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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Albert, Peter P.: Konrad Buchner: ein Freiburger Münsterorganist des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0043
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Albert, Konrad Buchner, ein Freiburger Münsterorganist des 16. Jahrhunderts

lang absten oder des von gedachten meinen gunstigen
herren burgenneister und rat geurlobet wurd, welche
dann zu irem und meinem frien willen jederzeit ston
soll, alsdann will und soll ich der gmelten pfrunden, so
wie hieoben gschriben, zu der orgl annectirt, glichergstalt
wie dem dienst abtreten und abstan, der gegebnen in-
vestituren mich verzihen und soliche pfrunden frei er-
nempten meinen lehenherren widerumb resigniren, über-
geben und mich deren witers nit underzihen noch be-
laden in kein weg, alles getruwlich, erberlich und on-
geverlich. Zu urkund hab ich disen brief mit meiner
eigen hand underschriben und darzu mit vleiss erpeten
den würdigen wolgelerten hern meister Gallen Held,
dechan Freyburger capitels, das er sein eigen insigel,
doch ime und sein erben on schaden, für mich hieunden
an disen brief gedruckt hat, der geben ist uf donrstag
nach Petri und Pauli etc. als etc. XXXVIII0."

Nur zwei Jahre bekleidete Buchner auf Grund
dieses Dienstvertrags das Organistenamt am Münster
und schlug die neue, 1503 von Meister Martin Gruen-
bach aus Ulm gebaute und von Meister Jörg Eben
aus Ravensburg 1544 mit einem neuen Werk ver-
sehene Orgel mit „hülzen flouten", ein nach dem
Urteil bewährter Kenner so vortrefflich ausgefallenes
Werk, dass der Rat der Stadt Meister Martin das
Hintersassenrecht unentgeltlich verliehen und dazu
einen offenen Empfehlungsbrief ausgestellt hatte, da-
mit er auch anderwärts Bestellungen erhielt.

An tüchtigen Orgelspielern scheint damals Mangel
in Freiburg gewesen zu sein, denn am 25. Mai 1509
hatten Bürgermeister und Rat den Abt von Tennen-
bach um den Konventualen Meier gebeten, damit er
an Pfingsten und Fronleichnam die Orgel bediene;
„nachdem wir", hatten sie geschrieben, „irgend eins
Organisten manglen", da der bisherige Inhaber der
Stelle kurz zuvor gestorben war. Im März 1513 da-
gegen konnten sie ihrerseits wieder dem Rat zu
Breisach für die dort in Erledigung gekommene
„schul und orgel" den Meister Hans Adler empfehlen,
der in Abwesenheit ihres Münsterorganisten dessen
Stelle zur Zufriedenheit versehen habe.

Konrad Buchners unmittelbarer Vorgänger war, wie
wir gehört haben, Meister Hans Hußler gen. Weck ge-
wesen, sein nächster Nachfolger war Meister Georg
Ebert, der im Auftrag der Münsterbaupfleger in den
Jahren 1544—1548 „ein new werk und orgel zu bemeltem
münster mit 18 registern, benantlich im manual, prin-
cipale, octaven, dreifaden, zimblen, hindersatz, trometen,
faberton, verdeckt fleuten und ein pedalvogelgsang, hör-
trummen, principale ainer octav tiefer denn daz manual,
ain gewaltiger hindersatz trommeten und ain verdeckts
hörnlin, sodann im positif ain lieblichs fieutlin, zimbalin,
ain hörnlin und ain mixtürlin, item am ventil zum ganzen
werk unten ain ventil zum ruckpositif und darzu 12
neuer blosbelg" zu bauen erhielt, was er so „vleissig

1 Vgl. H. Schreiber, Geschichte der Albert Ludwigs-Uni-
versität zu Freiburg i. Br. 2 (1859) S. 366f.

und dermaßen verfertigt und gemacht", dass ihm die
zur Prüfung und Probe beschickten „beruembten und
bewerten Organisten" das beste Zeugnis gaben und
die Stadt „ime dess gut lob und rum nachsagte und
deshalb meniglichen, zu dem bemelter maister Görg
solicher seiner kunst und arbeit halben ansuchen
wirdet, ... ine als ain geschickten, beruembten und
kunstreichen maister gunstig zu befurdern und bevolhen
zu haben" urkundlich erklärte. Auf Georg Ebert
folgte 1547 sein Sohn Hans Ebert, der 1552 starb,
worauf der allenthalben als „ain beruempter organist"
gefeierte Magister Jakob Bilonius aus Breisach mit
einem Jahresgehalt von 180 Gulden zu der Frei-
burger Münsterorgel berufen wurde. Bilonius hatte
schon zu Metz das Organistenamt bekleidet, hielt
aber, nach Freiburg gekommen, nicht lange dabei
aus, sondern studierte die Rechte, promovierte darin
zum Doktor und wurde an der Universität zuerst
1566 als „secundarius", 1585 als „primarius pro-
fessor" des Kirchenrechts angestellt. Er lebte, als
sehr fleißiger Lehrer gerühmt, bis zum 4. Januar
1592.

Zunächst nach Konrad Buchners unerwartet
frühem Hinscheiden an St. Maria Magdalenentag
(22. Juli) 1540 scheint man wegen eines geeigneten
Nachfolgers wieder eine Zeitlang in Verlegenheit ge-
wesen zu sein. Am 19. Dezember 1544 beschloss
deshalb der Rat, „damit man ein Organisten uf die
neue orgel [bejkommen möge, sol dem bischof zu Constantz
geschriben werden, die vacierenden kleine pfrunden, so
ein rat zu verliehen hat, dwil sunst dhein priester deren
begert, und lang vaciert haben, zu der orgel unieren und
addieren zu lassen und sich demnach umb ein jungen,
der das orglen lernte, bewerben und daraus zu lernen
verdingen und underhalten". Und so hielt man es
auch; doch war erst nach dritthalb Jahren wieder
ein Organist zur Stelle. „Hans Ebert den jungen
Organisten", berichtet der Stadtschreiber am 8. Juli
1547, „haben meine herren vor rat in beiwesen seins
vaters, meister Jergen Eberts des orgelmachers, die
nechsten drei jar lang, so von Johannis baptiste im
XLVlIten anfachen, zu [einem] Organisten angenomen
und besteh um die 50 gülden, so die pfründlin inkomens
haben, die ime laut eins registers durch den Schaffner
unser lieben frauen buw und hütten übergeben und zu
zins gefallen, das er die inziehen [und] sampt dem hus,
so darzu gehört, besitzen möge, und das er an der
schuld der 30 gülden, so man ime zu lernung bei
meister Hansen Holzhay furgesetzt, ob ers vermöge, in
den drei jaren etwas daran bezale. Wo er aber nichts
daran in der zit bezalt, sol er solche schuld, wann die
drei jar verschinen und er nit lenger in dienst belibe,
entrichten und bezalen. Und so er sich in der kunst
bessert und die orgel in allen registern recht gepraucht,
will ein rat nach verschinung der dreien jaren mit im
weiter bestallung furnemen. Daruf er das also ange-
nomen und dem herren burgermeister als ein anderer
hintersess gehorsam und gewertig zu sein glopt hat."
Hans Ebert war Laienorganist und verheiratet und
 
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