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Frauberger, Heinrich
Die Akropolis von Baalbek — Frankfurt a.M.

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https://doi.org/10.11588/diglit.6150#0013
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DIE AKEOPOLIS VON BAAL7SEK.

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gottesdienstlichen Gebräuchen, als auch aus seiner Abbildung schliessen. Es ist ein goldenes Bild, ohne Bart, es schwingt mit
der rechten Hand, gleich einem Kutscher, eine Peitsche, in der linken Hand hält es einen Strahl und Aehren, welche .die
vereinigte Macht Jupiters und der Sonne anzeigen. Her Gottesdienst in diesem Tempel ist auch der Orakel halber vor-
züglich berühmt, welche dem Apollo zugeschrieben werden, der ebenso viel ist, als die Sonne selbst. Denn das Bild des
heliopolitanischen Gottes wird in einem Heiligthum herumgeführt, wie man in den circensischcn Spielen die Bilder der
Götter pflegt herumzuführen; gemeiniglich führen es die Vornehmsten des Landes mit beschorenen Häuptern, nachdem sie
sich eine lange Zeit vorher kasteiet haben; sie gehen aber nicht, wie es ihnen beliebt, sondern werden durch eine höhere
Macht getrieben; wohin sie der Gott treibt, dahin gehen sie auch. — Biesen Gott fragen auch die Abwesenden durch ein-
geschickte versiegelte Täfelchen, und er giebt schriftliche Antwort in der Ordnung, wie die Fragen aufeinander folgen.
Kaiser Trajan, der aus diesem Lande mit seinem mächtigen Heere, welches der Religion unverbrüchlich ergeben war, in
Partien eindringen wollte, als ihm seine Freunde, die von dieser Gottheit schon die grössteu Proben gehabt hatten, riethen,
er möchte sich doch des Ausganges des vorgenommenen Feldzuges halber vorher erkundigen, wollte aus römischer für-
sichtiger Klugheit vorher die Wahrheit dieses Orakels auf die Probe stellen, ob nicht etwa ein Betrug von Menschen da-
hinter steckte. Er schickte also zuerst versiegelte Zettel, auf die er Antwort begehrte. Der Gott aber liess sich Papier
geben und solches unbeschrieben zusiegeln und dem Kaiser zuschicken, über welches Verfahren die Priester selbst erstaunten.
Denn sie wussten nicht, wie es mit den Zetteln beschaffen war. Trajan hingegen empfing sie mit der grössteu Verwunde-
rung, weil er selber dem Gotte unbeschriebene Täfelchen zugeschickt hatte. Hierauf beschrieb er wirklich andere, siegelte
sie zu und begehrte Antwort: ob er nach geendigtem Kriege wohl wiederum nach Pom zurückkommen werde? Her Gott

aber liess sich aus den Geschenken, die man ihm im Tempel geweihet hatte, einen Rebenstock, wie ihn die Hauptleute des
Heeres zu führen pflegen, bringen, denselben in Stücke zerschneiden, sie in ein Tuch wickeln und also dem Kaiser bringen.
Her Ausgang zeigte sieh bei dem Tode Trajans, dessen Gebeine nach Rom gebracht wurden."

Der Tempel, welcher zu Trajans Zeiten in Baalbek vorhanden war, war bereits römisches Werk; denn Ammian
berichtet uns, dass Marcus Crassus (um GO v. Chr.) den Tempel zu Baalbek zerstört und so viele Schätze mitgenommen
hätte, dass das Zählen und Verpacken mehrere Tage in Anspruch genommen habe. Die neueren Forschungen über die
Geschichte Baalbeks im Alterthum waren nicht ergiebig, so dass wir das Wenige, was bereits in dem Werke von Wood
angegeben ist, als Unterlage für die Baubeschreibung benutzen.

Die Bauten der Akropolis zu Baalbek bilden, wenn sie auch ihren Formen nach gleichzeitig entstanden sind, doch
zwei in sich getrennte Tlieile. Als den ersten Theil betrachten wir den grossen Tempel mit seinen beiden Vorhöfen und
der Eingangshalle, als den zweiten Theil den seitlieh vom grossen Tempel gelegenen, in den Abmessungen kleineren Tempel.
Der erste Theil besitzt hervorragendes architektonisches Interesse als Gesammtanlage und Monumentalarchitektur ersten
Ranges, wogegen der kleinere Tempel durch seine verhältnissmässig gute Erhaltung den Architekten in vorzüglicher Weise
in die Einzeldurchbildung der römischen Barockzeit einzuführen vermag.

Qeber die Entstehung dieser Prachtbauten besitzen wir leider bis jetzt keine zuverlässigen Daten. Wood unter-
suchte zwar das ganze vorliegende geschichtliche Material, konnte aber zu keinem sicheren Resultat gelangen. S. 10 seines
Werkes sagt derselbe: „Johannes von Antiochia, mit dem Beinamen Malala, sagt: — Aelius Antoninus Pius baute dem
Jupiter einen grossen Tempel in Heliopolis am Libanon in Phönicien, welcher eines der Wunder der AVeit war —".

AVeiter sehreibt Wood S. 11: „Julius Capitolinus allerdings, welcher das Leben dieses Kaisers beschreibt, zählt
seine Bauten auf, unter welchen wir diese nicht erwähnt finden, obgleich dieselben so viel bedeutender sind als andere, von
denen er Kenntniss giebt.

Hätten wir irgend einen regelrechten verständigen Bericht über die Regierung dieses Kaisers, in welchem die
Tempel von Heliopolis nicht zu finden wären, so würde dies ohne Zweifel das Zeugniss von Malala abschwächen; aber
 
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