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„Unsere Nerven."

Dichter, Künstler, Professoren,
Redakteure, klein und groß,
Richter, Redner und Doktoren,
Handwerksmann und Virtuos,

Und der Wust politischer Dinge!
Wicderkchren jedes Jahr
Aus Bestellung säst iin Ringe
Cholera und Kriegsgefahr.

Welch ein Jagen, Hetzen, Hasten
Rings nach Reichthum und Genuß!
Nirgends Ruhe, nirgends Rasten,
Ruh'los rollt des Lebens Fluß!

Handelsleute, Straßenkehrer,

Maurer, stets den Krug am Mund,
Schüler ebenso wie Lehrer,

Und der Jäger wie sein Hund,

Auf den Straßen, welch' Gedränge,
Welch Getümmel und Geschrei!
Tramwaywagen, Menschenmenge,
Omnibus und Polizei.

Selbst die Kunst, statt zu erquicken
Unser Herz im Drang der Zeit,
Rollet auf vor unser'n Blicken
Nur die schnöde Wirklichkeit.

Philosophen, Pfarrer, Denker,

Ja — bisweilen ist das bös -
Selbst der biedre Droschkenlenker
Und sein Gaul, sie sind nervös.

Aber kann's ein Räthsel bleiben.
Daß die Nerven so caput?

Ist nicht unser Thun und Treiben
Nervenschädlich absolut?!

Dampfmaschinen, Eisenbahnen,
Telephon und Telegraph,

Was wir heute kaum noch ahnen,
Raubt uns morgen schon den Schlaf.

Jedes Jahr bringt neue Wahlen,
Jeder Tag ein neu' Gesetz —

Und das cw'ge Steuerzahlcn,

Socialer Fragen Hetz'!

Krank und häßlich, was sie malen,
Krank und häßlich das Gedicht,
Auf der Bühne — Folterqualen
Und Gespenstcr-Angcsicht!

Menschlich schützen wir die Thicrc,
Doch wer schützet unfern Geist
Bor den Jammer der Klaviere,
Der die Nerven uns zerreißt?!

Wenn wir Morgens uns erheben.
Schon beginnt der Nerven Pein,
Und mit Schrecken und mit Beben
Nehmen wir das „Tagblatt" ein.

Selbst der Wissenschaft zu dienen
Ist nun nicht mehr angenehm.
Was noch heute wahr geschienen,
Wechselt morgen das System.

Ja trotz Fortschritt und Gesittung,
Wenn nicht Einhalt bald geschieht,
Allgemeine Hirnzerrüttung
Wird das Ende sein vom Lied!

Selbstmord, Brände, Zugsentgleisung,
Raub und Diebstahl, Unglücksschlag,
Bringt zu unsrer Nerven Speisung
Uns die Presse jeden Tag.

In der Schule unsre Jungen —
Welche Wissensjägerei!

Hat sich einer durchgerungcn,
Wird er geistig krank dabei.

Nordseebädcr, Kraftconscrvcn,

Machen Keinen mehr gesund!

Gibt uns Gott nicht stärk're Nerven,
Geh'n allmählich wir zu Grund!

». Mris.

Guten Appetit!

(Ein Schusterbubenstreich.)
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Titel

Titel/Objekt
"Guten Appetit!"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 89.1888, Nr. 2240, S. 7

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