Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
60

Schuster, Der romanische Teil des Freiburger Münsters

Während in einer senkrech-
ten Mauer die einzelnen Steine
nur einen Druck von oben nach
unten ausüben, drücken sie in
einem Gewölbe auch seitwärts,
indem sie nicht mehr senkrecht
aufeinander liegen, sondern zwi-
schen feste Mauern (Widerlager)
eingezwängt sind. Sind diese nicht
stark genug, den Seitenschub aus-
zuhalten, weichen sie seitwärts
aus, so stürzt das Gewölbe ein.
Je weiter gespannt und je flacher
ein Gewölbe ist, desto größer ist
auch der Seitenschub und desto
stärker müssen dieWiderlagerauf-
geführt werden.

In der Überwölbung weiter
Räume haben die alten Römer
bis jetzt Unerreichtes geleistet; das
Mittelschiff der Basilika des Ma-
xentius in Rom ist im Licht 24 m
breit und 34 m hoch - das jetzige
Mittelschiff des Freiburger Mün-
sters misst dagegen nur 10,20 m
auf 27 m und alle drei Schiffe
zusammen 29,75 m. Das Innere
des Mittelschiffs der Maxentius-
Basilika ist noch um etwa 3 m

höher als der First des jetzigen
Mittelschiffdachs des Freiburger
Münsters1. Diese gewaltigen Lei-
stungen der Römer, hervorge-
rufen durch ihren auf das Monu-
mentale gerichteten Bausinn, wa-
ren nur möglich durch die vor-
zügliche Beschaffenheit des Steins
und Mörtels, das milde Klima und
die Verwendung ungeheurer Mas-
sen von Material, die nur bei der
Konzentration der Macht in we-
nigen Händen durch die Sklaven-
arbeit bewältigt werden konnten.
Der nordische Kirchenbau des
Mittelalters musste darauf be-
dacht sein, mit bescheideneren
Mitteln auszukommen. Während
man kleine Räume (Seitenschiffe,
Krypten) häufig einwölbte, versah
man in der frühesten Zeit die

Blendarkaden im Chor. Südseite.

1 Sehr lehrreiche Abbildungen bei
J. Darm, Handbuch der Architektur,
II. Teil, 2. Band: Die Baukunst der Rö-
mer. Darmstadt 1885 S. 171 und 325. In
die Basilika des Maxentius sind dort ein-
gezeichnet: die Querschnitte des Frei-
burger Münsters, des Doms in Limburg,
der (modernen) Thomaskirche in Berlin
und des Kölner Doms.

C <ßr/ju^/e/ <(av

Blendarkaden am nördlichen Hahnenturm.
 
Annotationen