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Marini, Marino [Ill.]; Fuchs, Hans [Bearb.]
Marino Marini - Il Miracolo 1953 — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 70: Stuttgart: Reclam, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.72983#0048
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Marinis stürzende Reiter sollen Denkmäler einer
Menschheitsdämmerung sein, wie der Künstler gesagt
hat, aber sie sind auch Symbole einer männlichen Zu-
versicht, sich gegen die tragischen Entscheidungen bis
zum Letzten zu behaupten.
Eduard Trier:
Figur und Raum. Verlag Gebrüder Mann, Berlin 1960
Das männliche Prinzip der Dynamik verkörpern for-
mal und thematisch die Reiter. An den zahlreichen
Variationen läßt sich erkennen, wie Marini auf drama-
tische Zuspitzung hinarbeitet. Das Dramatische gründet
sich jedoch nicht allein auf den jeweiligen Darstellungs-
wert, einfacher gesagt: auf dem dramatischen Geschehen,
sondern vornehmlich auf der unnachahmlichen Art des
Künstlers, das Drama aus der reinen Form zu entwickeln
und in der Einheit einer Figur Gestalt werden zu lassen.
Der Steigerung des dramatischen Geschehens — das
etwa so zu skizzieren wäre, daß anfangs die Reiter
ruhig sitzen und später vom Pferd und mit dem Pferd
stürzen, als hätte sie eine übermächtige Gewalt getrof-
fen — diesem Hochtreiben des dramatischen Inhalts also
entspricht in umgekehrter Proportionalität die Bändi-
gung, Verfestigung der plastischen Körperform und der
Komposition. Je dramatischer der Inhalt, um so ge-
schlossener die Form.
Eduard Trier:
Moderne Plastik. Bückergilde Gutenberg, Frankfurt/Main 1955
Aus Chronischem, sagte ich, bricht diese verzweifelte
Fülle und Kraft hervor, will ans Licht und reckt sich in
einem mächtigen Aufatmen dem Leben entgegen. Dieses
Sichaufrichten begründet nicht allein die archaisch ver-

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