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Jan Provost

Nach den urkundlichen Notizen, die Weale ans Licht gebracht
hat, stammt Jan Provost aus Mons, einer Stadt im Süden der Nieder?
lande, die nahe der heutigen französischen Grenze und nicht fern von
Valenciennes und Maubeuge liegt. Weale soll, wie Hulin andeutet,
eine Spur des Meisters in Valenciennes gefunden haben. Doch steht
die Bestätigung noch aus. Provost, der um 1470 geboren sein mag,
also nicht wesentlich jünger als Quentin Massys ist, versucht in Ant?
werpen Fuß zu fassen, zwei Jahre später als Massys, nämlich 1493,
in welchem Jahr er als Meister in den Gildenlisten dieser Stadt auf?
taucht („Jan Provoost“), 1494 aber wird er in Brügge Meister und
bleibt dort bis zu seinem Tode — im Jahre 1529. Gewiß nicht nach
seiner Herkunft und Schulung, wohl aber wegen seiner langen und
erfolgreichen Wirksamkeit in der flandrischen Stadt ist er zu den
Brügger Meistern zu rechnen.
Als Provost sich in Brügge festsetzte, war Memling der Vertreter
des Anerkannten, für die jüngere Generation und sicher für den über
Antwerpen zugezogenen Maler von Mons ein Vertreter des Über?
wundenen und Veralteten. Gerard David war ein Generationsge?
nosse Provosts. Neben ihm, dessen Kunst vergleichsweise rück?
ständig und kirchlich gefesselt erschien, hatte der Ankömmling sich
aufrechtzuerhalten.
Mit Provost dringt vom Süden her weltlich unruhiges Wesen in
die dumpfe Klosterstille von Brügge. Antwerpen war die Stätte, wo
die jüngeren Talente aus allen Teilen der Niederlande zusammen?
strömten, wo im Austausch von Gedanken Neues — bei schwächerem
Traditionsdruck als in Brügge —emporschoß. Fühlung mit Antwerpen
scheint Provost gewahrt zu haben. Wenigstens 1520, als Dürer in
 
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