngasch ließen uns
aber auf die Anstrengungen und Schrecken der letzten achtundvierzig

s. ß.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus den Erzählungen des Afrikareisenden Dr. Wahrmund Drauflos"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zajaczkowski, Theodor
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 89.1888, Nr. 2262, S. 201

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