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Bronzefunde aus dem Artemision von Ephesos
griechische Herstellung hin385: Sie begegnet im Artemision auch bei den Fibeln Kat. 199 und 201, während
sie in Phrygien selbst unbekannt ist.
II.3.5.6 Fibeln mit Bügelornamenten aus unmittelbar aneinander gereihten Scheiben oder Umschnürungen
(Qaner Variante HII, 5; Kat. 157-190, Taf. 13-15. 107)
Der gewölbte Bügel hat einen runden, seltener einen ovalen oder spitz-ovalen Querschnitt. Die zylindrischen oder fassförmigen
Ornamente setzen sich aus mehreren, unmittelbar aneinander gereihten Scheiben zusammen oder sind durch parallele Rillen mehr
oder weniger kräftig profiliert, sodass der Eindruck einer Umschnürung entsteht. Häufig wurde der Rillendekor erst nach dem
Guss durch Gravieren oder Feilen ausgeführt. Bei den meisten Exemplaren beschränkt sich die Verzierung der Bügelornamente
auf die Ansichtsflächen, während die Rückseite glatt bleibt. Der blechartig dünne Fuß ist zungenförmig gebildet oder hat am
Ansatz eine mehr oder weniger kräftig vorspringende Querleiste. Der Fuß ist bei allen Exemplaren dieser Variante unverziert.
Fibeln, die an drei Stellen mit Ornamenten aus mehreren aneinander gereihten Scheiben verziert sind,
kommen im phrygischen Raum ab dem späten 8. Jahrhundert vor; sie scheinen aber nicht sehr populär
gewesen zu sein und begegnen auch nicht unter den Beigaben in den reich ausgestatteten Tumuli von
Gordion386. Von diesen wenigen phrygischen Vergleichsbeispielen unterscheiden sich die Fibeln Kat. 157
bis 190 deutlich durch die vereinfachte und flüchtige Gestaltung der Bügelornamente, deren Rillendekor
meist nur auf der Vorderseite ausgeführt ist, durch den im Vergleich zu den meisten phrygischen Bei-
spielen gedrückten Bügel und besonders durch die Gestalt des Fußes, der als T- oder bandförmiges, glattes
Blech gebildet ist. Wie bereits bei den zuvor im Abschnitt II.3.5.1 behandelten Fibeln weisen diese Ge-
staltungsmerkmale auch bei den Fibeln Kat. 157-190 daraufhin, dass diese nicht aus einer phrygischen
Werkstatt kommen können, sondern es sich um außerhalb Phrygiens hergestellte Imitationen oder freie
Nachbildungen phrygischer Vorbilder handelt387.
Enge Parallelen in Form und Stil finden die Fibeln Kat. 157-190 dagegen in der unmittelbaren Umge-
bung von Ephesos und darüber hinaus im gesamten ägäischen und festlandgriechischen Raum. In der
Gestaltung des Bügels, seiner Ornamente und des Fußes entsprechende Fibeln kommen in großer Zahl aus
der Umgebung von Izmir388, aus Larisa am Hermos389, Sardes390, Samos391, Chios392 und Rhodos393 sowie
von anderen Ägäischen Inseln und dem griechischen Festland394; eine Fibel dieser Art kam in Süditalien
zutage395. Bei all diesen Fibeln handelt es sich wohl um Erzeugnisse außerhalb Phrygiens ansässiger Werk-
stätten. Wie bei den unter 11.3.5.1 behandelten Fibeln ist auch hier ein Schwerpunkt im Bereich der klein-
asiatischen Westküste und der vorgelagerten Inseln festzustellen, der auf ein Produktionszentrum in dieser
Region schließen lässt.
Anhand der Vergleichsbeispiele sind die Fibeln Kat. 157-190 nicht vor der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts
zu datieren.
385 Bei einer Fibel aus dem argivischen Heraion sind die drei zylindrischen Bügelornamente in gleicher Weise verziert: De Cou 1905,
Taf. 87, 897. Auch bei dieser Fibel kann es sich nach der Bildung des Nadelfußes nicht um ein phrygisches Erzeugnis handeln.
So auch Strom 1998, 47.
386 Qaner klassifiziert Fibeln, deren Bügelornamente aus unmittelbar aneinander grenzenden Scheiben verziert sind, als Variante H
II, 5: Qaner 1983. 123 f. Taf. 49; Temizsoy 1993, Taf. 3, 8. 9; zur Datierung des Mamaderesi-Tumulus s. Anm. 442.
387 Qaner 1983, 124.
388 Firath 1958. Abb. 13, 29.
389 Boehlau - Schefold 1942, 50 Taf. 10, 25.
390 Waldbaum 1983, 112 f. Nr. 672. 673 Taf. 43. Nr. 673 wird durch den Kontext in das 7., Nr. 672 in das 6. Jh. verwiesen.
391 Boehlau 1898, Taf. 15, 11. 12. Die Gräber werden in die 2. Hälfte des 6. Jhs. datiert; Löwe 1996, 47 Nr. 36, 15 und 36. löFarbabb.
4; Sapouna-Sakellarakis 1978, 126 ff. Nr. 1641. 1644. 1646 Taf. 52.
392 Kato Phana: Lamb 1934/35, 152 Taf. 31. 30. Zu den Fundortangaben s. Anm. 371: Sapouna-Sakellarakis 1978, Taf. 53, 1662.
Emporio: Boardman 1967, 210 Typ H Abb. 138. 212-221 Taf. 85. 212-219 aus den Perioden II—IV des Hafenheiligtums, d. h.
zwischen 690 und 600 v. Chr.
393 Lindos: Blinkenberg 1931, 88 Taf. 8 Nr. 111. Es werden acht Exemplare erwähnt; Sapouna-Sakellarakis 1978. 126 tf. Nr. 1632.
1633A (lalysos) Taf. 52.
394 Zur Diskussion um die phrygische oder nichtphrygische Herkunft der griechischen Funde s. Boehmer 1972, 60.
395 Aus einem Grab in S. Maria d’Anglona bei Potenza s. Anm. 233.
Bronzefunde aus dem Artemision von Ephesos
griechische Herstellung hin385: Sie begegnet im Artemision auch bei den Fibeln Kat. 199 und 201, während
sie in Phrygien selbst unbekannt ist.
II.3.5.6 Fibeln mit Bügelornamenten aus unmittelbar aneinander gereihten Scheiben oder Umschnürungen
(Qaner Variante HII, 5; Kat. 157-190, Taf. 13-15. 107)
Der gewölbte Bügel hat einen runden, seltener einen ovalen oder spitz-ovalen Querschnitt. Die zylindrischen oder fassförmigen
Ornamente setzen sich aus mehreren, unmittelbar aneinander gereihten Scheiben zusammen oder sind durch parallele Rillen mehr
oder weniger kräftig profiliert, sodass der Eindruck einer Umschnürung entsteht. Häufig wurde der Rillendekor erst nach dem
Guss durch Gravieren oder Feilen ausgeführt. Bei den meisten Exemplaren beschränkt sich die Verzierung der Bügelornamente
auf die Ansichtsflächen, während die Rückseite glatt bleibt. Der blechartig dünne Fuß ist zungenförmig gebildet oder hat am
Ansatz eine mehr oder weniger kräftig vorspringende Querleiste. Der Fuß ist bei allen Exemplaren dieser Variante unverziert.
Fibeln, die an drei Stellen mit Ornamenten aus mehreren aneinander gereihten Scheiben verziert sind,
kommen im phrygischen Raum ab dem späten 8. Jahrhundert vor; sie scheinen aber nicht sehr populär
gewesen zu sein und begegnen auch nicht unter den Beigaben in den reich ausgestatteten Tumuli von
Gordion386. Von diesen wenigen phrygischen Vergleichsbeispielen unterscheiden sich die Fibeln Kat. 157
bis 190 deutlich durch die vereinfachte und flüchtige Gestaltung der Bügelornamente, deren Rillendekor
meist nur auf der Vorderseite ausgeführt ist, durch den im Vergleich zu den meisten phrygischen Bei-
spielen gedrückten Bügel und besonders durch die Gestalt des Fußes, der als T- oder bandförmiges, glattes
Blech gebildet ist. Wie bereits bei den zuvor im Abschnitt II.3.5.1 behandelten Fibeln weisen diese Ge-
staltungsmerkmale auch bei den Fibeln Kat. 157-190 daraufhin, dass diese nicht aus einer phrygischen
Werkstatt kommen können, sondern es sich um außerhalb Phrygiens hergestellte Imitationen oder freie
Nachbildungen phrygischer Vorbilder handelt387.
Enge Parallelen in Form und Stil finden die Fibeln Kat. 157-190 dagegen in der unmittelbaren Umge-
bung von Ephesos und darüber hinaus im gesamten ägäischen und festlandgriechischen Raum. In der
Gestaltung des Bügels, seiner Ornamente und des Fußes entsprechende Fibeln kommen in großer Zahl aus
der Umgebung von Izmir388, aus Larisa am Hermos389, Sardes390, Samos391, Chios392 und Rhodos393 sowie
von anderen Ägäischen Inseln und dem griechischen Festland394; eine Fibel dieser Art kam in Süditalien
zutage395. Bei all diesen Fibeln handelt es sich wohl um Erzeugnisse außerhalb Phrygiens ansässiger Werk-
stätten. Wie bei den unter 11.3.5.1 behandelten Fibeln ist auch hier ein Schwerpunkt im Bereich der klein-
asiatischen Westküste und der vorgelagerten Inseln festzustellen, der auf ein Produktionszentrum in dieser
Region schließen lässt.
Anhand der Vergleichsbeispiele sind die Fibeln Kat. 157-190 nicht vor der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts
zu datieren.
385 Bei einer Fibel aus dem argivischen Heraion sind die drei zylindrischen Bügelornamente in gleicher Weise verziert: De Cou 1905,
Taf. 87, 897. Auch bei dieser Fibel kann es sich nach der Bildung des Nadelfußes nicht um ein phrygisches Erzeugnis handeln.
So auch Strom 1998, 47.
386 Qaner klassifiziert Fibeln, deren Bügelornamente aus unmittelbar aneinander grenzenden Scheiben verziert sind, als Variante H
II, 5: Qaner 1983. 123 f. Taf. 49; Temizsoy 1993, Taf. 3, 8. 9; zur Datierung des Mamaderesi-Tumulus s. Anm. 442.
387 Qaner 1983, 124.
388 Firath 1958. Abb. 13, 29.
389 Boehlau - Schefold 1942, 50 Taf. 10, 25.
390 Waldbaum 1983, 112 f. Nr. 672. 673 Taf. 43. Nr. 673 wird durch den Kontext in das 7., Nr. 672 in das 6. Jh. verwiesen.
391 Boehlau 1898, Taf. 15, 11. 12. Die Gräber werden in die 2. Hälfte des 6. Jhs. datiert; Löwe 1996, 47 Nr. 36, 15 und 36. löFarbabb.
4; Sapouna-Sakellarakis 1978, 126 ff. Nr. 1641. 1644. 1646 Taf. 52.
392 Kato Phana: Lamb 1934/35, 152 Taf. 31. 30. Zu den Fundortangaben s. Anm. 371: Sapouna-Sakellarakis 1978, Taf. 53, 1662.
Emporio: Boardman 1967, 210 Typ H Abb. 138. 212-221 Taf. 85. 212-219 aus den Perioden II—IV des Hafenheiligtums, d. h.
zwischen 690 und 600 v. Chr.
393 Lindos: Blinkenberg 1931, 88 Taf. 8 Nr. 111. Es werden acht Exemplare erwähnt; Sapouna-Sakellarakis 1978. 126 tf. Nr. 1632.
1633A (lalysos) Taf. 52.
394 Zur Diskussion um die phrygische oder nichtphrygische Herkunft der griechischen Funde s. Boehmer 1972, 60.
395 Aus einem Grab in S. Maria d’Anglona bei Potenza s. Anm. 233.