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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Kempf, Friedrich: Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0027
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Kempf, Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster

Außer der scharfen Charakteristik und der ge- übte. Namentlich wirkten die unsterblichen großen

winnenden Lieblichkeit der Auffassung ist es die be- monumentalen Meisterwerke, welche die ewige Stadt

wunderungswürdige Technik in der feinen, erstaun- in so unerschöpflicher Fülle birgt, die er mit regstem

liehen Behandlung der Details, welche unsere Blicke Eifer studierte, nachhaltig auf den Entwicklungsgang

fesselt. Bei näherer Betrachtung gewinnt man un- des reich begabten Jünglings. Weiterhin vollzog sich

willkürlich die Überzeugung, dass der Meister mit seine Ausbildung unter den Traditionen der Schule

liebevollem Verständnis, mit künstlerischem Feingefühl der Nazarener, einer Gruppe deutscher Künstler in

und tiefer, religiöser Empfindung sich in die ihm ge- Rom, deren BegründerCorneliusund Overbeckwaren,

stellte Aufgabe vertieft hat. Wer sich übrigens über welche meist religiöse und romantische Stoffe bevor-

die Gleichmäßigkeit
der Ausführung, über
die Einzelheiten der
fest bestimmten, kla-
ren Zeichnung, die
Schönheit der Far-
bengebung, insbeson-
dere der Gewänder,
die in ihrer künst-
lerischen Behandlung
eine große Mannig-
faltigkeit zeigen, eine
genauere Vorstellung
verschaffen will, hat
dazu vom Laufgang
des Hochschiffes, also

aus unmittelbarer
Nähe, die beste Gele-
genheit.

Zum Schluss noch
einige biographische
Mitteilungen über den
Schöpfer des Bildes.

Ludwig Seitz wurde
in Rom am 11. Juli
1844 als Sohn einer
deutschen Künstler-
familie geboren. Sein
Großvater war als
Kupferstecher tätig.
Von frühester Jugend
an bekundete er eine
besondere Vorliebe
und ein großes Talent
für das Zeichnen und
Malen, wobei er es
schon im Knabenalter zu Auszeichnungen für künst
lerische Versuche brachte. Sein aus München stam
mender Vater war ein talentvoller Schüler von Cor
nelius und Overbeck und erfreute sich der be

Abbild. 9. Holzreliquiar des heiligen Arthemius
Patrons der Metzgerzunft „zum Sternen".

zugten. Mit unver-
drossener Ausdauer
gelangte er allmählich
zu einem ganz eige-
nen, selbständigenStil.
Zacher1 schreibt mit
Bezug auf Seitz über
die kirchliche Kunst
Roms in der letzten
Periode von 1870 an,
welcher er im allge-
meinen kein günstiges
Zeugnis ausstellt:
„Nur ein Künstler
deutscher Abstam-
mung, ein erratischer
Block aus den Zeiten
von Cornelius und
Overbeck, deren Tra-
ditionen er eifrig
wachzuhalten sucht,
Ludwig Seitz, ist er-
wähnenswert."

Außerordentlich
zahlreich sind die
Werke, die Seitz in
Rom und anderen Or-
ten geschaffen hat. Es
kann sich hier natür-
lich nicht darum han-
deln, ein vollständiges
chronistisch getreues
Bild seines Wirkens
und Schaffens zu lie-
fern. Zu seinen ersten,
für die Öffentlichkeit
bestimmten Arbeiten gehören die Illustrationen zu
der Legende von Alban Stolz: „Christlicher Stern-
himmel", welche gesammelt als „Zeichnungen zu
den Gleichnissen des Herrn" und 48 Darstellungen

sondern Gunst des kunstliebenden Bayernkönigs aus dem Leben Jesu und der Heiligen in Herders

Ludwig I., der auch Patenstelle bei seinem Sohne Verlag 1869 erschienen sind. Es sind für den Holz-
Ludwig annahm. Es kann nicht verwundern, wenn

j;a u^a^. .„ a i •• .i • i o ii j ' Albert Zacher, Rom als Kunststätte. (Die Kunst. Samm-

die bedeutende künstlerische Ste ung des Vaters , .. „ u „■„,, A

° lung illustrierter Monographien. Herausgegeben von Riehard

auch auf den Sohn einen förderlichen Einfluss aus- Mather. 18. Band.) Berlin 1903 S. 59; vgl. auch S. 61.
 
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