II. Fibeln
45
und Argos* * * 269, die - soweit datierbar - dem ausgehenden 8. bzw. 7. Jahrhundert angehören. Diese Fibeln
weichen meist deutlich von den phrygischen Vorbildern ab und sind als Imitationen anzusprechen; nur bei
einer Fibel aus Lindos könnte es sich um ein Importstück handeln270.
Auch bei der Fibel Kat. 104 aus Ephesos macht der Vergleich mit den im zentralphrygischen Raum ge-
fundenen Exemplaren Unterschiede deutlich. Letzte sind durchweg kleiner als Kat. 104271, zudem sind die
beiden Querstege an ihren Bügelenden meist viel deutlicher profiliert und durch eine Scheibe gegliedert. Die
Gestaltung des Fußes der ephesischen Fibel mit einer schlichten rechteckigen Querleiste am Ansatz und ohne
Verzierung der Mittelrippe mit kleinen Buckelnägeln ist in Phrygien unbekannt. Dagegen begegnet die Form
der ‘spring-plate’ von Kat. 104 mit einer hohen, zylindrischen Basis bei den vergleichbaren Fibeln aus dem
zentralphrygischen Raum regelmäßig, während sie bei entsprechenden Stücken von den griechischen Inseln
in dieser Form nicht vorkommt. Die Vergleiche zeigen, dass es sich bei der Fibel Kat. 104 kaum um ein Er-
zeugnis einer zentralphrygischen Werkstatt handeln kann, sondern wahrscheinlich um ein Produkt aus dem
westlichen Kleinasien. Kat. 105 unterscheidet sich von Kat. 104 im Format und durch die einzelnen deutlich
vorkragenden Querstege an den Bügelenden: Die Größe entspricht dem bei Beispielen dieser Variante geläu-
figen Format. Die Gestaltung der Bügelenden mit einem einzelnen vorspringenden Quersteg mit Buckelbesatz
begegnet vor allem im westphrygischen Raum zwischen Eski§ehir und Afyon272, während bei den in Gordion
gefundenen Fibeln dieser Art das Bügelende stets mit einem Paar von Querstegen verziert ist. Eine Herkunft
der Fibel Kat. 105 aus Gordion selbst scheint daher unwahrscheinlich, möglicherweise stammt sie aus einer
westphrygischen Werkstatt. Die Vergleichsbeispiele weisen auf eine Datierung in das ausgehende 8., wahr-
scheinlicher noch in das 7. Jahrhundert.
II.3.1.2.2 Fibeln mit einem mit dicht gesetzten, massiven Buckelnägeln verzierten Bügel (Qaner Variante A
IV, 4; Kat. 106. 107, Taf. 9. 106)
Die beiden Fibeln Kat. 106 und 107 haben einen schmalen, rund gewölbten Bügel rechteckigen Querschnitts, der dicht mit
massiv gegossenen Buckelnägeln besetzt ist. Die in ihrer Größe leicht variierenden kugeligen Nagelköpfe ragen z. T. über die
Bügelbreite hinaus. Die Stifte der Nägel sind durch Durchlochungen im Bügel geführt und an der Rückseite verhämmert. Der
Bügel verbreitert sich an den Enden zu vorkragenden Querstegen. Die quadratischen Querstege von Kat. 106 sind nur andeutungs-
weise durch leichte Einziehungen an den Seiten gegliedert und mit zwei Reihen aus jeweils drei, nur wenig kleineren Buckelnä-
geln besetzt. Das Bügelendornament von Kat. 107 ist durch seitliche Einziehungen und zwei schmale Querrillen in zwei Leisten
unterteilt, die jeweils drei Nieten tragen. Bei beiden Fibeln setzt sich der Fuß ohne Absatz aus dem Bügelendornament fort. Die
weit vorspringenden seitlichen Auswüchse und die Mittelrippe des durch zwei schmale Rillen gegliederten Fußes tragen ebenfalls
Ziernägel. Die kalottenförmige ‘spring-plate’ schließt unmittelbar an das Bügelendornament an. Bei Kat. 106 und wahrscheinlich
auch bei Kat. 107 ist die Nadel gesondert gefertigt und in eine Vertiefung in der ‘spring-plate’ eingesetzt.
Eine den Stücken Kat. 106 und 107 eng verwandte Fibel, deren verbreiterte Bügelenden mit zwei neben-
einandergesetzten Buckelnägeln verziert sind und deren Fuß in gleicher Weise mit weit abstehenden, buckel-
verzierten Auswüchsen gebildet ist, wurde bei den britischen Grabungen im Artemision gefunden273.
Das Verbreitungsgebiet von Fibeln, deren schmaler Bügel und deren rechteckig oder quadratisch erwei-
terte Bügelenden mit massiven Buckelnägeln verziert sind, erstreckt sich von Anatolien über die Inseln der
Ägäis bis auf das griechische Festland und nach Westgriechenland. Im phrygischen Kernland ist mit der Her-
stellung von Fibeln, deren bandförmiger Bügel mit massiven Buckelnägeln besetzt ist, nicht vor dem aus-
26y De Cou 1905, Taf. 87, 901. 902. 904. Nach Boehmer 1972, 57 Anm. 392 kann zumindest Nr. 901 und möglicherweise auch Nr.
902 aus dem ausgehenden 8. Jh. stammen.
2711 Die genannten Fibeln aus lalysos und aus dem argivischen Heraion werden von Qaner 1983, 78 als Nachahmungen angesprochen;
so auch Donder 1994, 93, nach deren Meinung nur mit einer Fibel aus Lindos (Blinkenberg 1931, Taf. 8, 119a) ein Importstück
vorliegt. Strom 1998, 46 hält die drei Fibeln aus Argos für phrygische Importe.
271 Qaner 1983, 77 bemerkt, dass die meisten der großbogigen Fibeln seiner Variante A IV, 1, die er für die älteren Ausführungen
hält, im Raum Afyon - Eski§ehir gefunden wurden.
272 VgL Qaner 1983, 75 Nr. 384-390. 392 Taf. 31 f. Donder 1994, 93 vermutet darin eine Werkstatteigenheit der Region um Afyon
und Eski§ehir.
273 Hogarth 1908, 148 Taf. 17, 4. Blinkenberg 1926, 214 Nr. 8b und Muscarella 1967a, 19 weisen beide die Fibel ihrem Typ XII 8
zu. Qaner 1983, 81. 83 Nr. 438 Taf. 34 (Umzeichnung nach der Abbildung bei Hogarth) datiert die Fibel in die 1. Hälfte des
7. Jhs.
45
und Argos* * * 269, die - soweit datierbar - dem ausgehenden 8. bzw. 7. Jahrhundert angehören. Diese Fibeln
weichen meist deutlich von den phrygischen Vorbildern ab und sind als Imitationen anzusprechen; nur bei
einer Fibel aus Lindos könnte es sich um ein Importstück handeln270.
Auch bei der Fibel Kat. 104 aus Ephesos macht der Vergleich mit den im zentralphrygischen Raum ge-
fundenen Exemplaren Unterschiede deutlich. Letzte sind durchweg kleiner als Kat. 104271, zudem sind die
beiden Querstege an ihren Bügelenden meist viel deutlicher profiliert und durch eine Scheibe gegliedert. Die
Gestaltung des Fußes der ephesischen Fibel mit einer schlichten rechteckigen Querleiste am Ansatz und ohne
Verzierung der Mittelrippe mit kleinen Buckelnägeln ist in Phrygien unbekannt. Dagegen begegnet die Form
der ‘spring-plate’ von Kat. 104 mit einer hohen, zylindrischen Basis bei den vergleichbaren Fibeln aus dem
zentralphrygischen Raum regelmäßig, während sie bei entsprechenden Stücken von den griechischen Inseln
in dieser Form nicht vorkommt. Die Vergleiche zeigen, dass es sich bei der Fibel Kat. 104 kaum um ein Er-
zeugnis einer zentralphrygischen Werkstatt handeln kann, sondern wahrscheinlich um ein Produkt aus dem
westlichen Kleinasien. Kat. 105 unterscheidet sich von Kat. 104 im Format und durch die einzelnen deutlich
vorkragenden Querstege an den Bügelenden: Die Größe entspricht dem bei Beispielen dieser Variante geläu-
figen Format. Die Gestaltung der Bügelenden mit einem einzelnen vorspringenden Quersteg mit Buckelbesatz
begegnet vor allem im westphrygischen Raum zwischen Eski§ehir und Afyon272, während bei den in Gordion
gefundenen Fibeln dieser Art das Bügelende stets mit einem Paar von Querstegen verziert ist. Eine Herkunft
der Fibel Kat. 105 aus Gordion selbst scheint daher unwahrscheinlich, möglicherweise stammt sie aus einer
westphrygischen Werkstatt. Die Vergleichsbeispiele weisen auf eine Datierung in das ausgehende 8., wahr-
scheinlicher noch in das 7. Jahrhundert.
II.3.1.2.2 Fibeln mit einem mit dicht gesetzten, massiven Buckelnägeln verzierten Bügel (Qaner Variante A
IV, 4; Kat. 106. 107, Taf. 9. 106)
Die beiden Fibeln Kat. 106 und 107 haben einen schmalen, rund gewölbten Bügel rechteckigen Querschnitts, der dicht mit
massiv gegossenen Buckelnägeln besetzt ist. Die in ihrer Größe leicht variierenden kugeligen Nagelköpfe ragen z. T. über die
Bügelbreite hinaus. Die Stifte der Nägel sind durch Durchlochungen im Bügel geführt und an der Rückseite verhämmert. Der
Bügel verbreitert sich an den Enden zu vorkragenden Querstegen. Die quadratischen Querstege von Kat. 106 sind nur andeutungs-
weise durch leichte Einziehungen an den Seiten gegliedert und mit zwei Reihen aus jeweils drei, nur wenig kleineren Buckelnä-
geln besetzt. Das Bügelendornament von Kat. 107 ist durch seitliche Einziehungen und zwei schmale Querrillen in zwei Leisten
unterteilt, die jeweils drei Nieten tragen. Bei beiden Fibeln setzt sich der Fuß ohne Absatz aus dem Bügelendornament fort. Die
weit vorspringenden seitlichen Auswüchse und die Mittelrippe des durch zwei schmale Rillen gegliederten Fußes tragen ebenfalls
Ziernägel. Die kalottenförmige ‘spring-plate’ schließt unmittelbar an das Bügelendornament an. Bei Kat. 106 und wahrscheinlich
auch bei Kat. 107 ist die Nadel gesondert gefertigt und in eine Vertiefung in der ‘spring-plate’ eingesetzt.
Eine den Stücken Kat. 106 und 107 eng verwandte Fibel, deren verbreiterte Bügelenden mit zwei neben-
einandergesetzten Buckelnägeln verziert sind und deren Fuß in gleicher Weise mit weit abstehenden, buckel-
verzierten Auswüchsen gebildet ist, wurde bei den britischen Grabungen im Artemision gefunden273.
Das Verbreitungsgebiet von Fibeln, deren schmaler Bügel und deren rechteckig oder quadratisch erwei-
terte Bügelenden mit massiven Buckelnägeln verziert sind, erstreckt sich von Anatolien über die Inseln der
Ägäis bis auf das griechische Festland und nach Westgriechenland. Im phrygischen Kernland ist mit der Her-
stellung von Fibeln, deren bandförmiger Bügel mit massiven Buckelnägeln besetzt ist, nicht vor dem aus-
26y De Cou 1905, Taf. 87, 901. 902. 904. Nach Boehmer 1972, 57 Anm. 392 kann zumindest Nr. 901 und möglicherweise auch Nr.
902 aus dem ausgehenden 8. Jh. stammen.
2711 Die genannten Fibeln aus lalysos und aus dem argivischen Heraion werden von Qaner 1983, 78 als Nachahmungen angesprochen;
so auch Donder 1994, 93, nach deren Meinung nur mit einer Fibel aus Lindos (Blinkenberg 1931, Taf. 8, 119a) ein Importstück
vorliegt. Strom 1998, 46 hält die drei Fibeln aus Argos für phrygische Importe.
271 Qaner 1983, 77 bemerkt, dass die meisten der großbogigen Fibeln seiner Variante A IV, 1, die er für die älteren Ausführungen
hält, im Raum Afyon - Eski§ehir gefunden wurden.
272 VgL Qaner 1983, 75 Nr. 384-390. 392 Taf. 31 f. Donder 1994, 93 vermutet darin eine Werkstatteigenheit der Region um Afyon
und Eski§ehir.
273 Hogarth 1908, 148 Taf. 17, 4. Blinkenberg 1926, 214 Nr. 8b und Muscarella 1967a, 19 weisen beide die Fibel ihrem Typ XII 8
zu. Qaner 1983, 81. 83 Nr. 438 Taf. 34 (Umzeichnung nach der Abbildung bei Hogarth) datiert die Fibel in die 1. Hälfte des
7. Jhs.