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Auf dem fast quadratischen Platz, den das Bild Forschungen II S. 5, gleich unter dem
großen Rund des Theaters in unausgegrabenem Zustand veranschaulicht, waren ursprünglich
als Begrenzung im Norden nur eine Bruchsteinmauer mit starken Strebepfeilern, im Süden
hochgelegene Reste von Bruchsteingewölben, im Osten eine Reihe von großen, in regel-
mäßigen Abständen liegenden Kalksteinplatten und einzelne Mauerzüge meist später Bauart,
im Westen endlich nur eine recht schlecht gebaute Abschlußmauer zu sehen.
Hier im Westen setzte die Grabung im Herbst 1901 im Verlaufe der Aufdeckung
einer großen vom Hafen heraufkommenden Hallenstraße ein und in dieser und zwei
folgenden Kampagnen wurde die ganze Gebäudegruppe, die sich später als das Westtor
herausstellte, freigelegt. Das wichtigste Ergebnis war der Fund zweier Inschriften aus
späthellenistischer und aus frührömischer Kaiserzeit, die bezeugen, daß der Platz, den man
durch das Tor betrat, die Agora sei (vgl. Jahreshefte VII, 1904, Beibl. S. 47). Damit war
der sichere Beweis für die Ansetzung der Agora gegeben.
Im Herbst 1903 begannen die Arbeiten an einer Einsenkung der umgebenden
Schutthalden an der südöstlichen Ecke des Platzes. Hier ragten aus den Erdmassen, die
von den Abhängen des Bülbül-Dagh herabgeschwemmt waren, nur einige Kalksteinquadern
heraus; von dem unter dem Schutte begrabenen Südtore war gar nichts zu sehen. Gleich
in den ersten Tagen kamen neben den Kalksteinquadern die marmornen Halbkuppeln von
Nischenüberdeckungen zutage und im Verlaufe dieser Grabungskampagne wurde hier der
schöne Torbau freigelegt, den nach der großen wiedergefundenen Attikainschrift Mazaeus
und Mithridates gemeinsam dem Kaiser Augustus und der kaiserlichen Familie stifteten.
Im Anschluß an die Grabungen am Südtor wurde im Jahre 1905 die Südhalle des
Marktes ganz aufgedeckt, von der Ost- und Nordhalle dagegen nur die Stylobate und große
Teile der an die Hallen anschließenden Kammerreihe.
Im Jahre 1906 wurde die Arbeit an der Agora erneut aufgenommen und galt in diesem
und dem nächstfolgenden Jahre 1907 namentlich der Aufdeckung der ganzen oberen Osthalle
mit der daran östlich vorbeiführenden Straße (Fig. 1). Hier gestalteten sich die Grabungen
besonders schwierig, da die ganze Architektur der Ostfront der Halle auf die Straße gestürzt
war. Es mußte erst die gegenüberliegende Straßenhalle ganz ausgeräumt werden, um Platz
für die zahllosen meist zertrümmerten Architekturglieder zu schaffen, worauf dann auch die
ganze Straße mit ihrem schönen Marmorpflaster freigelegt werden konnte. Ergänzende Arbeiten
wurden endlich 19 n unternommen. Sie betrafen die Abtragung eines späten Mauerklotzes in
der Nordostecke der Kammerreihe, der fast ganz aus Statuenbasen aufgerichtet war. Dabei
ergab sich eine reiche inschriftliche Ausbeute, die im epigraphischen Teile dieses Bandes
verwertet werden wird. Mit diesen Arbeiten schloß die Ausgrabung an der Agora ab.
Eine große Schwierigkeit bereitete die Schuttabfuhr. Da sich eine solche von hier
aus zu dem weitentfernten Hafensumpfe als untunlich herausstellte, in der Nähe aber keine
 
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