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Polska Akademia Umieje̜tności <Krakau> / Komisja Historii Sztuki [Hrsg.]; Polska Akademia Nauk <Warschau> / Oddział <Krakau> / Komisja Teorii i Historii Sztuki [Hrsg.]
Folia Historiae Artium — NS: 7.2001

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Recenzje - przeglądy
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Smorąg Różycka, Małgorzata: Das armenische illuminierte Evangeliar, sog. Lemberger Evangeliar: Anmerkungen über das Buch "Das Lemberger Evangeliar. Eine wiederentdeckte armenische Bilderhandschrift des 12. Jahrhunderts", hrsg. von Günter Prinzing und Andreas B. Schmidt, Reichert Verlag, Wiesbaden,1997 ; [Rezension]
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Folia Historiae Artium
Seria Nowa, t. 7 (2001)
ISBN 83-88857-38-X
ISSN 0071-6723

Małgorzata Smorąg Różycka

Das armenische illumemerte Evangeuar, sog. Lemberger Evangeuar

Anmerkungen iiber das Buch Das Lemberger Evangeliar. Eine wiederentdeckte armenische
Bilderhandschrift des 12. Jahrhunderts, hrsg. von Gunter Prinzing und Andrea B. Schmidt,

Dr. Ludwig-Reichert-Yerlag, Wiesbaden 1997

Das illuminierte Lemberger Erangeliar aus den Ja-
hren 1198/1199, auch Evangeliar von Skevra genannt,
ist das wertvollste sich in polnischen Sammlungen be-
findende Werk der armenischen Kunst, das schon vor
dem Zweiten Weltkrieg bekannt war und veróffentlicht
wurde. Jedoch galt es nach dem Jahre 1945 ais yerschol-
len. Das Buch, das in Wiesbaden im Jahre 1997 von
Gunter Prinzing und Andrea B. Schmidt herausgegeben
wurde, entdeckt diese Handschrift fur Forscher mitte-
lalterlicher Kunst wiecler und bietet so Gelegenheit, die
bedeutende Rolle der armenischen Diaspora in der po-
lnischen Geschichte noch einmal in Erinnerung zu ru-
fen1.

Das Lemberger Evangeliar -
dii Prasentation der Handschrift

Die Handschrift wurde aus 426 Pergamentblattern,
etwa 30 x 22 cm groB, angefertigt und beinhaltet den in
Unzialschrift niedergeschriebenen Text der vier Evan-
gelien, dem der Eusebiusbrief an Karpianos (ff. 2v-3)
und sieben Kanontafeln (ff. 4v-10; es fehlt die 2. Tafel)
vorausgehen. Aus dem umfangreichen (ff. 4l8v-422v)
Hauptkolophon geht hervor, dass diese Handschrift ein
Werk des Schreibers und Illuminators Gregor ist und im
Auftrag von Stefan (Step‘anos), auch Adam genannt, in
den Skriptorien zweier Monasterien im kilikischen Ar-
menien, Mlidsch und Skevra „im Jahre 647 [d.h. zwi-
schen 31. Januar 1198 und 30. Januar 11991, ais dem

1 Diese Frage wurde durch K. Stopka ausfiihrlich besprochen,
Ormianie w Polsce dawnej i dzisiejszej, Kraków 2000; hier beflndet
sich auch ein ausfdhrliches Literaturverzeichnis zu diesem Thema.

2 Die unterschiecllichen Meinungen zum Krónungsdatum Leons,
das fur den 6. Januar 1198 oder 1199 festgelegt wird, bespricht G.
Prinzing [in:] Das Lemberger Evangeliar..., S. 18-21; die Elntra-
gung im Evangeliar gilt fur ihn ais Bestatigung der Tatsache, dass

die Krónung im Jahre 1199 stattfand.

christusliebenden Leon aus [dem Adelsgeschlecht] der
Rubeniden das Kónigreich Armenien2 ubergeben und
zur Zeit von Gregor Katholikos” fd.h. Gregor VI. Abi-
rad, 1194-12031 angefertigt wurde. Die reichen und man-
nigfaltigen Verzierungen des Evangeliars bestehen aus
ganzseitigen Miniaturen von Kanontafeln und vier Evan-
gelisten, kleinen Fwangelienszenen und einzelnen Ge-
stalten, die an den Randem und zwischen den Text-
spalten frei plaziert wurden, sowie aus Initialen in zu-
sammengesetzten Zierformen und ahnlich gestalteten
Blumenornamenten an den Randem3. Den Buchdeckel
des Evangeliars bilden zwei Holzbrettchen (310 x 220
mm), die mit dunkelroter Seide von innen und mit Samt
von auBen bezogen wurden. Ober- und Unterteil des
Buchdeckels schmiicken Metallplaketten: auf dem Ober-
teil werden die Kreuzigung in der Mitte sowie die Biisten
der Evangelisten in den Ecken dargestellt. Entlang den
Randem befindet sich ein Ohrmuschelornament mit einem
Motiv von Engelskópfen. Unten ist die in einer Wolke
thronende Gottesmutter mit dem Jesuskind und den Kir-
chenvatern dargestellt. Die Datierung und die Frage nach
der kunstlerischen Herkunft dieser Reliefe bediirfen vor
allem in den Kreisen der Lemberger Goldschmiede wei-
terer Untersuchungen, aber ihre Stilmerkmale weisen
darauf hin, dass diese Einfassung mit Sicherheit spater
entstand ais die aus dem Jahre 1592, die von Thoros Ber-

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natowicz (Bernatenc), Sohn von Zatig, gestiftet wurde .

Dank der Sorgfalt der zumeist anonymen Schreiber
kennen wir einige Episoden aus der unruhigen Ge-

3 S. D e r N e r s e s s i a n, Manuscrits armćniens illustrćs des XII0,
XIII0 et XIV0 siecle de la Bibliotbeąue des Peres Mekhitharistes de
Venise d'apres les clicbćs de la FrickArt Reference Library, Paris 1937,
benutzt die Bezeichnung „motlf decoratlf” oder „ornement marginal",
in der hier besprochenen Arbeit wird der Begriff „Randschmuck”
gebraucht.

11 An diese Stiftung erinnert die Notę auf fol. 423v; A. von Eu w
[in:] Das Lemberger Evangeliar..., S. 82-83, stellte eine Beschreibung
und eine kurze Analyse der Einfassung vor.

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