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Gassner, Verena; Österreichisches Archäologisches Institut [Contr.]
Das Südtor der Tetragonos-Agora: Keramik und Kleinfunde — Forschungen in Ephesos, Band 13,1,1: Wien: Verl. der Österr. Akad. der Wiss., 1997

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52037#0076
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72

Hellenistische Keramik (Keramik aus der Verfüllung der Drainage)
9.2. Formen

Am häufigsten kommen Becher der sogenannten ionischen (früher als „delisch“ be-
zeichneten) Form vor, das heißt, der Rand ist im Unterschied zu den griechischen Be-
chern leicht nach innen gebogen oder gerade101. Die Böden - soweit erhalten - sind
standringlos und meist mit einer Rosette oder ähnlichem verziert. Der Umriß der Becher
ist annähernd halbkugelig, doch können die Proportionen recht unterschiedlich sein. So
sind manche Gefäße auffallend schlank und hoch, andere zeigen einen deutlichen Knick
zwischen der glatten Rand- und der reliefierten Wandzone. Der Randdurchmesser be-
trägt im Durchschnitt 13 bis 15 cm, das kleinste Exemplar mißt nur 8 cm, sieben Stück
haben einen Randdurchmesser von 15-20 cm. Folgende Randbildungen konnten bei den
Bechern beobachtet werden, wobei aber zu bemerken ist, daß den Randbildungen bei den
hellenistischen Reliefbechern bis jetzt weder ein typologischer noch ein chronologischer
Aussagewert zugewiesen werden konnte102.
a) Gerader, leicht eingezogener Rand, z.B. Nr. 209 (Taf. 14), Nr. 223. 224 (Taf. 16) usw.
b) Gerader, am oberen Ende nach außen gebogener Rand, z.B. Nr. 228 (Taf. 17), Nr. 231
(Taf. 17)
c) Gerader, nicht eingezogener Rand, wahrscheinlich von flachen, weit geöffneten Be-
chern wie Nr. 232 (Taf. 18), Nr. 254 (Taf. 19)
d) Eingebogener Rand mit kantigem Umbruch von der glatten Rand- zur reliefierten
Wandzone, z.B. Nr. 218 (Taf. 15), Nr. 255 (Taf. 19).
Als Sonderform der Becher sind die zwei Trichterbecher Nr. 220 (Taf. 15) und Nr. 226
(Taf. 17) anzusehen. Sie entsprechen im großen und ganzen den besprochenen Bechern,
haben jedoch einen verdickten Rand und statt des Bodens eine längere, offene Röhre, die
die Verwendung der Gefäße als Trichter nahelegt. Beide Trichterbecher könnten aus der
Werkstätte des Monogrammisten stammen. Ein Einzelstück ist der kleine Henkelbecher
Nr. 229 (Taf. 17), der nach delischen Beispielen mit spitz zulaufendem Boden ergänzt
werden kann103. Weiters ist zu den offenen Formen das Randfragment einer großen
Schüssel Nr. 243 (Taf. 18) zu rechnen. Die Lippe ist überhängend, stark unterschnitten
und zeigt einen annähernd dreieckigen Querschnitt. Bei Beginn der Reliefzone setzt ein
horizontaler, an die Wand angepreßter Henke] an. In zwei Exemplaren vertreten sind
kleine Kännchen mit scharfem Schulterknick und ausgebogenem Rand (Nr. 217, Taf. 15. 84.
Nr. 268, Taf. 20).
9.3. Dekor
Wie bereits erwähnt, wird die Besprechung der einzelnen Gefäße nach Dekortypen
gegliedert. An den Anfang gestellt sind Becher mit den eher seltenen, figürlichen Szenen;
ihre untere Hälfte wird zumeist von vegetabilen Motiven eingenommen. Es folgen Becher,
deren Wandung durch einen hohen Blattkranz oder eine große Ranke gestaltet wird.
Weitere Verzierungsmöglichkeiten der Wand waren Schuppen-, Buckel- oder Zungen-
muster ebenso wie polygonal angeordnetes Netzwerk. Sodann werden Fragmente behan-
delt, die wegen ihres geringen Erhaltungszustandes keinem Typus mehr eindeutig zu-
geordnet werden können, wie Rankenfriese oder Zierelemente wie Eierstäbe, S-förmige
Schleifen usw. Zum Schluß kommen die verschiedenen Möglichkeiten der Bodengestal-
tung.

101 Courby 1922, 279, Typ 2.
102 Vgl. dazu zuletzt Kossatz 1990, 2 mit Literatur in Fn. 18 sowie zu Ephesos Mitsopoulos-Leon 1991, 67.
103 Laumonier 1978, Nr. 1965, pl. 134.
 
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