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Einleitung.

Ijrleichwie die Cultnr der meisten Zweige der Anatomie sich nicht in gleichem Auf-
schwünge ihrer Ausbildung nahte, so finden wir auch die zur Erweiterung der Kennt-
nisse über die Saugadern gemachten Bestrebungen in periodischen Bewegungen begriffen.

Obgleich schon Erasistratus uud Herophilus hei der Zergliederung gröfscrer
Thiere einige Kunde von solchen Gefäisen erlangt hatten, deren Verrichtung sie fredich
nicht entfernt vermutheten, so liefs Galen diese Kunde doch gänzlich unbeachtet; denn er

stellte die Meinung; auf, die Nahrungsstoffe würden aus dem Darmkanale durch die Gekrös-
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Venen aufgenommen, zur Leber geleitet und hier in Blut verwandelt. Diese Lehre blieb
in den verschiedenen Schulen bis zu Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts allgemein herr-
schend. Ein Zufall erschütterte sie und gab Veranlassung zu ihrem baldigen Umsturz.

Caspar. Aselli fand im Jahre 1622 bei der Oelfnung eines Hundes, der kurz zuvor
Nahrung zu sich genommen hatte und an dem er einige Versuche über die Wirkung der Rei-
zung der zurücklaufenden Nerven anstellte, Gefäfse im Gekröse und am Darmkanale, die
mit einer weifsen, milchigen Flüssigkeit angefüllt waren. Solche Gefäfse nahm er auch
an anderen Hunden und Pferden wahr, die er einige Zeit nach der Fütterung tödtete. Er
nannte sie Milchgefäfse (Lactes, venae lacteae) und stellte über ihre Verrichtung die Mei-
nung auf, dafs sie die Nahrungsstoffe aus dem Darmkanal aufsaugten und zur Leber leite-
ten, indem sie sich zum Theil mit der Pfortader verbänden, zum Theil aber in die Leber

Aselli's wichtige Entdeckung gab den Anstofs zu zahlreichen Forschungen, die
bald Licht über ein Gefäfssystem verbreiteten, welches sich so lange den Blicken der Ana-
tomen entzogen hatte.

Rolfink, Pejresc, Tulpe, YVal.eus, Folius, Vesling u. a. bestätigten, durch ihre
an Säugthiercn und Menschen angestellten Untersuchungen, Aselli's Entdeckung. Den-
noch blieben mehrere Anatomen und Acrzte der damaligen Zeit, Harvey, Riolajn, I'lempiüs,
Primarosa u. a. der alten GALEN'schen Lehre treu und liefsen die Aufsaugung der Nah-
rungs-Materien durch die Gekrös- Venen geschehen.

Vollends umgestofsen wurde jene Lehre erst durch die Entdeckung des Milch-
brustgangs und durch die aufgefundene Verbindung der Saugadern des Darmkanals mit
diesem Kanäle. Den Milchbrustgang hatte zwar schon Eustacii im Jahr i565 in einem
Pferde gesehen, aber für eine Vene gehalten, die er Vena alba thoracis nannte.

Rudbeck. gebührt die Ehre dieses nichtigen Fundes; denn er sah im Jahr i65o
zuerst diesen Kanal und wies die Verbindung der SaueaJern des Darmkanals mit demsel-
ben nach; auch beobachtete er die Bewecun<r des Milchsafts in den Saugadern von den
Zweigen und Aesten zu den Stämmen. M. Hoffhanpt, Pecquet, Van Hörne, Le Noble u. a.
bestätigten Rüddeck's Entdeckung.

Lymphgefäfse wurden nun auch in anderen Theilen des Körpers von Säugthieren
und Menschen durch Rudbeck, Stenoms, Th. Bartholin, Nuck, Ridley, Ruyscii u. a. auf-

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