ruhiges Dasein; Greise, Männer und Jünglinge, jugendliche Wei-
ber und Kinder in den verschiedensten Zusammenordnungen.
Wo er ihre Stellungen motivieren will, da wählt er die ein-
fachsten Verrichtungen; so kehrt in seinen Bildern besonders
häufig die Darstellung des Orangenpflückens wieder. Auch
Pferde, für die er aus seiner früheren Zeit eine gewisse Vorliebe
behalten hatte, fügte er gern in seine Entwürfe ein.
Wer seine Tätigkeit nur einigermaßen zu verfolgen Gelegenheit
hatte, der mußte erstaunen, ein wie reiches Phantasieleben sich
in der Verwertung so einfacher Elemente betätigte; und wer in
der Lage war, einen Vergleich zu ziehen zwischen den Versuchen,
die ihn in jenen ersten italienischen Jahren beschäftigt hatten,
und den Formen, in denen dieselbe unablässig verfolgte Aufgabe
in seinen letzten Jahren auftrat, der mußte begreifen, daß hier
eine Lebensaufgabe vorlag. Es handelte sich hier, wie schon ge-
sagt, nicht um ein willkürliches Spiel der Einbildungskraft.
Marees zeichnete sich durch einen sehr positiven Sinn für die
Tatsächlichkeit der Erscheinungswelt aus. Das Wesen der Dinge
offenbarte sich ihm in ihrer Sichtbarkeit; mehr als anderen war
ihm das sichtbare Vorhandensein wichtig und bedeutend; eine
sinnliche Beziehung verband ihn nahe mit der Außenwelt; er
ordnete sich der Natur unter und gab sich ihr hin mit einer
weichen Empfänglichkeit, die ihn jede Feinheit wahrnehmen,
jeden Reiz empfinden ließ. Aber er verfiel nicht in Schwärmerei.
Die männliche Kraft seines Wesens zeigte sich darin, daß er
dieses reiche Naturleben, das ihn umgab und erfüllte, nun seiner-
seits zu immer klarerem und erschöpfenderem Ausdruck zu
„ entwickeln bemüht war.
Dieses Ringen, im Kunstwerk den höchsten Ausdruck für die
lebendige Wahrheit der Natur zu finden, mußte sich in einer
doppelten Entwicklung der bildnerischen Tätigkeit darstellen.
Einmal nach Seite dessen, was man im eigentlichen Sinne Kom-
position nennen mag. In der nie ruhenden Umbildung der den
Künstler beschäftigenden Vorstellungselemente, in ihrer immer
neu gesuchten Zusammenordnung zum Bilde war ein bestän-
diger Fortschritt bemerkbar. Die Verarbeitung der Naturein-
drücke zu einer in sich geschlossenen Gesichtsvorstellung trat
mit jedem neuen Versuche bewußter und planvoller zu Tage.
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ber und Kinder in den verschiedensten Zusammenordnungen.
Wo er ihre Stellungen motivieren will, da wählt er die ein-
fachsten Verrichtungen; so kehrt in seinen Bildern besonders
häufig die Darstellung des Orangenpflückens wieder. Auch
Pferde, für die er aus seiner früheren Zeit eine gewisse Vorliebe
behalten hatte, fügte er gern in seine Entwürfe ein.
Wer seine Tätigkeit nur einigermaßen zu verfolgen Gelegenheit
hatte, der mußte erstaunen, ein wie reiches Phantasieleben sich
in der Verwertung so einfacher Elemente betätigte; und wer in
der Lage war, einen Vergleich zu ziehen zwischen den Versuchen,
die ihn in jenen ersten italienischen Jahren beschäftigt hatten,
und den Formen, in denen dieselbe unablässig verfolgte Aufgabe
in seinen letzten Jahren auftrat, der mußte begreifen, daß hier
eine Lebensaufgabe vorlag. Es handelte sich hier, wie schon ge-
sagt, nicht um ein willkürliches Spiel der Einbildungskraft.
Marees zeichnete sich durch einen sehr positiven Sinn für die
Tatsächlichkeit der Erscheinungswelt aus. Das Wesen der Dinge
offenbarte sich ihm in ihrer Sichtbarkeit; mehr als anderen war
ihm das sichtbare Vorhandensein wichtig und bedeutend; eine
sinnliche Beziehung verband ihn nahe mit der Außenwelt; er
ordnete sich der Natur unter und gab sich ihr hin mit einer
weichen Empfänglichkeit, die ihn jede Feinheit wahrnehmen,
jeden Reiz empfinden ließ. Aber er verfiel nicht in Schwärmerei.
Die männliche Kraft seines Wesens zeigte sich darin, daß er
dieses reiche Naturleben, das ihn umgab und erfüllte, nun seiner-
seits zu immer klarerem und erschöpfenderem Ausdruck zu
„ entwickeln bemüht war.
Dieses Ringen, im Kunstwerk den höchsten Ausdruck für die
lebendige Wahrheit der Natur zu finden, mußte sich in einer
doppelten Entwicklung der bildnerischen Tätigkeit darstellen.
Einmal nach Seite dessen, was man im eigentlichen Sinne Kom-
position nennen mag. In der nie ruhenden Umbildung der den
Künstler beschäftigenden Vorstellungselemente, in ihrer immer
neu gesuchten Zusammenordnung zum Bilde war ein bestän-
diger Fortschritt bemerkbar. Die Verarbeitung der Naturein-
drücke zu einer in sich geschlossenen Gesichtsvorstellung trat
mit jedem neuen Versuche bewußter und planvoller zu Tage.
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