wahren Monumentalaufgabe, die Zeit und deutsches Volkstum ihm gehen konnten.
Was ihm im „Turnerbankett“ vorschwebte, was beim „Schwingerumzug“ deutlichere
Gestalt gewann, das erfüllte er endgültig in seinen großen Historienbildern: dem Rück-
zug von Marignano, Teil, Jenenser Auszug, den Schwörenden von Hannover. Hier
gelangte er zu monumentaler Prägung höchster Symbole von menschlichem, nationalem
und übernationalem Wert} zur Aufstellung eines Typus neuzeitlichen Heroentums,
ein wenig schweizerisch derb und auf körperliche Betätigung gestellt, aber schließlich
doch hinreißend durch die Großartigkeit der Selbstaufopferung. Es ist die einzige
Monumentalkunst, die uns seit dem Erlöschen der klassizistischen Konvention be-
schieden worden ist — und wahrscheinlich auch die letzte von historischer Art, da die
FERD. HODLER AUSZUG DER JENENSER STUDENTEN
Mit Genehmigung des Verlages Rascher & Cie., A.-G., Zürich
Ausdeutung wirklicher Geschehnisse zum völkischen Symbol mit ihr zugleich Gipfel
und Ende erreicht hat.
Was er, neben der leidenschafterfüllten Landschaft van Goghs und der psychologischen
Vertiefung Munchs, unsrer Kunst ganz neu gebracht hat, ist nicht nur die Ausprägung-
großen Geschehens und heldenhafter Charaktere, sondern vor allem die adäquate Form
für Bewegung als Ausdruck geistiger Haltung. Dies aber ist die Form, die er von
allen Bahnbrechern am prägnantesten angewendet hat: die Linie in ihrer Gebärden-
funktion,• ein völlig deutsches Erbteil. Der Parallelismus, als Wiederholung gleicher
Bewegung, die Rhythmisierung und vertikale Aufteilung der Fläche, ist nur ein Mittel,
eine Ausflucht dieses, seines obersten Gesetzes — des herrschenden Umrisses. Tn- und
auswendig kennt er die Menschengestalt, die Inhalt seiner Kompositionen ist} darum
vermag er den Extrakt von Gebärden Wahrheit mit seinem Umriß zu geben. Eine
U
Was ihm im „Turnerbankett“ vorschwebte, was beim „Schwingerumzug“ deutlichere
Gestalt gewann, das erfüllte er endgültig in seinen großen Historienbildern: dem Rück-
zug von Marignano, Teil, Jenenser Auszug, den Schwörenden von Hannover. Hier
gelangte er zu monumentaler Prägung höchster Symbole von menschlichem, nationalem
und übernationalem Wert} zur Aufstellung eines Typus neuzeitlichen Heroentums,
ein wenig schweizerisch derb und auf körperliche Betätigung gestellt, aber schließlich
doch hinreißend durch die Großartigkeit der Selbstaufopferung. Es ist die einzige
Monumentalkunst, die uns seit dem Erlöschen der klassizistischen Konvention be-
schieden worden ist — und wahrscheinlich auch die letzte von historischer Art, da die
FERD. HODLER AUSZUG DER JENENSER STUDENTEN
Mit Genehmigung des Verlages Rascher & Cie., A.-G., Zürich
Ausdeutung wirklicher Geschehnisse zum völkischen Symbol mit ihr zugleich Gipfel
und Ende erreicht hat.
Was er, neben der leidenschafterfüllten Landschaft van Goghs und der psychologischen
Vertiefung Munchs, unsrer Kunst ganz neu gebracht hat, ist nicht nur die Ausprägung-
großen Geschehens und heldenhafter Charaktere, sondern vor allem die adäquate Form
für Bewegung als Ausdruck geistiger Haltung. Dies aber ist die Form, die er von
allen Bahnbrechern am prägnantesten angewendet hat: die Linie in ihrer Gebärden-
funktion,• ein völlig deutsches Erbteil. Der Parallelismus, als Wiederholung gleicher
Bewegung, die Rhythmisierung und vertikale Aufteilung der Fläche, ist nur ein Mittel,
eine Ausflucht dieses, seines obersten Gesetzes — des herrschenden Umrisses. Tn- und
auswendig kennt er die Menschengestalt, die Inhalt seiner Kompositionen ist} darum
vermag er den Extrakt von Gebärden Wahrheit mit seinem Umriß zu geben. Eine
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