Fliegende Blätter (90.1889 (Nr. 2267-2292))

Thier-Bilder

Mittagsruhe am obern Conga.

D i e K ä f e r s a m n> - 99
l u n g.

Mann (erschrocken zu
seiner jungen Frau, die vom
Schreibtische ihres Mannes
ein Kästchen genommen, in
der dieser die Photographien
ehemaliger Hu ld inn en auf-
bewahr!): „Um's Himmels-
willen, Jda, laß' das Kästchen
zu, das ist nichts für Dich,
Du würdest nur erschrecken;
das ist ja meine — Käfer-
sammlung!"

Verhiiltnißmiißig.

Al utter: „Was, zwei Bouquets schickst Du in die
Karlstraße'?! Also hast Du dort gleich zwei Angebetete?"

Sohn: „Aber, Mutter, soll das vielleicht zu viel sein für
eine Straße mit 182 Hausnummern?!"

Kleine D' rcingabc.

„Weil Sc haben so wenig zu thun mit mei'm Kopf, Hab'
ich mitgenommen um' Enkelche — das geht dann d'rein!"

Die große M a g e n w u r st.

Bei dem ebenso reichen, als geizigen Bauern Ganshuber
lvird während des Manövers ein Officier und dessen ganzer Zug
einquartirt. Solche Quartierlast behagt aber Ganshuber durchaus
nicht, darum hält er auch die Mannschaften schlecht und gibt
ihnen selbst das nur in unzureichender Weise, ivas sie unbedingt
zu fordern haben. Die Soldaten können die verabreichte Kost
kaum genießen, obwohl der Bauer die Räucherkammer voll
Fleisch und Wurst hat. Endlich wird daS GanShnbcr'fchc Quartier
verlassen und die Truppe steht marschbereit. Da kommt der
Bauer athcmlos zum Officier gerannt und schreit in größter
Aufregung: „Herr Leitnant, das Unglück! Ihre Leite ham mir
aus der Reicherkammer die große Mogenworscht geschtohlen und
se wärd'n se wohl in ihrem Tnrnister hab'n!" — Sofort läßt

öer Lieutenant die Tornister abnehmen, offnen und den Inhalt der-
selben dem Bauern zeigen aber die große Magenwurst ist zur
<ymtbe des Officiers und zum Aerger Ganshubers nicht aufzufinden.
Die Tornister werden.wieder gepackt und der Zug marschirt ab. Als
Abends beim Bivouak die Feldkessel in Thätigkeit sind, bemerkt der
Lieutenant einen angenehmen Wurstgeruch, „Was kocht Ihr da, Leute?"
fragt er neugierig, „das ist ja eine mächtig große Wurst, - ah, gewiß
Ganshüber's Magenwurst?"

Die Soldaten bestätigen durch ihr Schweigen, daß dem so sei.
Der Officier fragt weiter: „Aber zum Donnerwetter, Ihr Unglücks-
menschen, sagt mir doch, wie und wo habt Ihr denn die große
Wurst geborgen; auch ist es mir ein reines Räthsel, wer sie ge-
tragen haben könnte, ich habe ja Eure Tornister selbst untersucht
und nichts gefunden!"

Da antwortet der schlaue Bursche des Officiers: „Herr Lieutenant,
halten zu Gnaden, die Wurst haben wir allerdings beim Ganshnber
gefunden, aber weil Herr Lieutenant, wie ich sie einpacken wollte, gerade

unsere Tornister visitirt haben, so habe ich sie in Herrn Lieutenant
sein' Tornister g'steckt!"

„Zum teufet!" so ruft der Lieutenant aus, „da habe ich Euch
also die Wurst auch noch selbst getragen?! Daß Euch doch -