Von den Nordischen Reichen. 7Z
Die Kunst ist es aber nicht allein; sie versteht stch auf Menschen,
Mit der Kraft eines Virtuosen.
Und ihre Seele! welch ein Anblick! welcher Stoff zu Betrachtun-
gen! Die harmonische Wirkung ihrer Geisteskräfte, das Ueberdach»
re, und die Erwartung der Klugen und Thoren übertreffende chrer
Handlung, plötzlich erscheinende grosse edle Entschliessungen, von denen
man keine Spur der Zubereitung gesehen, ihr Reden und Schweigen,
ihr Thun und Lassen^ stellen die Seele dieser grossen Frau als ein selbst-
ständiges PZchn dar. Sie empfindet jede ihrer Handlungen; sie lebt
m dem, was sie thut.
Dies ist nicht nur Natur allein, noch bloß die glückliche Mischung
ihres Temperaments; es ist dieses Studium des menschlichen Herzens,
der Grösse und Schwäche der menschlichen Seels, und alles Guten,
wozu der schlechteste, und des Schlechten, dessen auch der beste Mensch
noch fähig ist. Daher rühret wahrscheinlich der ganze Tact ihrer
Handlungen; daher der Grund ihrer bisher noch unüberwundenen Ge-
duld mit den Fehlern und Schwachheiten ihrerchesondern Dienerschaft
und mit den Trägheiten und Nachläßrgkeiten im Dienst des Staats^
daher der Kampf ihrer grossen Seele, einem Mann, der gewichen, da'
er streiten und stegen sollte, lieber zu verzechen , als in stch selbst den
Vorwurf zu fühlen , daß Kraft erfordert werde von einem Schwachen,
daher die feine richtige Sympathie für jede Act von ächtem Verdienst;
daher ihre beständige unwandelbare eigemhümliche Grösse, welche sts
auch noch da groß und ehrwürdig macht, wo der König in den Augen
feines Kammerdieners oft sehr klein erscheint; daher endlich der ganze
Reichrhum der himmlischen Güte des Herzens, welche den hervorste-
chenden Hauptzug ihres ganzen Sharacters ausmachk.
Diese göttliche Tugend überstrahlt und belebet alle ihre Handlungen
als ReZentin ihres fast unermeßlichen Reichs. Eie dürstet nicht nach
dem Ruhm der Macht, mit Leidenschaft aber nach dem Ruhm der Gü-
te; man kanns ihr nachfagen , daß es Paßion bey ihr geworden r
Menschen glücklich zu machen.
Sie ist es, diese der Unsterblichkeit würdige Frau, in deren Seele
der große Gedanke erwacht, ihre Nation auf das Gefühl ihrer eigenen
Würde zu führen, sie aus dem Stand der Unmündigkeit, Abhängig-
keit und Nachahmung anderer Völker zu ziehen, ihr einen eigenrhümli-
- chen beständigen Charmes zu geben , ein Original-Volk zu bilden,
Herbstmesse ,776. K daß^
Die Kunst ist es aber nicht allein; sie versteht stch auf Menschen,
Mit der Kraft eines Virtuosen.
Und ihre Seele! welch ein Anblick! welcher Stoff zu Betrachtun-
gen! Die harmonische Wirkung ihrer Geisteskräfte, das Ueberdach»
re, und die Erwartung der Klugen und Thoren übertreffende chrer
Handlung, plötzlich erscheinende grosse edle Entschliessungen, von denen
man keine Spur der Zubereitung gesehen, ihr Reden und Schweigen,
ihr Thun und Lassen^ stellen die Seele dieser grossen Frau als ein selbst-
ständiges PZchn dar. Sie empfindet jede ihrer Handlungen; sie lebt
m dem, was sie thut.
Dies ist nicht nur Natur allein, noch bloß die glückliche Mischung
ihres Temperaments; es ist dieses Studium des menschlichen Herzens,
der Grösse und Schwäche der menschlichen Seels, und alles Guten,
wozu der schlechteste, und des Schlechten, dessen auch der beste Mensch
noch fähig ist. Daher rühret wahrscheinlich der ganze Tact ihrer
Handlungen; daher der Grund ihrer bisher noch unüberwundenen Ge-
duld mit den Fehlern und Schwachheiten ihrerchesondern Dienerschaft
und mit den Trägheiten und Nachläßrgkeiten im Dienst des Staats^
daher der Kampf ihrer grossen Seele, einem Mann, der gewichen, da'
er streiten und stegen sollte, lieber zu verzechen , als in stch selbst den
Vorwurf zu fühlen , daß Kraft erfordert werde von einem Schwachen,
daher die feine richtige Sympathie für jede Act von ächtem Verdienst;
daher ihre beständige unwandelbare eigemhümliche Grösse, welche sts
auch noch da groß und ehrwürdig macht, wo der König in den Augen
feines Kammerdieners oft sehr klein erscheint; daher endlich der ganze
Reichrhum der himmlischen Güte des Herzens, welche den hervorste-
chenden Hauptzug ihres ganzen Sharacters ausmachk.
Diese göttliche Tugend überstrahlt und belebet alle ihre Handlungen
als ReZentin ihres fast unermeßlichen Reichs. Eie dürstet nicht nach
dem Ruhm der Macht, mit Leidenschaft aber nach dem Ruhm der Gü-
te; man kanns ihr nachfagen , daß es Paßion bey ihr geworden r
Menschen glücklich zu machen.
Sie ist es, diese der Unsterblichkeit würdige Frau, in deren Seele
der große Gedanke erwacht, ihre Nation auf das Gefühl ihrer eigenen
Würde zu führen, sie aus dem Stand der Unmündigkeit, Abhängig-
keit und Nachahmung anderer Völker zu ziehen, ihr einen eigenrhümli-
- chen beständigen Charmes zu geben , ein Original-Volk zu bilden,
Herbstmesse ,776. K daß^