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Joseph Gregor Winck — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 2: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.57439#0021
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hinausgerückt in eine ideelle Welt über den Wolken; statt der Stiftspatronin mit dem Jesus-
kinde bilden Allegorien abstracter Tugendbegriffe mit einer Umgebung antiker und moder-
ner Personifikationen den Mittelpunkt. - Ueber den Gobelins beleben gemalte Gesimse und
Urnen mit Engeln und Blumenschmuck die Anwölbung, welche zur Decke überleitet. Die
Decke ist ganz mit lichten Wolken bemalt zur Darstellung des über dem Irdischen thronen-
den geistigen Reiches. Als herrschende Gruppe in dieser ätherischen Welt erscheinen in der
Mitte vor einer baldachinartigen Draperie, über welcher der Götterbote mit Hermesstab und
einem Briefe schwebt, die Religion mit Buch, Kelch und Hostie, zu ihren Füssen Tiara, Inful
und Kreuz; neben ihr die Klugheit, deren Brust geschmückt ist mit dem Strahlenantlitz,
Spiegel und Schlange hält sie in der Hand; dann als dritte herrschende Tugend die Gerechtig-
keit mit verhüllten Augen, Waage und Richtschwert. Als weitere allegorische Gestalten
schweben, von hellen Wolken gleich luftigen Schleiern umhüllt, über dieser Gruppe seitlich
die Mässigung mit der Mischschale, und eine Frau mit Scepter, auf dessen Spitze das Auge
Gottes erscheint: vielleicht die Ewigkeit; auf der anderen Seite der Draperie schwebt die
Zeit, ein ehrwürdiger Greis mit weissem Barte, mit Stundenglas auf dem Haupte und mit
lorbeerumwundener Posaune, daneben die Fama, in die Posaune stossend und eine zweite
Posaune senkend. Um die Mittelgruppe der drei herrschenden Tugenden gruppiren sich die
Stände des Hochstiftes: von unten schwebt empor das Domkapitel, seitlich erscheinen die
Curien der Sieben Stifte, der Ritterschaft (im Waffenschmuck) und der Städte. Dargestellt
sind diese Stände durch Frauengestalten, deren Bedeutung erkenntlich wird durch die ihnen
beigegebenen Wappenschilde. Während alle diese Personifikationen Ruhe und selige Hei-
terkeit athmen, vollzieht sich am unteren Rande des Bildes ein erschütterndes Drama: eine
Gestalt, welche hoch in der Luft die Geissel schwingt, vertreibt drei verzweiflungsvoll aus-
sehende satanische Gesellen, die in wilder Flucht kopfüber in die Lohe der Hölle stürzen:
der Eine hat schlangenförmiges Haar, die Hand des Zweiten schwingt eine Schlange, aus de-
ren Rachen ein feuriger Strahl hervorzischt, der Dritte lässt voll Entsetzen den Händen eine
Urne mit Gold entgleiten, deren Inhalt herniederfällt. Es ist der Sieg über die Laster, der das
Bild des im Tugendreiche schwebenden Hochstiftes ergänzt. Hinter dem Felsen, vor wel-
chem diese hochdramatische Scene spielt, leuchtet aus dem Wolkenschimmer in mattrosa-
farbenem Glanze die goldene Kuppel unseres Domes hervor; vorn am Felsgestein steht an
bescheidener Stelle der Name des Meisters „Joseph Gregori Winckh“.“
Beschreibung der Supraporten „Karl der Große“ und „Ludwig der Fromme“, entstanden
1744, von Dreyer:
„Als Gegenstand für die Supraporten wurden die beiden Fundatoren des Bistums gewählt:
Karl der Große, der es ursprünglich in Elze gegründet haben soll und Ludwig der Fromme,
der Hildesheim zur Diözesanstadt erhob. Die Herrscher sind sitzend dargestellt in reichem
Ornat. Carolus Magnus hält die Reichsinsignien in den Händen; Ludovicus Pius außer dem
Szepter auch die Stiftungsurkunde. Der mit Vorhängen drapierte Hintergrund läßt in beiden
Fällen die Aussicht auf die von den Stiftern begründeten Kathedralen offen; bei Karl auf den
mehr sagenhaften Dom in Elze; auf dem Gegenstück wird der Hildesheimer Dom in der Ge-
stalt des 18. Jahrhunderts sichtbar.“
Beschreibung der Wandgemälde „Krönung Mariae“, „Die Feier der Heiligen Messe im
Walde“ und „Zwei Bischöfe und ein Kaiser mit Begleitung“, entstanden 1752-1753, von
Dreyer:
„Auf dem Mittelfresko findet auf der oberen Bildhälfte die Krönung der Jungfrau Maria
statt, der von den unten knieenden Stiftern Karl und Ludwig das Modell des Domes, ihrer
Patronatskirche, dargebracht wird. Auf dem Fresko zur Rechten erscheinen inmitten einer
Säulenarchitektur zwei Bischöfe im Ornat, wohl die Lokalheiligen Bernward und Godehard
mit ihrem Gefolge, denen wiederum Kaiser Karl, zu dessen Füßen ein Page kniet, gegenüber
gestellt ist. Über der Gruppe schwebt in der Luft eine Draperie, die von Engeln gehalten

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