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Die Architektur nun kann man unbedenklich in späthellenistische Zeit setzen. Die
etwas flaue nüchterne Art der Ornamentik an den Säulenbasen, das lesbische Kymation an
den Kapitellen, die Dekoration der Seitenpolster und die Bildung des Akanthos, endlich die
Form des Zahnschnittgesimses mit der weitausladenden, tiefunterschnittenen Hängeplatte —
alles deutet auf hellenistische Zeit. Durch Vergleich mit datierten Beispielen sind wir nun
im Stande, diese Zeit etwas genauer zu fixieren. Säulenbasen und Kapitelle sind am
geeignetsten für diesen Vergleich;
für erstere verweise ich auf die
Basen des Apollotempels in Di-
dyma, besonders auf die zweite
Frontsäule von Süden, bei der
die Spira durch ein Mäanderorna¬
ment ersetzt ist (vgl. Pontremoli-
Haussoullier, Didymes, S. 55 u. 59;
Noack, Die Baukunst des Alter¬
tums, Taf. 53), für die Kapitelle
auf Beispiele aus Priene, Mag¬
nesia a. Μ. und Pergamon. In
Priene bietet das Kapitell des
Ephebensaales des aus dem II. Jahrh. v. Chr. stammenden unteren Gymnasiums eine
treffliche Analogie (Priene, S. 270); in Magnesia a. Μ. zeigen einige Kapitelle des
Artemisions am Polster einen Akanthosschmuck, der unserem Kapitell Fig. 43 sehr
ähnlich ist und dem Steinmetzen möglicherweise als Vorbild gedient haben kann (vgl.
Magnesia a. Μ., S. 55). Das beste Beispiel gibt uns die Architektur des Saales B
des oberen Gymnasiums in Pergamon (Athen. Mitt. XXXII, 1907, Taf. XVIII, S. 198).
Das jonische Kapitell dieser Architektur zeigt am Polster Akanthosdekoration von
außerordentlich großer Ähnlichkeit der Arbeit mit dem ephesischen Kapitell. Die
charakteristische Seitenansicht des pergamenischen Kapitells wird hier mit Genehmigung
des deutschen archäolog. Instituts zum Vergleiche veröffentlicht (Fig. 63). Einer brief-
lichen Mitteilung H. Hepdings zufolge ist die Architektur des Saales B aus inschrift-
lichen Gründen sicher in das letzte Viertel des II. Jahrh. v. Chr. zu setzen und etwa
in derselben Zeit oder nur um weniges später wird auch unser ephesisches Kapitell
entstanden sein. Die Errichtung des Westtores können wir sonach etwa an das Ende des
II. Jahrh. v. Chr. setzen.
Für die Zeit des Umbaues der Treppe und der Ostwand haben wir ein gutes
Zeugnis in der oben angeführten Inschrift aus der Zeit Domitians, in welche Zeit auch
die Anlage der Wasserbassins und der Rampen fällt.
Die Architektur nun kann man unbedenklich in späthellenistische Zeit setzen. Die
etwas flaue nüchterne Art der Ornamentik an den Säulenbasen, das lesbische Kymation an
den Kapitellen, die Dekoration der Seitenpolster und die Bildung des Akanthos, endlich die
Form des Zahnschnittgesimses mit der weitausladenden, tiefunterschnittenen Hängeplatte —
alles deutet auf hellenistische Zeit. Durch Vergleich mit datierten Beispielen sind wir nun
im Stande, diese Zeit etwas genauer zu fixieren. Säulenbasen und Kapitelle sind am
geeignetsten für diesen Vergleich;
für erstere verweise ich auf die
Basen des Apollotempels in Di-
dyma, besonders auf die zweite
Frontsäule von Süden, bei der
die Spira durch ein Mäanderorna¬
ment ersetzt ist (vgl. Pontremoli-
Haussoullier, Didymes, S. 55 u. 59;
Noack, Die Baukunst des Alter¬
tums, Taf. 53), für die Kapitelle
auf Beispiele aus Priene, Mag¬
nesia a. Μ. und Pergamon. In
Priene bietet das Kapitell des
Ephebensaales des aus dem II. Jahrh. v. Chr. stammenden unteren Gymnasiums eine
treffliche Analogie (Priene, S. 270); in Magnesia a. Μ. zeigen einige Kapitelle des
Artemisions am Polster einen Akanthosschmuck, der unserem Kapitell Fig. 43 sehr
ähnlich ist und dem Steinmetzen möglicherweise als Vorbild gedient haben kann (vgl.
Magnesia a. Μ., S. 55). Das beste Beispiel gibt uns die Architektur des Saales B
des oberen Gymnasiums in Pergamon (Athen. Mitt. XXXII, 1907, Taf. XVIII, S. 198).
Das jonische Kapitell dieser Architektur zeigt am Polster Akanthosdekoration von
außerordentlich großer Ähnlichkeit der Arbeit mit dem ephesischen Kapitell. Die
charakteristische Seitenansicht des pergamenischen Kapitells wird hier mit Genehmigung
des deutschen archäolog. Instituts zum Vergleiche veröffentlicht (Fig. 63). Einer brief-
lichen Mitteilung H. Hepdings zufolge ist die Architektur des Saales B aus inschrift-
lichen Gründen sicher in das letzte Viertel des II. Jahrh. v. Chr. zu setzen und etwa
in derselben Zeit oder nur um weniges später wird auch unser ephesisches Kapitell
entstanden sein. Die Errichtung des Westtores können wir sonach etwa an das Ende des
II. Jahrh. v. Chr. setzen.
Für die Zeit des Umbaues der Treppe und der Ostwand haben wir ein gutes
Zeugnis in der oben angeführten Inschrift aus der Zeit Domitians, in welche Zeit auch
die Anlage der Wasserbassins und der Rampen fällt.