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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Kempf, Friedrich: Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0028
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Kempf, Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster

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schnitt entworfene Zeichnungen von tief religiöser
Auffassung, die Dürerschen Charakter mit der An-
mut italienischer Gestalten vereinigen. Mit diesen
Holzschnitten scheint er sich anfänglich nicht den
allseitigen Beifall errungen zu haben; denn der Ver-
leger schreibt darüber in einer gewissen Besorgnis,
aber immerhin in einer zugunsten der Seitzschen
Leistungen sprechenden Weise im Jahre 1865 an
Steinte1: „Ich musste
mir von manchen,
welche Kunsturteile
mit großer Sicherheit
aussprechen, sagen
lassen, es sei schade,
dass das schöne Buch
mit den alten häss-
lichen Bildern ver-
unziert werde, welche

wahrscheinlich in
einem alten Werke
aus früherer Zeit ge-
funden und von mir
um billigen Preis an-
gekauft worden seien."
Steinle aber antwor-
tete ihm, diese Holz-
schnitte seien das
Beste, was ihm in
dieser Art während
der neuern Zeit vor-
gekommen sei. Als
Herder von dieser Er-
klärung des Meisters
öffentlich Gebrauch
machte, äußerte der
letztere seine Freude
darüber und sagte:
„Dass Ihr Unterneh-
men mit diesen Bil-
dern gegenüber un-
serem gar sehr zer-
fahrenen Geschmacke
eine Art Martyrium
zu bestehen haben
werde, das habe ich

vorausgesagt. Allein mit dem Bekennen der Wahr-
heit in der Kunst wird auch der endliche Sieg ver-
bunden sein" (14. Januar 1866). Steinle hat sich
in diesem Stücke tatsächlich als wahrer Prophet
erwiesen. Die Bilder von Seitz sind Lieblingsbilder
des Volkes geworden und haben nachher, gerade
ihres alten Charakters wegen, Aufsehen erregt.

1 Albert Weiß, O. Pr., Benjamin Herder, Fünfzig Jahre
eines geistigen Befreiungskampfes. Freiburg i. Br. 1890 S. 93.

Eine der ersten und bedeutendsten Seitzschen
Leistungen in der Monumentalkunst ist die in Ge-
meinschaft mit seinem Vater erfolgte Ausmalung des
neuerbauten Domes zu Djakovar in Slavonien, zu der
Bischof Stroßmayer sie berief. Diese Wandmalereien,
welche eine sehr günstige Beurteilung erfuhren, haben
dem Künstler großen Ruhm, namentlich in kirchlichen
Kreisen, eingetragen. Es wurde ihm daraufhin der

Auftrag zu vier großen

Freskobildern aus
dem Leben der Schutz-
heiligen der Diözese
im Chor des Domes
zu Treviso (1882 bis
1888) gegeben. In
Rom hatte der Künst-
ler vorher schon die
Kapelle S. Bonaven-
tura in Aracoeli aus-
gemalt. Ferner malte
er die Apsis der fran-
zösischen Kirche S.
Ivo aus und schuf die
Deckenfresken in der
Kirche des deutschen
Hospizes S. Maria dell'
Anima, für welche er
auch den Karton zum

Glasgemälde über
dem Hauptportal lie-
ferte. Weiterhin fer-
tigte er acht Rund-
bilder der großen la-
teinischen und grie-
chischen Kirchen-
lehrer der Herz-Jesu-
kirche in Sarajewo in
Bosnien. Im Jahre
1882 stellte er ver-
schiedene Bilder und
ein Altargemälde für

die Schlosskapelle
des Fürsten von Für-
stenberg zu Heiligen-
berg her. Sonst hat er
für Deutschland verhältnismäßig wenig geschaffen.

Hierauf erhielt er eine Reihe von Aufträgen durch
den Vatikan, zunächst zur Anfertigung von Entwürfen
für die Ausschmückung der Gruft Pius' IX. in S.
Lorenzo fuori le mure mit Mosaiken.

Als Leo XIII. anfangs der 80er Jahre die Galeria
dei Candelabri im vatikanischen Palast, in nächster
Nähe der Sixtinischen Kapelle, der Loggien und
Stanzen Raffaels, neu herstellen ließ, übertrug er dem

Abbild. 10. Die Geißelung Christi.
Darstellungen aus dem Leben Jesu und der Heiligen von Ludwig Seitz (1866).
 
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