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Fig. ho. Fig. in. Fig. 112. Fig. 113. I ig. 114.
Delfter Wandfliesen des XVIII. Jahrh., blau auf weiss, Vi n. Gr. (Coli. Forrcr).
>
Fig 111 -113 aus Köln a. Rh, 114 in Düsseldorf, 115 in Mainz gekauft.
stilisirten Vogelfiguren Fig 17 u. 18 Taf. LXVI und die Männer- und Frauenges'alten von Fig. 1—3, Taf. LXVI.
Später, gegen die Mitte des XVIII. Jahrhunderts, tritt zum Blau als aequivalente Farbe Manganviolett, bald neben
dem Blau, bald ohne dieses verwendet. Die Figuren gehen nun oft mehr in's genrehafte; Schäfer und
Schäferinnen spielen dabei eine besondere Rolle (vgl. Taf. LXVII). Die Ornamente verlieren sodann,
die sorgfältig aufgetragenen Abschattirungen und lösen sich in einfachere Linienzeichnungen auf; die Land-
schaften wie die Figuren werden schablonenhaft und flüchtig aufskizzirt. Dazu gesellt sich in der Folgezeit
eine weitere Vereinfachung der Decorationsweise, indem man einfachere Ornamente lediglich mittelst Schablone
aufmalt oder aufspritzt, oder gewisse Motive, wie z. B. Bäumchen, mittelst eines in blaue Farbe getauchten
Schwammes aufsetzt. Ihren Thon bezogen die Delfter Töpfer, nach Havard, aus Tournai in Belgien, aus
Mülheim an der Ruhr und von den Rheinufern Hollands, nach Renier Boitet, Description de Delft (Amsterdam,
1667), auch von Maastricht (« la terre dont eile est fabriquee vient de Maastricht, et eile est parifiee ä Delft... »).
Der Export Delfts und seiner holländischen Schwesterstädte nach dem Auslande muss ein ganz
enormer und, trotzdem sehr bald im Auslande die Delfter Manier Nachahmung fand, durch das ganze
XVIII. Jahrhundert ein andauernd starker gewesen sein. Besonders grosse Mengen Delfter Plamutzer giengen
nach Dänemark, Deutschland, Belgien, Frankreich und England. Aber auch in Italien und in Spanien finden
sie sich und haben selbst auf die dortigen Fliesenerzeugnisse ihren Einfluss ausgeübt. In den Palästen der
Grossen und Reichen sind diese Fliesen im XVIII. Jahrhundert allerdings meistens nur für besondere Räume,
wie Badezimmer, Küchen und dergl. reservirt geblieben, für diese aber damals allerdings gewissermaassen
ein kaum fehlendürfender Ausstattungsartikel geworden. Diderot und d'Alembert, in ihrer Encyclope'die oxt
dictionnaire des sciences, des arts et metiers, Paris 1751, citiren «le carreau de Hollande, ordinairement de
4 pouces en quarre'», als in Frankreich speciell folgenden Zwecken dienend: sert ä paver les salles de dam, les
petits cabinets 011 lieux ä sonpapes, et aidres endroits de cette nature. Von der Thonverkleidung ist diese Art von
Fliesendecoration auch auf andere Gattungen von Wandverkleidungen übergegangen, auf die Zeugdruck -
und auf die Papiertapeten 1
Gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts geht, wie die ganze Delfter Fayenceindustrie, auch deren
Fliesenbäckerei quantitativ wie qualitativ zurück. Nach Blümlein, « Delft und seine Fayencen » arbeitete Delft
1640 und ebenso (nach Jännicke) 1711 mit 3o Fayencefabriken und 1729 (bei i5oo — 2000 Arbeitern) mit 29;
1742 bestanden noch 20 Fabriken, 1779 aber nur noch i5 Ateliers (mit ca. 500 — 600 Arbeitern), 1794 noch
10 und 1808 gar nur mehr 8 Fayencerieen. Diese Zahl verminderte sich auch in den folgenden Jahren, bis
i853 noch die letzte Werkstätte eingieng. Erst in allerneuester Zeit hat man wieder begonnen die ehedem
selbst von den Sammlern kaum eines Blickes gewürdigten alten Delfter Fliesen zu schätzen und zu sammeln,
sie wieder in Wohnräume als decorative Panneaux zu verwenden und sich auch in der modernen Fliesen-
keramik durch die alten Delfter Fabricate zu verwandten Neuschöpfungen anregen zu lassen (vgl. Taf. LXXX).
1 Reproduction einer derartigen Zeugdrucktapete mit Delfter Musterung in Blaudruck (aus Köln a./Rh.) vgl. man bei
Forrer, « Die Kunst des Zeugdrucks vom Mittelalter bis zur Empirezeit », Strassburg, 1898, mit 81 Tafeln.
Fig. ho. Fig. in. Fig. 112. Fig. 113. I ig. 114.
Delfter Wandfliesen des XVIII. Jahrh., blau auf weiss, Vi n. Gr. (Coli. Forrcr).
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Fig 111 -113 aus Köln a. Rh, 114 in Düsseldorf, 115 in Mainz gekauft.
stilisirten Vogelfiguren Fig 17 u. 18 Taf. LXVI und die Männer- und Frauenges'alten von Fig. 1—3, Taf. LXVI.
Später, gegen die Mitte des XVIII. Jahrhunderts, tritt zum Blau als aequivalente Farbe Manganviolett, bald neben
dem Blau, bald ohne dieses verwendet. Die Figuren gehen nun oft mehr in's genrehafte; Schäfer und
Schäferinnen spielen dabei eine besondere Rolle (vgl. Taf. LXVII). Die Ornamente verlieren sodann,
die sorgfältig aufgetragenen Abschattirungen und lösen sich in einfachere Linienzeichnungen auf; die Land-
schaften wie die Figuren werden schablonenhaft und flüchtig aufskizzirt. Dazu gesellt sich in der Folgezeit
eine weitere Vereinfachung der Decorationsweise, indem man einfachere Ornamente lediglich mittelst Schablone
aufmalt oder aufspritzt, oder gewisse Motive, wie z. B. Bäumchen, mittelst eines in blaue Farbe getauchten
Schwammes aufsetzt. Ihren Thon bezogen die Delfter Töpfer, nach Havard, aus Tournai in Belgien, aus
Mülheim an der Ruhr und von den Rheinufern Hollands, nach Renier Boitet, Description de Delft (Amsterdam,
1667), auch von Maastricht (« la terre dont eile est fabriquee vient de Maastricht, et eile est parifiee ä Delft... »).
Der Export Delfts und seiner holländischen Schwesterstädte nach dem Auslande muss ein ganz
enormer und, trotzdem sehr bald im Auslande die Delfter Manier Nachahmung fand, durch das ganze
XVIII. Jahrhundert ein andauernd starker gewesen sein. Besonders grosse Mengen Delfter Plamutzer giengen
nach Dänemark, Deutschland, Belgien, Frankreich und England. Aber auch in Italien und in Spanien finden
sie sich und haben selbst auf die dortigen Fliesenerzeugnisse ihren Einfluss ausgeübt. In den Palästen der
Grossen und Reichen sind diese Fliesen im XVIII. Jahrhundert allerdings meistens nur für besondere Räume,
wie Badezimmer, Küchen und dergl. reservirt geblieben, für diese aber damals allerdings gewissermaassen
ein kaum fehlendürfender Ausstattungsartikel geworden. Diderot und d'Alembert, in ihrer Encyclope'die oxt
dictionnaire des sciences, des arts et metiers, Paris 1751, citiren «le carreau de Hollande, ordinairement de
4 pouces en quarre'», als in Frankreich speciell folgenden Zwecken dienend: sert ä paver les salles de dam, les
petits cabinets 011 lieux ä sonpapes, et aidres endroits de cette nature. Von der Thonverkleidung ist diese Art von
Fliesendecoration auch auf andere Gattungen von Wandverkleidungen übergegangen, auf die Zeugdruck -
und auf die Papiertapeten 1
Gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts geht, wie die ganze Delfter Fayenceindustrie, auch deren
Fliesenbäckerei quantitativ wie qualitativ zurück. Nach Blümlein, « Delft und seine Fayencen » arbeitete Delft
1640 und ebenso (nach Jännicke) 1711 mit 3o Fayencefabriken und 1729 (bei i5oo — 2000 Arbeitern) mit 29;
1742 bestanden noch 20 Fabriken, 1779 aber nur noch i5 Ateliers (mit ca. 500 — 600 Arbeitern), 1794 noch
10 und 1808 gar nur mehr 8 Fayencerieen. Diese Zahl verminderte sich auch in den folgenden Jahren, bis
i853 noch die letzte Werkstätte eingieng. Erst in allerneuester Zeit hat man wieder begonnen die ehedem
selbst von den Sammlern kaum eines Blickes gewürdigten alten Delfter Fliesen zu schätzen und zu sammeln,
sie wieder in Wohnräume als decorative Panneaux zu verwenden und sich auch in der modernen Fliesen-
keramik durch die alten Delfter Fabricate zu verwandten Neuschöpfungen anregen zu lassen (vgl. Taf. LXXX).
1 Reproduction einer derartigen Zeugdrucktapete mit Delfter Musterung in Blaudruck (aus Köln a./Rh.) vgl. man bei
Forrer, « Die Kunst des Zeugdrucks vom Mittelalter bis zur Empirezeit », Strassburg, 1898, mit 81 Tafeln.