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JAN PROVOST
2. Versteigerung Nieuwenhuys, Brüssel 1883, Nr. 1 („Aeken“) —
58,5x61,5, jetzt Museum zu Detroit (U. S.)
3. Sammlung Vic. de Ruffo, Brüssel, expos. Brügge 1902, Nr. 169.
Gerade die Aufgabe des, Jüngsten Gerichtes“ wurde dem Meister
anvertraut, weil er unter den Brüggern seiner Generation über Pham
tasie und über eine vergleichsweise kühne Gestaltung nackter Figuren
verfügte. Während die Bilder in Hamburg und das in Detroit als
stilistisch wenig abweichende Varianten im Verhältnis zu dem Bilde
von 1525 etwa in derselben Zeit entstanden zu sein scheinen, weicht
das Exemplar beim Vic. Ruffo ab, ist im Aufbau altertümlicher, in
der Typik minder persönlich, trocken, steif und (wenn anders richtig
bestimmt) als erheblich frühere Arbeit Provosts gegenüber dem Ge?
richt von 1525 anzusehen.
Der Schritt zu der Ruffo?Tafel ist schwer und ohne den Nach?
weis von Zwischengliedern kaum erlaubt. So wenig entwickelt die
Formensprache Provosts nach Handform und Frauentyp etwa in
dem Jüngsten Gerichte der Ruffo?Sammlung erscheint, und wie weit
die Anordnung hier mit beschränkter Figurenzahl, der Isoliertheit
der Gestalten entfernt ist von dem dicht verschlungenen Beieinander
der anderen Gerichtstafeln: die Männerköpfe mit den schwarzen
Augenbrauen und den dicken Lippen, sowie die Bewegungsmotive
der nackten Gestalten erscheinen einigermaßen charakteristisch für
Provost.
Zu Vorstufen des uns bekannten Provost?Stils gelangen wir aber
auch auf anderem Wege. Gewiß von dem Meister ist eine Beweinung
Christi, die mit dem Nachlaß G. Ferronis verkauft wurde (März 1909
„Memling“). Das Bild ist jetzt bei Herrn v. Back in Zzegedin. Hier
ist namentlich die links knieende Magdalena im Typus charakteristisch
genug. An dieses altertümliche Bild schließen sich Glied um Glied
verschiedene Passionstafeln an, die sich mehr und mehr von dem
gewöhnlichen Provost?Stil entfernen.
1. Auktion Schevitch (Paris 1906, Pieta mit Magdalena und Johannes)
2. Madrid, Photo Laurent Nr. 2630, Pieta, ähnliche Komposition wie
die vorige
JAN PROVOST
2. Versteigerung Nieuwenhuys, Brüssel 1883, Nr. 1 („Aeken“) —
58,5x61,5, jetzt Museum zu Detroit (U. S.)
3. Sammlung Vic. de Ruffo, Brüssel, expos. Brügge 1902, Nr. 169.
Gerade die Aufgabe des, Jüngsten Gerichtes“ wurde dem Meister
anvertraut, weil er unter den Brüggern seiner Generation über Pham
tasie und über eine vergleichsweise kühne Gestaltung nackter Figuren
verfügte. Während die Bilder in Hamburg und das in Detroit als
stilistisch wenig abweichende Varianten im Verhältnis zu dem Bilde
von 1525 etwa in derselben Zeit entstanden zu sein scheinen, weicht
das Exemplar beim Vic. Ruffo ab, ist im Aufbau altertümlicher, in
der Typik minder persönlich, trocken, steif und (wenn anders richtig
bestimmt) als erheblich frühere Arbeit Provosts gegenüber dem Ge?
richt von 1525 anzusehen.
Der Schritt zu der Ruffo?Tafel ist schwer und ohne den Nach?
weis von Zwischengliedern kaum erlaubt. So wenig entwickelt die
Formensprache Provosts nach Handform und Frauentyp etwa in
dem Jüngsten Gerichte der Ruffo?Sammlung erscheint, und wie weit
die Anordnung hier mit beschränkter Figurenzahl, der Isoliertheit
der Gestalten entfernt ist von dem dicht verschlungenen Beieinander
der anderen Gerichtstafeln: die Männerköpfe mit den schwarzen
Augenbrauen und den dicken Lippen, sowie die Bewegungsmotive
der nackten Gestalten erscheinen einigermaßen charakteristisch für
Provost.
Zu Vorstufen des uns bekannten Provost?Stils gelangen wir aber
auch auf anderem Wege. Gewiß von dem Meister ist eine Beweinung
Christi, die mit dem Nachlaß G. Ferronis verkauft wurde (März 1909
„Memling“). Das Bild ist jetzt bei Herrn v. Back in Zzegedin. Hier
ist namentlich die links knieende Magdalena im Typus charakteristisch
genug. An dieses altertümliche Bild schließen sich Glied um Glied
verschiedene Passionstafeln an, die sich mehr und mehr von dem
gewöhnlichen Provost?Stil entfernen.
1. Auktion Schevitch (Paris 1906, Pieta mit Magdalena und Johannes)
2. Madrid, Photo Laurent Nr. 2630, Pieta, ähnliche Komposition wie
die vorige