VORWORT,
ich Ende i8s>y von der Königlich sächsischen Kommission für Geschichte mit
der Aufgabe betraut wurde, die Hauptwerke der älteren sächsischen Tafelmalerei heraus-
zugeben, stand es fest, dass dabei auch Lucas Cranach d. Ä., soweit er durch Bilder in
sächsischen Kirchen und kleineren Sammlungen vertreten war, wenigstens bis zum fahre
1520 berücksichtigt werden müsste, während spätere Bilder nur insofern in Frage kommen
durften, als ihre Veröjfejztlichung geeignet wäre, wissenschaftliche Streitfragen zu klären.
Da die vom Frühling bis zum Herbst 1899 in Dresden veranstaltete Cranach-Aus Stellung
die günstigste Gelegenheit bot, eine grosse Zahl weit verstreuter und sonst schiver erreich-
barer cranachscher Bilder photographisch aufzunehmen, beschloss die Königliche Kommission
diese Gelegenheit auszunützen und die Thätigkeit Lucas Cranachs in einem besonderen
Tafelwerk ausserhalb des Rahmens der älteren sächsischen Malerei zur Anschauung zu
bringen. Den Grundstock bildeten die schon im Sommer 189/ gemachten Aufnahmen des
Pflockschen Altars in Annaberg und die der Altarwerke in Zwickau, Grimma und Halle
vom Sommer 1898. Dazu sollten nur noch Bilder kommen, die sich auf der Ausstellung
befanden. Bei der Auswahl war ich an die im voraus festgesetzte Zahl von 120 Tafeln
gebunden, aus denen das ganze Werk bestehen sollte. Diese Zahl wurde zuletzt auf 130
erhöht. Eine Tafel konnte nicht zur Zufriedenheit ausgeführt werden, ich musste deshalb
auf sie verzichten. So sind es nur 129 Tafeln geivorden. Die Auswahl ivar unter diesen
Umständen nicht ganz leicht. In erster Linie musste es sich um Bilder in Privatbesitz
oder sonst schwer zugänglichen Sammlungen handeln, dann um solche in öffentlichen
Sammlungen, die noch nicht oder nicht genügend nachgebildet waren, endlich um wohl-
bekannte Bilder, die mir geeignet erschienen, in der Vereinigung mit anderen eine bessere
Erkenntnis von der eigentlichen künstlerischen Persönlichkeit des Meisters zu vermitteln.
Diesem Zweck sollen auch die künstlerisch minderwertigen Werkstattbilder dienen. Sie
wurden früher dem sogen. Pseudogrünewald zugeschrieben; jetzt zweifelt aber wohl niemand
mehr daran, dass alle diese Bilder aus der Werkstatt Lucas Cranachs hervorgegangen sind.
Ich vertrete die Auffassung, dass sie und ein sehr grosser Teil der bezeichneten cranach-
schen Bilder Werke Hans Cranachs, des ältesten Sohnes des Meisters, sind. Ausführlich
habe ich diese Auffassung in dem soeben ausgegebenen 1. Bande meiner »Cranachstudien«.
begründet. Ich denke, dass schon mit Hilfe der hier veröffentlichten Bilder diese wichtige
Frage in meinem Sinne wird entschieden werden können. Der Hauptnachdruck liegt
natürlich auf den bis etwa 1520 entstandenen eige?ih.ändigen Werken Lucas Cranachs.
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ich Ende i8s>y von der Königlich sächsischen Kommission für Geschichte mit
der Aufgabe betraut wurde, die Hauptwerke der älteren sächsischen Tafelmalerei heraus-
zugeben, stand es fest, dass dabei auch Lucas Cranach d. Ä., soweit er durch Bilder in
sächsischen Kirchen und kleineren Sammlungen vertreten war, wenigstens bis zum fahre
1520 berücksichtigt werden müsste, während spätere Bilder nur insofern in Frage kommen
durften, als ihre Veröjfejztlichung geeignet wäre, wissenschaftliche Streitfragen zu klären.
Da die vom Frühling bis zum Herbst 1899 in Dresden veranstaltete Cranach-Aus Stellung
die günstigste Gelegenheit bot, eine grosse Zahl weit verstreuter und sonst schiver erreich-
barer cranachscher Bilder photographisch aufzunehmen, beschloss die Königliche Kommission
diese Gelegenheit auszunützen und die Thätigkeit Lucas Cranachs in einem besonderen
Tafelwerk ausserhalb des Rahmens der älteren sächsischen Malerei zur Anschauung zu
bringen. Den Grundstock bildeten die schon im Sommer 189/ gemachten Aufnahmen des
Pflockschen Altars in Annaberg und die der Altarwerke in Zwickau, Grimma und Halle
vom Sommer 1898. Dazu sollten nur noch Bilder kommen, die sich auf der Ausstellung
befanden. Bei der Auswahl war ich an die im voraus festgesetzte Zahl von 120 Tafeln
gebunden, aus denen das ganze Werk bestehen sollte. Diese Zahl wurde zuletzt auf 130
erhöht. Eine Tafel konnte nicht zur Zufriedenheit ausgeführt werden, ich musste deshalb
auf sie verzichten. So sind es nur 129 Tafeln geivorden. Die Auswahl ivar unter diesen
Umständen nicht ganz leicht. In erster Linie musste es sich um Bilder in Privatbesitz
oder sonst schwer zugänglichen Sammlungen handeln, dann um solche in öffentlichen
Sammlungen, die noch nicht oder nicht genügend nachgebildet waren, endlich um wohl-
bekannte Bilder, die mir geeignet erschienen, in der Vereinigung mit anderen eine bessere
Erkenntnis von der eigentlichen künstlerischen Persönlichkeit des Meisters zu vermitteln.
Diesem Zweck sollen auch die künstlerisch minderwertigen Werkstattbilder dienen. Sie
wurden früher dem sogen. Pseudogrünewald zugeschrieben; jetzt zweifelt aber wohl niemand
mehr daran, dass alle diese Bilder aus der Werkstatt Lucas Cranachs hervorgegangen sind.
Ich vertrete die Auffassung, dass sie und ein sehr grosser Teil der bezeichneten cranach-
schen Bilder Werke Hans Cranachs, des ältesten Sohnes des Meisters, sind. Ausführlich
habe ich diese Auffassung in dem soeben ausgegebenen 1. Bande meiner »Cranachstudien«.
begründet. Ich denke, dass schon mit Hilfe der hier veröffentlichten Bilder diese wichtige
Frage in meinem Sinne wird entschieden werden können. Der Hauptnachdruck liegt
natürlich auf den bis etwa 1520 entstandenen eige?ih.ändigen Werken Lucas Cranachs.
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