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Edel-Wild.

85

M ondnacht.

Resignation.

Achwankende Wipfel, windesbewegt,

^ Tief in den Büschen die Nachtigall schlagt.
Wie ein zitternder, schimmernder Hauch
Liegt das Mondlicht aus Baum und Strauch.

Mautlos die gold'nen Blätter fallen
^ So sommermüd' — so sonnensatt.
Rings ein Verwehen — ein Verhallen —
Ein Sinken, stumm und todesmatt.

Drüben im Thal ein Waldhorn klagt
Bis mir die Seele süß verzagt,

Bis im Herzen der starre Stolz,

Ach, zu seliger Sehnsucht schmolz.

Ein blauer Falter taumelt trunken
Um Ranken, welk und herbstesroth,
Die Sonne suchend, die gesunken —
Die Blüthen, die verweht und todt.

Schimmernde Nacht, voll Glanz und Glut,
Heiß durch die Adern treibst du das Blut,
Zauberisch locket das Glück mich ja
Und der Liebste so nah — so nah!! —

Und ich — ach, mit gebrochenen Schwingens
Such' ich nach meiner Sonne Spur —
Nichts blieb mir, als dies wilde Ringen
Nach Ruhe — ach, nach Fassung nur.

Edel-Wild.

Nichts als der Seele dumpfe Trauer,
Als diese Thränen, brennend, wild,

J|gu früher Stunde ein Edel-Wild, das ging er aus zu jagen,
^ Da noch von Morgendämmer verhüllt die Höhen und

Tiefen lagen.

Im blauen Auge den Königsblick — ein Lächeln auf stolzein Munde,
Doch blieb die Büchse im Haus zurück — zu Hause blieben

die Hunde.

Mit süßen Flehens einschmeichelndem Gift wird er sein Wild

berücken,

Den Todespfeil, der sicher trifft, den trägt er in den Blicken.

Und jener stumme Todesschauer,

Der rings den Herbstestag erfüllt.

Wiedersehen.

Mach wilder Winterstürme Wehen
^ Nun plötzlich noch ein Sonnenblick,
Ein unverhofftes Wiedersehen,

Ein kurzes, hoffnungsloses Glück!

Es zog ein Schauer durch den Wald, die Wipfel tief sich neigen,
Der Morgenglocke Ton verhallt süß in dem'Morgenschweigen.
Ein weicher Wind die Zweige bog und über die thauesseuchten,
Die dämmernden Thäler, golden flog das erste Sonnenleuchtcn.
Er sieht es nicht, er hört es nicht — o Jagdlnst! wild' Entzücken!
Es flackert ein irres, grausames Licht in seinen heißen Blicken.
Berückt von Jagdlust Seel' und Leib', hin stürmt er, thauberegnet,
O weh' dem Wild' und weh' dem Weib', das heute ihm begegnet!

Du starrst mich an! — es liegen Wochen,
Erst Wochen zwischen einst und heut'!

Und doch — dies Leben ist gebrochen,

Dies Haupt dem Untergang geweiht.

Du starrst mich an; — an Dein Gewissen
Pocht es mit stummer Klage laut,

Dies; Antlitz, bleich und schmerzzerrissen
Und dieser Blick, vor dem Dir graut.

Allein.

Wer Lärm der Welt fernab verhallt —

^ O süße Ruh'!

Im sonnendurchflimmerten, schweigenden Wald
Nur ich und Du!

In Deinem Blick erlischt das Flammen,

Die kühne, sieggewohnte Lust,

Ein Stöhnen nur — und dann zusammen
Brichst Du an Deines Opfers Brust.

Kein Vogel singt — keine Biene summt
In schwüler Glut,

Im Mittagzauber verträumt, verstummt
Die Halde ruht.

Th au.

Du weinst! —

lt'9 Ungläubig sch' ich diesen süßen Thau,
O stolzes Herz — unüberwindlich einst —

Nur ein Falkenschrei — ein Jubelruf —
Und Zwei allein!

Gott, der zu Leben und Wonne uns schuf,
Schau' gnädig d'rein!

Du weinst!!

Das ist der Thau, womit ein Engel löscht
In Deinem Schuldbuch nieinen Namen einst.
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